Holocaustgedenktag

Schüler führen Stück auf

Sigmaringen / Lesedauer: 2 min

Gedenkfeier für die Opfer des Holocaust
Veröffentlicht:26.01.2014, 17:45

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Zum internationalen Holocaustgedenktag findet heute eine Gedenkfeier für die 90 ermordeten behinderten und chronisch kranken Psychiatriepatienten des früheren Fürst-Carl-Landeskrankenhauses statt.

Die Feier beginnt um 17 Uhr in der Krankenhauskapelle und findet nach einem schweigenden Gang am Mahnmal beim heutigen Landratsamt ihren Abschluss. Krankenhausseelsorge und die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Sigmaringer Kreiskrankenhauses laden ein.

Aus Anlass des internationalen Holocaustgedenktags soll auch der Opfer der so genannten „Euthanasie -Aktionen“ der Nationalsozialisten an Patienten des ehemaligen Fürst-Carl-Landeskrankenhauses in Sigmaringen gedacht werden.

Zunächst waren hier zwischen 1934 und 1942 mehr als 100 vorgeblich „erbkranke“ Männer aus Hohenzollern und angrenzenden Orten zwangsweise unfruchtbar gemacht worden. Am 12. Dezember 1940 und am 14. März 1941 wurde das staatliche Mordprogramm dann auch in Sigmaringen durchgeführt. Insgesamt 91 von seinerzeit 213 Patienten wurden abtransportiert und anschließend in den Tötungsanstalten Grafeneck bei Münsingen und Hadamar bei Limburg vergast. Nur einer der Deportierten entging diesem Schicksal. Zum 65. Jahrestag des ersten Transports wurde am 12. Dezember 2005 auf dem Gelände des heutigen Landratsamtes ein Mahnmal errichtet.

Bei der diesjährigen Gedenkfeier wird es eine kleine Premiere geben. Schüler der Ludwig-Erhard-Schule gestalten eine szenische Lesung aus dem Bühnenstück „Benjamin“, welches unter der Leitung von Sabine Hauler entwickelt wurde. Hauler ist Kunsterzieherin an der Ludwig-Erhard-Schule und hat vor zwei Jahren mit Schülern der Klassen 11 bis 13 eine Ausstellung zum Thema „Grafeneck“ gestaltet.

Aus dem Projekt ist die Idee zu diesem Bühnenstück entstanden. Es möchte mit Hilfe der fiktiven Figur des „Benjamin“, eines behinderten Jungen in der Zeit des Nationalsozialismus, für ein Wahrnehmen statt der damals wie heute weit verbreiteten „Un-Kultur“ des Wegschauens sensibilisieren.

Denn was eigentlich nicht passieren sollte, ist unsere Normalität: Wir gewöhnen uns an das Leiden des Nächsten – in unserer direkten Umgebung und in der weiten Welt.