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„Tatort“-Kritik: Der rote Schatten

Kultur / Lesedauer: 1 min

„Tatort“-Kritik: Der rote Schatten
Veröffentlicht:13.10.2017, 18:25

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Ein Gudrun-Ensslin-Zitat im „Tatort“? Dominik Graf setzt viel voraus. Aber so kennt man diesen Regisseur. Seine Thriller spielen immer auf mehreren Ebenen. Diesmal werden die Stuttgarter Ermittler Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) mit der Vergangenheit konfrontiert: Stichwort „Deutscher Herbst 1977“.

Durch einen seltsamen Unfall stoßen sie auf eine Frauenleiche. Suizid steht im Obduktionsbericht. Doch irgendwas stimmt nicht. Die Kommissare beginnen mit Recherchen, die „von oben“ nicht gern gesehen werden. Der Lebensgefährte der Toten, gespielt von Hannes Jaenicke, kommt ins Visier. Dieser Wilhelm Jordan hat schon viele Verbrechen begangen, bestraft wurde er nie. Denn Jordan ist ein V-Mann des Geheimdienstes – und das schon seit den 70er-Jahren. Gelegentlich schaut eine alte RAF-Komplizin bei ihm vorbei, schläft mit ihm und macht sich wieder aus dem Staub.

Graf treibt das doppelte Spiel visuell voran, montiert alte Originalaufnahmen ein. Am Ende kann er es sich aber nicht verkneifen, den linken Lieblingsmythos aufzuwärmen, wonach die Selbstmorde von Baader, Ensslin und Raspe am 18. Oktober 1977 in ihren Stammheimer Zellen vom Staat inszeniert waren.

Die ursprüngliche Mordgeschichte hat man da längst aus den Augen verloren. Macht nichts.

Tatort: Der rote Schatten (ARD, So. 20.15 Uhr):