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Sinfonie

Gustav Mahlers letzte Skizzen

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Die jüngste Einspielung der neuesten Cooke-Version von Mahlers 10. Sinfonie kommt aus Minnesota in den USA. Das dortige, immer wieder für seine Aufnahmen ausgezeichnete Orchester spielt unter seinem langjährigen Chef Osmo Vänskä einen Mahler-Zyklus ein.
Veröffentlicht:07.04.2021, 20:02

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Mahlers 10. Sinfonie ist ein komplizierter Fall, da von ihr nur Skizzen in unterschiedlichen Stadien der Ausarbeitung existieren. Es gibt aber „Aufführungsversionen“, die Musikwissenschaftler konstruiert haben, wobei die des Briten Deryck Cooke am weitesten verbreitet ist und auch schon mehrfach überarbeitet wurde. Sie hat nicht den Ehrgeiz, die Partitur Mahlers vollenden zu wollen, sondern vielmehr, seine Notizen hörbar zu machen. Der Dirigent Simon Rattle ist ein engagierter Botschafter dieser Fassung. Er hat sie inzwischen mehr als 60-mal aufgeführt.

Die jüngste Einspielung der neuesten Cooke-Version kommt aus Minnesota in den USA. Das dortige, immer wieder für seine Aufnahmen ausgezeichnete Orchester spielt unter seinem langjährigen Chef Osmo Vänskä einen Mahler-Zyklus ein. Vänskä ist als Sibelius-Interpret bekannt geworden und erzieht seine Orchester zu einem besonders feinen Pianissimo-Spiel. Das ist nun auch in dieser neuen Aufnahme von Mahlers Zehnter zu hören. Bei der CD hat man gelegentlich den Eindruck, die Musik wolle verschwinden.

Ansonsten ist diese CD aber von aller nur wünschenswerten Klarheit. Einerseits sorgt dafür die Aufnahmequalität des schwedischen Labels BIS, andererseits nehmen sich Vänskä und seine Musiker mehr Zeit als die meisten Interpreten.

Wem freilich die Aufnahme im Sinn ist, die Michael Gielen 2005 mit dem SWR-Orchester Baden-Baden und Freiburg von dieser Cooke-Version gemacht hat, wird hier nun auch 16 Jahre später nichts Neues hören oder gar erfahren. Gielen hat stets damit kokettiert, ein „unsensibler Musiker“ zu sein. Aber gerade mit dieser sensationellen Aufnahme hatte er sich selber heftig widersprochen. Sie zeigt die SWR-Musiker aus Baden-Baden und Freiburg nicht nur auf dem Höhepunkt ihres Könnens, sondern auch, dass ihre Mahler-Interpretationen bis heute noch international überragende Leistungen waren.