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Baumwoll-Augen im Kopf

Kultur / Lesedauer: 1 min

Baumwoll-Augen im Kopf
Veröffentlicht:25.05.2016, 12:52

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Vorweg: Ich war acht Jahre alt und damit nicht einmal unter AfD-Gesichtspunkten strafmündig. Trotzdem schäme ich mich heute ein bisschen dafür, das Rednex-Album „Sex & Violins“ 1995 gekauft zu haben. Schlimmer noch: Ich hatte monatelang mein Taschengeld gespart. Den Song „Cotton Eye Joe“ hörte ich das erste Mal bei meinen viel älteren und viel cooleren Cousins. Die jaulende Fiddel mit dem stampfenden Techno-Beat im Hintergrund war für mich damals ein absoluter Kracher.

Ehrlich gesagt erinnere ich mich heute an keinen einzigen der anderen Songs auf dem Album. Ganz anders ist es mit „Cotton Eye Joe“. In mehr oder minder passenden Situationen kriecht das Country-Sample als Ohrwurm in meine Hirnwindungen. Debil grinsend und mit dem Kopf nickend stehe ich dann in der Landschaft herum, was ein ums andere Mal für verwunderte Blicke sorgt. Das Schöne dabei ist, dass sich eine solche Situation wunderbar einfach auflösen lässt: Ich muss nur kurz „If It Hadn't Been For Cotton Eye Joe, I'd Been Married A Long Time Ago“ anstimmen, schon folgt der Chorus mit „Where Did You Come From? Where Did You Go? Where Did You Come From, Cotton Eye Joe?“ ganz automatisch aus allen Mündern. Ich weiß also , dass ich nicht der Einzige bin, der in den Neunzigern die paar Mark für „Sex & Violins“ zusammengekratzt hat. Eine Frage spukt mir allerdings schon seit damals im Kopf herum: Wie zum Geier sehen eigentlich Baumwoll-Augen aus?