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Fähnchen

Fußball-WM: Vier Wochen herrlicher Ausnahmezustand?

Panorama / Lesedauer: 2 min

Fußball, Feiern, Fähnchen schwenken: Warum die WM für die einen eine willkommene Abwechslung vom Alltag bedeutet, für andere aber eher ein Gräuel ist, das man meidet.
Veröffentlicht:08.06.2018, 15:25

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Pro: Mit Fähnchen und Trikots, aber bitte ohne Elfmeterschießen!

Von Robert Kolm

Fußballfieber – die einzige Krankheit, die ich gerne habe. Endlich ist wieder WM, satte vier Jahre habe ich darauf gewartet. Gut, da gab es die Europameisterschaft , aber die ist auch schon zwei Jahre her. Und für einen Fußballfan ist Sommerpause die Hölle. Gut, dass es in diesem Jahr sommerlichen Budenzauber gibt.

Mein Plan: Alle Spiele schauen und so oft wie möglich zum Public Viewing gehen. Wenn das Wetter mitspielt schön im Biergarten. Oder Freunde treffen und gemeinsam vor dem Fernseher jubeln und leiden. Leiden natürlich vor allem bei den Deutschland-Spielen. Bitte kein Elfmeterschießen mit deutscher Beteiligung, das machen Herz und Kreislauf einfach nicht mehr mit. Allenfalls gegen England, das gewinnen wir immer. Fähnchen und Trikots liegen jedenfalls schon parat, es kann losgehen. Die Schadenfreude wird dieses Jahr allerdings kürzer kommen, denn wir fahren ohne Holland zur WM. Und weil Italien auch nicht dabei ist, rechne ich mir sogar gute Chancen für die deutsche Elf aus. Wenn nur die Spanier nicht wären.

Meine Kollegin nebenan kann meine Begeisterung ja leider überhaupt nicht teilen. Da halte ich es mit Herbert Zimmermann, dem legendären Reporter des WM-Finales 1954: „Ich glaube, auch Fußballlaien sollten ein Herz haben“.

Contra: Brot und Spiele – ich gehe lieber ins Schwimmbad!

Von Christiane Wohlhaupter

Jetzt ist es also wieder soweit. Einen Monat lang messen sich überbezahlte Sportler darin, wer einen Ball besser treten kann, wer sich schmerzverzerrter auf dem Boden krümmen und wutentbrannter einen Schiedsrichter beschimpfen kann. Da rennen also zwei Mannschaften geschlagene 90 Minuten lang einem Ball hinterher – und dann fallen so wenig Tore. Diese Höhepunkt-arme Sportart stiehlt einem dann mit den Verlängerungen nur noch mehr Lebenszeit. Warum tun sich die Zuschauer das an? Und nicht nur einmalig, sondern gleich in Serie? Wäre es nicht spannender, Gras beim Wachsen zuzusehen? Wäre es nicht gesünder, sich in dieser Zeit selbst auszupowern, statt auf die Stellvertreter auf dem Bildschirm zu starren?

Aber wenn das Fußballfieber grassiert, dann scheint dagegen kein Kraut gewachsen. Wussten ja schließlich schon die alten Römer, dass man mit Brot und Spielen die Masse bei Laune hält und von Wichtigem ablenkt.

So schaue ich auf Werbeplakate mit erzwungenen Fußballreferenzen, im Supermarkt umgeben mich Verpackungen mit aufgedruckter Fußball-euphorie und jede Kneipe verhindert mit Spielübertragungen vernünftige Unterhaltungen – ich bin dann mal im Schwimmbad. Das ist zu dieser Zeit ja angenehm leer.