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Thomas Anders geht es gut ohne Dieter Bohlen – und umgekehrt

Ravensburg / Lesedauer: 5 min

Thomas Anders fühlt sich als Solokünstler wohl – Am Freitag, 30. November, tritt er in Neu-Ulm auf
Veröffentlicht:26.11.2018, 17:21

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Als Hälfte von Modern Talking ist Thomas Anders berühmt geworden. Heute ist er als Solokünstler erfolgreich. Eva-Maria Peter hat mit dem 55-Jährigen über Rückschläge, fremde Songschreiber, seinen Sohn und Dieter Bohlen gesprochen.

Herr Anders, Sie kommen zu „Stars for Charity“ zugunsten der Radio7-Drachenkinder am 30. November in die Ratiopharm-Arena Neu-Ulm . Was reizt Sie an Charity?

Grundsätzlich könnte ich jede Woche was mit Charity machen. So gut es reinpasst mache ich mit. Charity erdet einen. Mir geht es gut und ich stehe im öffentlichen Interesse, somit kann ich mit Charity ziemlich gut etwas zurückgeben. Von Neu-Ulm geht es dann direkt auf den Flughafen nach München und von dort aus nach Warschau zum Konzert.

Sie sind in einem Dorf mit 120 Einwohnern aufgewachsen. Wie wird man vom Dorfkind zum Popstar?

Ich habe mir vieles hart erarbeitet. Mit viel Disziplin und vielen Entbehrungen. Man muss an sich glauben, das lieben was man tut und beharrlich dabeibleiben. Die Wege im Leben sind total verschlungen. Man verfährt sich manchmal, dann muss man umkehren und einen neuen Weg finden. Durch Rückschläge habe ich mich nie entmutigen lassen.

Was war Ihr härtester Rückschlag?

Neben persönlichen Rückschlägen war das bestimmt wieder neu anfangen zu müssen nach der ersten Phase Modern Talking . Mich selber behaupten zu müssen und diesen neuen Weg gehen. Das war nicht einfach. Es gab immer wieder Zeiten in denen ich unsicher war, welcher Weg der Richtige ist.

An was denken Sie, wenn Sie heute den Song „Cheri Cheri Lady“ im Radio hören?

Da bin ich einfach nur dankbar, weil der Song zu den größten Erfolgen von Modern Talking gehört.

Können Sie sich jemals wieder ein Comeback von Modern Talking vorstellen?

Ich wüsste keinen Grund, warum wir das tun sollten. Ein Dieter Bohlen und ein Thomas Anders könnten nie mehr so groß werden, wie in der Fantasie der Menschen, die sich das vorstellen. Wir haben beide ein erfolgreiches Leben und es geht uns beiden gut ohne einander. Irgendwann muss es immer ein Ende geben.

Wie ist aktuell das Verhältnis zwischen Ihnen und Dieter Bohlen, wenn Sie sich mal über den Weg laufen?

Wir begegnen uns nie. Das Verhältnis ist zurückgezogen normal. Es gibt keine persönliche Ebene, auf der wir uns austauschen. Und wenn wir voneinander hören, dann ist das rein beruflich. Jeder hat sein Leben und genügend mit Beruf und Familie zu tun.

Und gäbe es andere Musikpartner, die für eine Zusammenarbeit interessant wären?

Neulich hatte ich ja ein Duett mit Florian Silbereisen. Ich fühle mich aber autark ziemlich wohl und entscheide immer von Fall zu Fall, ob sich eine Zusammenarbeit anbieten könnte.

Auf Instagram gibt es viele gemeinsame Bilder mit Ihrem Sohn. Wird er mal in Ihre Fußstapfen treten?

Das hoffe ich ja wohl nicht. Es gibt momentan auch keine Anzeichen, dass er das machen möchte. Die Musikbranche ist nicht so seine Welt. Mein Sohn fühlt sich eher hinter der Kamera wohl.

„Ewig mit Dir“ ist Ihr zweites Album auf Deutsch. Warum sind Sie auf deutsche Texte umgestiegen?

Das war keine Eingebung über Nacht. Der Entwicklungsprozess hat viele Jahre gedauert. Am Anfang habe ich mich dagegen gesperrt. Ausgelöst wurde der Prozess durch viele Fans, die geschrieben haben: „Sing doch mal auf Deutsch, damit wir die Texte verstehen.“ Das konnte ich im ersten Moment gar nicht nachvollziehen. Die Texte von Modern Talking waren auf Englisch und das hat auch jeder verstanden. Aber meine Fans von damals werden auch älter. Die meisten haben keinen Englischkurs belegt.

Bleiben Sie bei deutschen Songtexten?

Definitiv. Aber das schließt das andere nicht aus. Vielleicht mache ich für meine Fans im Ausland im kommenden Jahr ein englisches Album. Auf internationalen Konzerten singe ich sowieso nur die englischsprachigen Songs.

Auf Ihrem neuen Album ist Ihr persönlichster Song überhaupt: „Hätt’s nie ohne dich geschafft“ gewidmet an Ihre Frau. Wenn Sie Ihr Inneres in Songs nach außen kehren: Wie verletzlich machen Sie sich damit?

Musik ist eine unheimlich schöne Form, um Emotionen zu zeigen. Passende Worte gepaart mit einer Melodie unterstreichen den emotionalen Aspekt. Wenn ich ein Problem damit hätte, würde ich diese Songs nicht schreiben. Ich finde es toll, den Menschen meine Emotionen auf diese Weise mitteilen zu können. Manche Titel gehen mir sehr nahe, andere sind erzählerisch. Am Ende erzähle ich aber nur das was ich will.

Den Song „Hätt’s nie ohne dich geschafft“ hat Singer-Songwriter Gregor Meyle für Sie geschrieben. Schreiben Sie ansonsten Ihre Songs selbst?

Selten. Dazu fehlt mir einfach die Zeit. Ich bin sehr viel unterwegs, mache Shows, TV-Aufzeichnungen. Man schreibt keinen Song einfach mal zwischen Generalprobe und Aufzeichnung. Da müsste ich mich mehr zurücknehmen und zurückziehen. Diese Zeiträume fehlen mir.

Ihr neues Album ist sehr positiv. Woher nehmen Sie so viel Optimismus?

Es gibt immer etwas, auf das man sich freuen kann. Wir werden extrem von unserem Unterbewusstsein beeinflusst. Negative Gedanken machen müde und rauben Energie. Das ist keine Erfindung von mir, sondern wissenschaftlich bewiesen. Deshalb sollten wir unsere ganze Energie darauf verwenden positive Gedanken zu haben und positiv in den Tag reinzugehen.