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Wenn Schwalben und Fagott um die Wette zwitschern

Kultur / Lesedauer: 3 min

Sommerliche Heiterkeit beim Orchesterkonzert unter Manfred Honeck im Wolfegger Rittersaal
Veröffentlicht:29.06.2015, 18:00

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Sommerliche Heiterkeit beim Orchesterkonzert unter Manfred Honeck im Wolfegger Rittersaal.

„Man riecht den Sommer, wenn man herkommt, und die Welt wird heiter!“ Mit diesen Worten dankte Manfred Honeck für die Überreichung der Staufermedaille, mit der der künstlerische Leiter der Internationalen Wolfegger Konzerte für sein Wirken in nun 21 Jahren geehrt wurde. Auch die Werke von Haydn und Mozart im anschließenden Orchesterkonzert brachten sommerliche Heiterkeit.

Eva Meschenmoser hatte in Vertretung für Ministerpräsident Kretschmann Honecks Verdienste und seine Treue zu Wolfegg gewürdigt, die er bei allen internationalen Verpflichtungen als Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra und als Gastdirigent zahlreicher Orchester bewahrt habe.

In herzlicher Verbundenheit mit dem Fürstenpaar gab Honeck den Dank sogleich an das Fürstenhaus Waldburg-Wolfegg und alle Aktiven in Freundeskreis, Gemeinde und Schloss zurück: „Der Dank gebührt dem ganzen Festival!“ Entsprechend spiegelte das Programm des Orchesterkonzerts im vollbesetzten Rittersaal in seiner Festlichkeit diese Freude am gemeinsamen Wirken wider und bildete mit einer Solokantate von Bach auch eine Klammer zur bewegenden Interpretation der Johannes-Passion am Sonntag.

Joseph Haydn ist bekannt für seinen Witz und seine Entdeckerfreude, in der „Schöpfung“ aber auch für seine plastischen Schilderungen der Natur. All das arbeitet Honeck mit dem Staatsorchester Stuttgart heraus – dem Klangkörper, dem er bis 2011 als Generalmusikdirektor verbunden war. Honeck liebt die starken Akzente und Kontraste, wie auch schon die kurze Ouvertüre zur Oper „Armida“ zeigt. Mit ihrer beweglichen und wunderbar natürlich fließenden Sopranstimme verkörpert Christina Landshamer in den beiden Arien aus der „Schöpfung“ den Erzengel Gabriel, der die Fülle der Pflanzen und die Kraft der Vögel besingt: Ideal für einen Sommerabend nach einem Gewitter, wenn die Schwalben im Innenhof im Wettstreit mit dem trillernden Fagott zwitschern.

Einem jubilierenden Gesang mit schier unendlichem Atem in großen Bögen und reichen warmen Klangfarben gleicht auch das Spiel des Oboisten Kai Frömbgen in Mozarts Oboenkonzert KV 314. Er lässt hören, dass bei Mozart alles aus dem Geist der Oper und des Musikdramas kommt, phrasiert fein, ausdrucksvoll im Adagio und variantenreich im Finale. In drei Solokadenzen weitet er den Tonraum mit zahlreichen Feinheiten nochmals aus, souverän, doch ohne Effekthascherei.

Seine Zugabe, eine sparsam begleitete Sinfonia aus einer der Bachkantaten, bildet die Verbindung zur Bach-Solokantate „Ich bin vergnügt in meinem Glücke“ für Sopran, Oboe und kleines Orchester. Auch hier stimmen Ausdruck und Ausstrahlung aufs Beste zusammen. Die zweite Arie „Ich esse mit Freuden mein weniges Brot“ gleicht einem Freudentanz im Zusammenspiel von Sopran, Oboe, Solovioline und Generalbass.

Hatte Manfred Honeck das Orchester bis dahin zur farbenreichen Begleitung der Solisten animiert, so durfte es in der abschließenden „Militärsymphonie“ Hob. I:100 in aller Pracht auftrumpfen: Schwingend im Tempo, mit strahlenden Trompeten, die den Orchesterklang in der Akustik des Rittersaals allerdings fast dominieren, und fein gearbeiteten Streichern glänzt der erste Satz. In die klassische Harmoniemusik der Holzbläser und die lieblichen Streichermotive brechen im langsamen Satz die Fanfaren und Schlagwerker. Als schließlich zum wieselflinken Finale zwei Musiker durch den Mittelgang mit Becken, großer Trommel und Triangel aufmarschieren, war das Publikum erst recht begeistert.