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Konzerthaus

Die Briten machten gute Laune

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Ukulele-Orchester bietet im Ravensburger Konzerthaus amüsanten und musikalisch anspruchsvollen Abend
Veröffentlicht:28.02.2013, 16:05

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Ein Ukulele-Orchester? Und das einen ganzen Abend lang? Da ist man doch eher skeptisch. Leider hatten zu viele so gedacht und verpassten daher einen wunderbar amüsanten musikalischen Abend im Ravensburger Konzerthaus.

Da sitzen acht Briten – zwei Frauen, sechs Männer – von denen zwei, wie sich im Laufe des Abends herausstellt, perfekt Deutsch sprechen oder zweisprachig sind, frontal in einer Reihe auf der Bühne, im Abendanzug oder schwarzem Kleid und schauen erst mal todernst drein. Aber die etwas angeschlagene Wohnzimmerstehlampe, die Hawaiblumenketten an den Mikros und ein paar Küchenutensilien deuten schon auf den kabarettistischen Touch des Ensembles hin.

Erstmal kommt jedoch ein sauberes Intro: „In the Mood“, ordentlich auf den unterschiedlich helleren und dunkleren Ukuleles gespielt. Mit dem zweiten Titel beginnen die Moderation, die jeder mal übernimmt, der Gesang und der Ulk – aber der bleibt den ganzen Abend gut dosiert, mit britischem Understatement, überwiegend in Englisch, dem die meisten Zuhören folgen können.

Silbriger Ton

Singen können sie auch, die acht Musik-Comedians – und wie! – und sie tun es mit Hingabe, ob es um alte Beatles-Songs geht oder den ‚zithernden’ „Dritten Mann“, ob um „Good vibrations“ von den Beach Boys oder die James-Bond-Titelmelodie. Es ist der Sound, der stimmt, mit oder ohne Ukulele, die jedoch einen wichtigen Part hat, denn ihr silbriger Ton taugt zur Streicherimitation wie zur Perkussion.

Die musikalische Reise, die oft zur witzigen Persiflage mutiert, reicht von „Heidi“, über den Säbeltanz „without swords“ von Khachaturian über „We will rock you“ zu einem köstlichen Pop-Medley, der durchgehend auf derselben Grundmelodie funktioniert und von „Let it be“ bis „Forever young“ passt.

Fröhliche Distanz

Rossinis Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ kommt wieder hochseriös, aber gleich geht’s weiter mit Harrisons „My sweet Lord“ oder Abbas „Mamma mia“. Das alles wird derartig klasse gespielt und mit einer fröhlichen Distanz präsentiert, dass es einfach gute Laune macht. Daneben ist das alles auch für einen guten Zweck, ganz ohne Ulk, nämlich für „Ukuleles for peace“, ein Projekt von israelischen und palästinensischen Kindern, die miteinander musizieren.

Noch einen Ausflug zu Fleetwood Mac, Chick Corea und in den Jazz mit „I wanna be like you“ und Superstimme Jessica Barr und dann – es geht schon auf halb elf – kommt die längere Zugabenarie: „Anywhere the wind blows“, „Eleanor Rigby“ und zum allgemeinen Entzücken Monty Pythons „Always look on the bright side of life“.

Aber jetzt ist das Publikum angeheizt und obwohl das Konzerthaus höchstens zur Hälfte besetzt ist, ist so eine gute Stimmung und so viel echte Begeisterung, dass sie die Gruppe noch mal rausklatschen. Und was kommt? Natürlich ein Medley, als wär’s bei den BBC Proms, Elgars „Pomp and Circumstance“-Marsch, ein paar Takte Händel-Arie und dann „Rule Britannia“. Großbritannien, wie es leibt und lebt. Sie können sich so herrlich auf die Schippe nehmen, die Briten – und darin sind sie immer wieder die Nummer Eins in Europa.