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Sprachplauderei

Sprachplauderei: Baumfällen – effizient oder effektiv

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Sprachplauderei: Baumfällen – effizient oder effektiv
Veröffentlicht:08.11.2018, 19:22

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Manchmal kommen einem Wörter unter, die man noch nie gesehen hat. Wie dieser Tage, als es in einem Artikel um Leute ging, die in einem Hafen gerade beimKalfaternwaren. Zunächst dachte man ja, es handle sich um einen Druckfehler und gemeint seiKalfaktern.UnterKalfaktorverstand man früher denHeizer– abgeleitet aus mittellateinischcalefactor, wörtlich derWarmmacher. Später wurde der Begriff für jemanden eingesetzt, der einfache Hilfsdienste verrichtet, aber auch für jemanden, der sich in andere Dinge einmischt undkalfaktert, sprich: andere verleumdet und verpfeift.

Weil das alles in diesem Text jedoch keinen Sinn ergab, schaute man im Fremdwörterduden nach – und merkte mal wieder, was es heißt, eine unbedarfte Landratte zu sein.Kalfatern– ein ursprünglich arabisches Wortqalfata, das über Französisch und Niederländisch zu uns kam – ist ganz einfach das Abdichten der Fugen eines Schiffes mit Werg, Teer oder einem speziellen Kitt. Wurde sachgemäßkalfatert, so hat der Kahn beim nächsten Auslaufen einen effektiven Schutz.

Oder hat das Schiff eineneffizientenSchutz?Effektivist in diesem Fall korrekt. Aber warum? Da das Nebeneinander dieser Begriffe – beide von lateinischefficere(bewirken) – oft Verwirrung stiftet, wollen wir etwas näher hinschauen.Effektivhat vorwiegend zwei Bedeutungen. Zum einentatsächlich,real. „Ihr Realzins liegt bei effektiv nur 1,9 Prozent“, sagt der Banker und meint damit, dass der Kunde letztlich unter Berücksichtigung aller preisbestimmenden Faktoren nur 1,9 Prozent Zinsen zahlt. Zum anderen heißteffektivauchwirksam,wirkungsvoll,erfolgreich.

Beieffizientwird zwar im Lexikon ebenfallswirkungsvollangegeben. Aber es gibt da doch einen Unterschied:Effizientarbeitet man, wenn sich der Effekt zügig und bei möglichst geringem Aufwand einstellt. Entscheidend ist also unter anderem die Dauer.

Beieffektivliegt das Augenmerk auf dem Ergebnis und nicht auf der Dauer. Wenn eine bestimmte Methode bei einer Arbeit geholfen hat, war sie letztlicheffektiv, auch wenn sie sich langwierig gestaltete. Ein konkretes Beispiel: Lasse ich mir beim Fällen, Zersägen und Spalten eines Baumes in meinem Garten drei Wochen Zeit, so ist das sicherlich keineffizientesVorgehen. Was das Ergebnis angeht, so war die Arbeit aber trotzdemeffektiv– immerhin liegt der Baum am Schluss fein säuberlich gestapelt im Holzlager.

Oder noch ein naheliegendes Beispiel zum Schluss: Diese Glosse ist vielleicht nichteffizientgeschrieben, weil man bei diesem Thema etwas ausholen musste. Sollte sie aber von jedermann verstanden worden sein, so war sieeffektiv.