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Baustellenbesichtigung

Baustellenbesichtigung am Neuen Globe in Schwäbisch Hall

Schwäbisch Hall / Lesedauer: 4 min

Baustellenbesichtigung am Neuen Globe in Schwäbisch Hall – Eröffnung ist im Frühjahr 2019
Veröffentlicht:27.08.2018, 17:12

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Kulturtermin mit Bauhelm? Wieso nicht. Die Freilichtspiele Schwäbisch Hall haben der Presse die Möglichkeit gegeben, das Neue Globe auf dem Unterwöhrd in Augenschein zu nehmen. Intendant Christian Doll schlüpfte dafür in die Rolle des – durchaus versierten – Bauführers.

Noch lässt sich nur erahnen, wie in gut einem halben Jahr mitten in Schwäbisch Hall, auf dem Unterwöhrd direkt am Kocher, Theateratmosphäre aufkommen soll. Das Dach, das später gut 14 Meter über der Bühne je nach Wetterlage auf oder zu sein soll, liegt momentan neben der Baustelle. Es wird noch im August montiert. Das Globe selbst ist mit Gerüsten – innen wie außen – zugestellt. Bauarbeiter werkeln an allen Ecken und Enden. Shakespeare , Erfinder des ersten Globe 1599 in London, käme aus dem Staunen nicht heraus.

Aber Christian Doll fühlt sich hier schon wie zu Hause. „Ich bin in den letzten Monaten viel hier gewesen“, sagt er, „einfach um zu sehen, wie’s entsteht.“ Kein Wunder, dass er sich auf der Baustelle bestens auskennt. Er weiß, wo später die Beleuchtung hängen wird, wo Garderoben und Aufzüge hinkommen, wo eine Teeküche oder der Konferenzraum entstehen wird. Und er weiß auch, wie das Dach funktioniert. Es besteht aus zwei Hälften, die innerhalb von nur zwei Minuten auf- oder zugefahren werden können. Spannweite: zehn Meter.

„Wir wollen hier erlebbare Verbesserungen gegenüber dem bisherigen Globe schaffen“, erläutert der 46-Jährige die Bauarbeiten, „natürlich für die Zuschauer, aber auch für die Schauspieler und Mitarbeiter.“ Zur Erinnerung: Im Jahr 2000 entstand auf dem Unterwöhrd, einer Kocherinsel mitten in Schwäbisch Hall, das erste Globe Theatre zum 75-jährigen Bestehen der Freilichtspiele, aus Holz, mit 570 Sitzplätzen, als „beispielhaft“ preisgekrönt von der Architektenkammer Baden-Württemberg. 2016 wurde es abgebaut und steht mittlerweile in Berlin.

Gebäude öffnet sich zum Park

Was wird denn nun besser? Zum Beispiel das Foyer: Ein „grünes Foyer“ soll es werden. Es öffnet sich hin zum Park und wird nun auch bewirtet sein. Hinzu kommen Toiletten, die bisher außerhalb lagen und eher provisorischen Charakter hatten. Am meisten freut sich Doll aber darüber, dass – bei gleicher Grundfläche – insgesamt mehr Platz und auch mehr Spielfläche geschaffen wurde. Heizstrahler ermöglichen zudem, dass das Neue Globe auch im Winter bespielt werden kann.

Im eigentlichen Theaterraum, über 13 Meter hoch, ist Intendant Christian Doll dann die Begeisterung spürbar anzumerken. Er zeigt auf bespielbare Balkone, auf technische Raffinessen, erläutert Licht- und Klangverhältnisse, die Technik, die Möglichkeiten.

Das muss er auch, denn er wird Ende März des kommenden Jahres auch das erste Stück im Neuen Globe inszenieren: William Shakespeares „Was ihr wollt“. Die Wahl fiel nicht von ungefähr auf die Shakespeare-Komödie. Denn das Neue Haller Globe Theatre ist, wie schon sein Vorgänger, Shakespeares Globe nachempfunden – wenn auch in anderen Dimensionen. Während im Londoner Globe, 1599 erbaut, 1644 abgerissen, bis zu 3000 Menschen Theaterstücke anschauen konnten, bietet das Haller Pendant lediglich 371 Sitzplätze. „Aber“, so Doll, „wir wollen die ganze Insel als Spielfläche begreifen.“ Spielt doch „Was ihr wollt“ laut Doll auf einer Insel. Shakespeare als gedanklicher Ausgangspunkt für das, „was wir unter Theater verstehen“, sagt der Intendant. Deshalb soll der Name bleiben, „auch wenn wir das Globe weiterentwickelt haben.“

Mitten in der Stadt

Schwäbisch Halls Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim, gleichzeitig Vorsitzender der Freilichtspiele, blickt bei der Baustellenbegehung über die beiden Kocherarme links und rechts des Globe hinweg, rüber zur Kunsthalle Würth auf der einen und zum Hällisch-Fränkischen Museum auf der anderen Seite: „Mitten in der Stadt und trotzdem mitten im Grünen“, beschreibt er den Unterwöhrd, „hier entsteht eine richtige Kulturmeile.“ Der Bau liege gut im Zeitplan, fast 99 Prozent der Arbeiten sind vergeben. Jutta Parpart, Geschäftsführerin der Freilichtspiele, spricht bei dem rund 9,5 Millionen Euro teuren Gebäude gar von einem Jahrhundertprojekt: „Ich sehe das Globe als Ort für die ganze Stadt, ja sogar für die ganze Region.“

Im Januar soll der Neubau so weit sein, dass die Schauspieler einziehen können. Ab Februar wird geprobt. Vermutlich am letzten Märzwochenende findet die erste Premiere statt.