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Bau der Musikakademie Plochingen verzögert sich

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Württembergische Musiker warten seit Monaten auf Fördergelder des Landes
Veröffentlicht:27.05.2018, 19:53

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Eigentlich sollte der Bau der neuen Musikakademie des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg (BVBW) in Plochingen (Landkreis Esslingen) längst begonnen haben. Doch der Verband wartet seit Monaten auf zugesagte Fördergelder vom Land. Durch die Verzögerung entstehen hohe Kosten für die Blasmusiker.

Eigenleistung erbracht

Im Februar 2017 hat der Landtag 18 Millionen für zwei Blasmusikverbände bewilligt: 10,8 Millionen Euro für den Neubau der Musikakademie des BVBW in Plochingen und 7,2 Millionen Euro für den Verband aus dem badischen Landesteil, den Bund Deutscher Blasmusikverbände (BDB), der damit seine bestehende Akademie in Staufen umbauen will. Im November 2017 feierte der BVBW, unter dessen Dach hauptsächlich die württembergischen Blasmusikvereine organisiert sind, zusammen mit Staatssekretärin Petra Olschowski vom Kunstministerium den Spatenstich.

„Schon damals hat die Staatssekretärin gesagt, dass wir den Förderbescheid bald bekommen werden und sie ihn am liebsten schon direkt mitgebracht hätte“, so Heiko Peter Melle, Sprecher des BVBW. Doch der Förderbescheid ist auch sechs Monate später noch nicht beim BVBW eingegangen. Der Baubeginn war im Frühling diesen Jahres geplant. Doch ohne Bescheid ist es dem Verband untersagt mit den Arbeiten zu starten. „Durch die Verzögerungen haben sich die Baukosten inzwischen um 300 000 Euro erhöht“, sagt Melle. Geld, das der Verband selbst aufbringen muss. Die Musiker selbst haben ihre Hausaufgaben gemacht. „Die Vereine haben für den Bau eine Eigenleistung von je 750 Euro erbracht“, erklärt der Sprecher. So seien insgesamt 1,1 Millionen Euro zusammen gekommen. Dass die einzelnen Vereine noch einmal zur Kasse gebeten werden, um die Mehrkosten zu tragen, ist für Hubert Kempter , Generalsekretär des BVBW, ausgeschlossen. „Die Eigenleistung der Vereine war eine einmalige Sache. Wir müssen jetzt eben versuchen das Geld im Bau einzusparen, oder Sponsoren zu finden“, sagt er. Der Verband rechne inzwischen mit Gesamtkosten von 18,4 Millionen Euro für den Neubau.

Der BVBW stehe zwar in Kontakt mit den Zuständigen im Kunstministerium, werde aber immer wieder hingehalten, kritisiert Kempter. Er sieht Gründe dafür im badischen Landesteil. „Dem Bund Deutscher Blasmusikverbände wurden vom Landtag nachträglich 800 000 Euro zugesprochen. Diese Summe muss das Land natürlich erst einmal aufbringen. Ich denke, das ist ein Grund, warum es auch bei uns länger dauert“, erklärt Kempter.

Tatsächlich teilt das Kunstministerium auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“ mit, dass während der Bearbeitung Aktualisierungen im Kosten- und Finanzierungsplan eingearbeitet werden mussten. „Aber die Erstellung eines Förderbescheides in Höhe von 10,8 Millionen Euro ist komplex und zieht sich auch naturgemäß über mehrere Monate“, sagt Ministeriumssprecher Jochen Schönmann weiter.

Der BVBW sieht sich ohnehin im Nachteil gegenüber dem Verband aus Baden. „Wir fragen uns, warum für das Land ein Musiker in Freiburg mehr Wert ist, als ein Musiker in Ravensburg“, sagt Melle . Denn während die im BVBW organisierten Vereine den Eigenanteil von 750 Euro stemmen müssen, um die Förderung zu erhalten, sei dies für den BDB nicht vorgesehen. „Wir haben wegen der nachträglichen 800 000 Euro für den BDB höhere Kosten und unsere Vereine müssen zahlen. Diese Ungleichbehandlung ist die größte Enttäuschung für uns“, sagt Kempter. Der BDB war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Baubeginn auf eigenes Risiko

Klaus Hoher, FDP-Landtagsabgeordneter aus dem Bodenseekreis, setzt sich für den BVBW ein. „Es ist unverständlich, dass der Verband den Bescheid noch nicht hat. Ich habe im zuständigen Referat noch einmal Druck gemacht“, erklärt er. Ende April erhielten die Musiker eine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ vom Ministerium. „Das ist noch nicht der Förderbescheid, aber damit ist es uns erlaubt mit dem Bau zu beginnen“, erklärt Kempter. Das allerdings auf eigenes Risiko. Das Grundstück in Plochingen habe der BVBW bereits gekauft und einen Bauantrag bei der Stadt eingereicht. Im Juni wolle der Verband Boden- und Aushubarbeiten ausschreiben. Die ersten Bagger sollen ab Oktober auf der Baustelle rollen. „Vielleicht liegt bis dahin ja dann auch der Bescheid vor“, sagt Kempter und lacht.