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Liederkranz

Der Funke ist direkt übergesprungen

Munderkingen / Lesedauer: 3 min

Dirigent Dietrich Stern probt erstmals mit dem Liederkranz Munderkingen – Er will auch Experimente wagen
Veröffentlicht:08.01.2014, 18:25

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Mit dem „Landknecht-Ständchen“ aus der Feder von Orlando die Lasso ist der Munderkinger Liederkranz am Dienstagabend in die erste Chorprobe mit seinem neuen Dirigenten Dietrich Stern gestartet. „Wir sind froh, einen so erfahrenen und sympathischen Chorleiter gefunden zu haben“, freut sich Vorsitzende Beate Schartmann . „Zwischen den Sängerinnen, Sängern und Dietrich Stern ist der Funke sofort übergesprungen.“

„Spaß am Singen muss unser oberstes Gebot sein. Wir werden unsere künftigen Singstunden nicht bierernst, sondern locker angehen“, sagte Stern zur Begrüßung seines neuen Chors. Den musikalischen Schwerpunkt im Munderkinger Liederkranz will der neue Chorleiter auf unterhaltsame Musik legen. In diesem Bereich hat der 65-jährige Ulmer als Musikwissenschaftler und musikalischer Leiter verschiedener Theaterbühnen viel Erfahrung gesammelt. „Ich denke beispielsweise an die Comedian Harmonists, für deren weltbekannte Lieder es sehr schöne Chorsätze gibt“, sagt er.

Außerdem sei er ein Liebhaber der Renaissance. „In dieser Zeit war der Chorgesang in höchster Blüte.“ Auch die traditionellen Komponisten der Romantik, wie Brahms oder Mendelsohn, kann sich Stern im künftigen Repertoire des Munderkinger Liederkranzes vorstellen. „Wenn es darum geht, den Liederkranz vorwärts zu bringen, bin ich zu jedem Experiment bereit“, sagt er.

Ein solches Experiment ist dem Vollblutmusiker bereits in Dietenheim gelungen. Dort leitet er neben einem traditionellen Männerchor den „Jungen Chor“. Mit den mehr als 35 jungen Sängern singt er nicht nur Gospels und Spirituals, sondern auch Rock und Pop-Songs. „Ich habe Stücke von Queen und Toto für den Chor arrangiert“, erzählt Stern.

Und eine weitere Erfahrung könnte der neue Chorleiter in Munderkingen einbringen: Als musikalischer Leiter hat er bereits viele Revuen inszeniert. „Wenn die Chormitglieder einverstanden sind, könnten wir auch in Munderkingen eine Revue auf die Beine stellen“, sagt er. „Das würde Action auf die Bühne bringen“, sagt Beate Schartmann.

Nach der ersten gemeinsamen Probe hat Stern ausgiebig im Archiv des Liederkranzes gestöbert. „Ich will sehen, welche Stücke im Repertoire sind, um daran anzuknüpfen und die Lieder aufzufrischen“ sagt er.

Dietrich Stern wurde in einem hessischen Dorf bei Kassel geboren. „Mein Vater war dort nicht nur Dorfschullehrer, sondern auch begeisterter Musiker, Sänger und Chorleiter. Von ihm habe ich wohl viel geerbt“, sagt er. Nach Abitur und Wehrdienstzeit hat Stern in Berlin Musik und Musikwissenschaften studiert. „In dieser Zeit habe ich den bis heute existierenden Hanns-Eisler-Chor mitgegründet, der immer noch fester Bestandteil des kulturellen Lebens dort ist.“

Als Musikwissenschaftler arbeitete Stern für Rundfunksender und schrieb Musikkritiken. Seine praktische Musikausbildung brachte ihn als Schauspielmusik-Leiter an Theater in Berlin, Recklinghausen, Wiesbaden, Frankfurt und Freiburg. Nach dem Umzug der Familie, Ehefrau und sechs Kinder, nach Altusried im Allgäu, war Stern zehn Jahre lang musikalischer Leiter am Landestheater in Memmingen und gründete gleichzeitig den Freilichtspiel-Chor für die Allgäuer Freilichtbühne in Altusried. Bis zur Rente unterrichtete Stern als Musiklehrer an der Waldorfschule in Ulm, leitete dort Schulchor und –orchester und sorgte dafür, dass musikalisch begabte Schüler ihr „Musikabitur“ ablegen können.

„Jetzt, als Rentner, war ich auf der Suche nach einer neuen Aufgabe, die ich beim Liederkranz Munderkingen gefunden habe“, sagt er. Er freue sich sehr, die „anspruchsvolle und interessante Arbeit beim Liederkranz“ fortzuführen zu dürfen, so Stern. „Ich werde natürlich an meinen Vorgänger anzuknüpfen, dabei auch neue Akzente setzen. Aber behutsam.“