StartseiteKulturTV-Kritik: „Bloß keine Tochter“

Männerüberschuss

TV-Kritik: „Bloß keine Tochter“

Ravensburg / Lesedauer: 1 min

Ein aufschlussreicher Dokumentarfilm über Asiens Frauenmangel und die Folgen.
Veröffentlicht:18.06.2018, 19:41

Artikel teilen:

Es ist verrückt: In Asien fehlen etwa 180 Millionen Frauen. Allein China registriert einen Männerüberschuss von 30 Millionen. In Indien gibt es eine ähnliche Schieflage – mit dramatischen Folgen. Junge Männer, die keine Frau finden, werden depressiv oder aggressiv. Längst hat sich ein widerwärtiger Mädchenhandel entwickelt. Das alles ist die Folge einer rigorosen Politik zur Verhinderung einer Bevölkerungsexplosion. Frauen wurden jahrzehntelang zu Abtreibungen gedrängt, sie sollten keine Kinderschar mehr in die Welt setzen. Und die Familien entscheiden sich, gegen offizielle Richtlinien, bis heute im Zweifelsfall für die Austragung männlicher Erben. Nur ein Sohn setzt die Familienlinie fort und ist verpflichtet, für die alten Eltern zu sorgen – das entspricht asiatischen Traditionen.

Selbst schuld, könnte man sagen. Aber Antje Christ und Dorothe Dörholt offenbaren in ihrer aufwendigen Dokumentation, dass es der Westen war, der, aus Angst vor Machtverschiebung, die Geburtenkontrolle in Asien vorantrieb. Nach dem Korea-Krieg wurden Medizin, Technik und zwanghafte Beratung von amerikanischen Stiftungen finanziert. Der Film belegt diese Vorgänge gewissenhaft und führt bewegende Einzelschicksale vor. Man fragt sich allerdings, was die Moral der Story sein soll. Familienplanung an sich macht ja wohl Sinn, oder?