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Bühnenprogramm

Interview mit Luke Mockridge: „Stefan Raab ist mein großes Vorbild“

Berlin / Lesedauer: 5 min

Luke Mockridge über Comedy für die eigene Generation
Veröffentlicht:06.04.2018, 18:36

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Er ist gerade mal 29 Jahre alt, gehört aber schon zu Deutschlands erfolgreichsten Comedians: Luke Mockridge. Mit seinen Bühnenprogrammen, die den Alltag seiner Generation zwischen Selfie-Sucht und Zukunftsangst aufgreifen, trifft er den Nerv des jungen Publikums. Nun startet die zweite Staffel seiner Prime-Time-Show „Luke! Die Schule und ich“, in der Prominente zum Wissensduell gegen Schüler verschiedener Jahrgangsstufen antreten. Cornelia Wystrichowski hat sich mit dem Comedian über seine Schulshow, Comedy für die Generation Facebook und die Mundwinkel von Angela Merkel unterhalten.

Herr Mockridge, Sie gehören zu einer neuen Generation junger Komiker und haben enormen Erfolg. Wie würden Sie jemandem, der mit Spaßmachern wie

Heutzutage sind authentische Sachen gefragt. Wenn man sich den Erfolg von Carolin Kebekus, Joko und Klaas oder eben auch von mir anguckt – da erzählen echte Menschen echte Sachen und es sind nicht mehr so sehr Kunstfiguren und erfundene Storys im Vordergrund. Das hängt mit der Digitalisierung zusammen, der Selbstinszenierung bei Youtube und Facebook. Die Leute sind darauf aus, dass jemand authentisch und echt ist. Wenn ich in meinem Programm davon erzähle, wie es ist, heute als unter Dreißigjähriger zu leben, dann ist das erst mal wahr und ich hole mein Publikum da ab, wo es gerade ist.

Und wie ist es so, heute als unter Dreißigjähriger zu leben?

Wir sind eine Generation, der alles vorgekaut wurde, wir sind im kompletten Wohlstand aufgewachsen, uns ging es immer gut. Jetzt kommen überall auf der Welt Probleme auf und wir müssen versuchen, damit umzugehen. Ich bin sehr katholisch erzogen worden und besinne mich dabei auf christliche Werte, ich versuche der beste Mensch zu sein, der ich sein kann. Aber meine Generation verliert sich leider in der Selbstinszenierung bei Facebook, wo es nur darum geht, dass alle sehen, was man für ein geiles Leben hat. Ich versuche, meiner Generation komödiantisch einen soziologischen Spiegel vorzuhalten.

Wie politisch darf Comedy für ein breites junges Publikum denn sein?

So was hängt immer von der Zeit ab, in der man sich befindet. Als ich klein war, waren die Zeiten eigentlich nicht sehr politisch, mir waren im Grunde nur Angela Merkel und Gerhard Schröder bekannt. Heute leben wir in hochpolitischen Zeiten, in denen rechtspopulistische Parteien auf dem Vormarsch sind. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Satire sich darüber lustig macht und junge Leute wie ich ein politisches Bewusstsein entwickeln. Ich bin kein Fan davon, sich über die Frisur oder die Mundwinkel von Angela Merkel lustig zu machen. Ich finde es wichtiger zu sagen, warum Missstände entstehen und warum die Kluft von Arm und Reich so groß ist.

Wäre da nicht vielleicht eine Late-Night-Show ein geeignetes Fernsehformat für Sie?

Vielleicht irgendwann mal, aber aktuell nicht. Ich glaube, ich bin noch zu jung, um den Leuten tagtäglich zu erklären, wie die Welt und das Leben funktionieren.

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Stefan Raab ist ein großes Vorbild für mich. Ich werde nicht versuchen, seine Karriere nachzubauen, und ich habe auch nicht das Ziel, in seine Fußstapfen zu treten. Aber ich bin mit Stefan Raab groß geworden, so wie er mit Leuten wie Peter Frankenfeld groß geworden ist. Insofern hat er mich beeinflusst, aber ich gehe schon meinen eigenen Weg – das ist ein logischer künstlerischer Prozess.

In Ihrer Show „Luke! Die Schule und ich“ müssen Promis noch mal die Schulbank drücken. Wie waren Sie selber in der Schule?

Ich war ganz okay als Schüler und bin nie sitzen geblieben, ich schrammte aber mehrmals knapp daran vorbei. Im Nachhinein glaube ich, dass ich falsch unterrichtet worden bin. Ich habe ein katholisches Jungengymnasium besucht, das sehr naturwissenschaftlich ausgerichtet war, und musste viel auswendig lernen. Ich wäre aber lieber in musischen Dingen gefördert worden. Wenn man bei einem Kind Talente entdeckt, sollte man diese stärken und so für Erfolgserlebnisse sorgen. Die Schule sollte Spaß machen.

Und das war bei Ihnen nicht der Fall? undefined

Ich bin in gewisser Hinsicht gerne zur Schule gegangen. Wenn man als Klasse eine Doppelstunde Mathe durchleiden muss, ist das ja auch ein schönes Gruppengefühl, diesen Zusammenhalt finde ich toll. Aber ich habe immer noch Alpträume, dass ich eine Arbeit schreiben muss und schlecht vorbereitet bin. Insofern ist meine neue Show für mich auch eine Art, das auf eine positive Weise abzuschütteln.

Ihr Vater ist der Schauspieler und Kabarettist Bill Mockridge. Er spielte lange Zeit in der „Lindenstraße“ mit und hat in Ihrer Heimatstadt Bonn das bekannte Theater „Springmaus“ gegründet. Hat es Ihnen in der Schulzeit geholfen, dass Ihr Papa prominent ist?

Nein, nicht wirklich. In Bonn kannte man meine Familie, aber ich und meine Brüder, die an derselben Schule waren wie ich, hatten keinen Sonderstatus und haben deshalb keine besseren Noten bekommen.