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Goldene Palme

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Kultur / Lesedauer: 3 min

Schauspieler, Schürzenjäger, Schönheitsidol: Alain Delon wird 80
Veröffentlicht:06.11.2015, 19:35

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Alain Delon gehört neben Brigitte Bardot und Jean-Paul Belmondo zu den großen, noch lebenden französischen Filmstars. Am Sonntag feiert der „Eiskalte Engel“ seinen 80. Geburtstag.

Es ist das Gesicht eines rebellischen jungen Mannes mit dunklen, ungekämmten Haaren und strahlend blauen Augen, das man mit dem Schauspieler Alain Delon in Verbindung bringt. Ein so attraktives Gesicht, dass Dior auch heute noch Werbung damit macht. „Delon war von außergewöhnlicher Schönheit“, sagt der Regisseur Philippe Kohly. Er muss es wissen, hat er für seine Fernsehdokumentation „Alain Delon, dieser Unbekannte“ doch viel altes Filmmaterial gesichtet und zusammengeschnitten. Bilder wie die des braun gebrannten Mannes mit nacktem Oberkörper, der zusammen mit Romy Schneider 1969 in der Dreiecksgeschichte „Der Swimmingpool“ zum Sexsymbol wurde.

Das einstige Traumpaar des Kinos hatte für den Film noch einmal zusammengefunden. 1958 hatte Alain Delon „la Schneider“ beim Dreh zu dem Melodram „Christine“ kennengelernt. Trotz ihrer so unterschiedlichen Charaktere wurden die beiden ein Liebespaar, das trotz aller Höhen und Tiefen vier Jahre lang zusammenblieb und sogar offiziell verlobt war.

Erfolg mit „Der Leopard“

Als einen „wilden Knaben, der immer zu spät ins Atelier kam, mit einem Rennauto durch Paris raste, rote Ampeln überfuhr“, schilderte Romy Schneider ihren Liebhaber 1965. Die gemeinsamen Jahre sind die besten in der Karriere von Alain Delon: 1960 gelang dem Herzensbrecher der Durchbruch mit dem Thriller „Nur die Sonne war Zeuge“. Im selben Jahr begann er seine Zusammenarbeit mit dem Erfolgsregisseur Luchino Visconti in „Rocco und seine Brüder“, der 1963 der Film „Der Leopard“ mit Claudia Cardinale und Burt Lancaster folgte. Viscontis Erfolgswerk gewann die Goldene Palme in Cannes. Es bleibt die einzige Auszeichnung für Delon an der Croisette, denn anders als etwa Jean-Paul Belmondo wurde der Star nie für sein Lebenswerk in Cannes geehrt.

1963 war auch das Jahr, in dem Delons Beziehung zu Romy Schneider auseinanderbrach. Immer öfter veröffentlichten die französischen Zeitschriften Fotos des Beau mit einer anderen Frau an seiner Seite: Nathalie Barthélemy, die später seine Frau und die Mutter seines Sohnes Anthony wurde.

„Bin mit Nathalie nach Mexiko. Alles Gute. Alain“, lautet der kurze Abschiedsbrief Delons an seine Verlobte. Die brutale Art und Weise, mit Romy Schneider Schluss zu machen, passte zu dem geheimnisvollen Einzelgänger, der nie eine wirklich stabile Beziehung führte.

Alain Delons Eltern ließen sich scheiden, als der Junge vier Jahre alt war. Der Sohn kam zu Pflegeeltern und verbrachte viel Zeit im Gefängnis von Fresnes bei Paris, wo der Pflegevater Wärter war. Später flog der rebellische Teenager wegen schlechten Benehmens von mehreren Internaten. Nach einer Metzgerlehre beim Stiefvater zog er noch minderjährig als Soldat in den Indochina-Krieg.

Abschied vom Filmgeschäft

1957 folgte dann ohne Schauspielausbildung der erste Film „Die Killer lassen bitten“. Der Killer wurde zur Paraderolle: Unvergessen ist die Darstellung des Auftragskillers Jeff Costello in „Der Eiskalte Engel“ 1967. Delon mimt darin den geheimnisvollen Jäger, der zum Gejagten wird. Auch im wirklichen Leben wurde der Schauspieler in dieser Zeit von der Justiz verfolgt, denn die Leiche seines Bodyguards Stefan Markovich wurde in einem Sack in der Nähe von Paris gefunden. Ob der Schauspieler, dem Kontakte zur Unterwelt nachgesagt wurden, hinter dem Tod seines Angestellten stand, konnte nie geklärt werden.

In den 1970er- und 1980er-Jahren spielte Delon noch in ein paar Filmen wie „Monsieur Klein“ oder „Eine Liebe von Swann“, konnte aber nicht mehr an seine großen Erfolge anknüpfen. Nach 87 Filmen zog sich der Schauspieler, der mit dem rechtsextremen Front National sympathisiert und gegen Homosexuelle Stellung bezieht, 1999 ganz aus dem Filmgeschäft zurück. Abgekehrt von der Welt lebt der zweifach geschiedene Vater dreier erwachsener Kinder auf seinem Anwesen südlich von Paris.