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Auf Sandalen rund um die Welt: Buch über ungewöhnliche Reisen

Kultur / Lesedauer: 3 min

Der Band über die tollkühnsten Weltumrundungen ist in Corona-Zeiten auch ein Buch zum Träumen
Veröffentlicht:16.01.2021, 12:00

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Vier junge Rumänen machten sich 1910 von Bukarest aus auf den Weg, einmal um die Welt zu wandern. Sie verstanden ihr Vorhaben nicht nur als sportliche Herausforderung, sondern auch als Werbetournee für rumänisches Brauchtum. Entsprechend folkloristisch waren sie gekleidet, an ihren Füßen trugen sie nicht etwa Wanderschuhe, sondern Sandalen. Während ihrer mehrjährigen Tour, die in einem wilden Zickzack durch die Kontinente ging, verdienten sie sich ihren Lebensunterhalt mit kleinen musikalischen Darbietungen. Leider überlebte am Ende von dem Vierergespann nur einer die ungewöhnliche Weltumrundung. Drei starben durch Krankheit, Unfall oder eine Überdosis Opium. Nur Dumitru Dan kehrte 1916 nach Bukarest zurück. Er hatte auf der Wanderreise 500 Paar Sandalen verschlissen.

Diese Geschichte ist eine von vielen in dem Buch „Einmal um die Welt. Die verrücktesten Reisen um den Globus“, eine wahre Fundgrube für Reiselustige, Abenteurer und all diejenigen, die Freude an außergewöhnlichen Lebensgeschichten und Guinness-Rekorden haben.

In Zeiten wie diesen ist es außerdem ein Buch zum Träumen, das mit seinen vielen Bildern, Karten und Grafiken in ferne, im Moment kaum erreichbare Welten entführt. Ob zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto oder dem Flugzeug, die Geschichte vom Reisen um die Welt ist auch eine Geschichte der Rekorde.

Nicht immer allerdings war die Beweislage klar. Besonders umstritten war der „Runningman“ Robert Garside . Der Engländer behauptete im Jahr 2003, als erster Mensch im Laufschritt die Welt umrundet zu haben – 64 000 Kilometer durch 29 Länder in sechs Jahren. Doch schon während seiner Tour kamen Zweifel an seiner Dokumentation auf. Der Läufer gab schließlich kleinlaut zu, einige Tagebuch-Onlineeinträge erfunden zu haben. Es folgte ein jahrelanges Hickhack. In den Medien wurde Garside teilweise als Scharlatan und Witzfigur abgetan. Doch am Ende rehabilitierte ihn ausgerechnet sein schärfster Pressekritiker.

Unter den vielen Exzentrikern, die das Buch vorstellt, war er wohl einer der größten: Der amerikanische Milliardär Steve Fossett war süchtig nach Abenteuern und Rekorden. Nach mehreren gescheiterten Versuchen gelang ihm 2002 eine spektakuläre Nonstop-Weltumrundung mit dem Ballon. Er brauchte dafür nur etwas mehr als 14 Tage. Während dieser Zeit lebte er in einer gerade einmal 2 Meter langen und 1,5 Meter breiten Kapsel und ernährte sich von Dosenfutter. Fünf Jahre später stürzte er bei einer deutlich weniger spektakulären Tour mit einem Leichtflugzeug ab.

Auch viele Frauen zeichneten sich durch Wagemut und Pioniergeist aus. Die Mülheimer Industriellentochter und Rennfahrerin Clärenore Stinnes fuhr 1929 erstmals in einem Stück mit einem Automobil um die Welt. Neben einer Kiste Dynamit, Zigaretten und 178 hartgekochten Eiern hatte sie für alle Fälle auch drei Ballkleider mit im Gepäck. Die Starreporterin Nellie Bly bewies in einer von großem Medienrummel begleiteten Tour, dass sie weniger als 80 Tage brauchte, um mit Eisenbahn und Schiff um die Welt zu reisen. Natürlich war eine solche Fahrt für eine Frau im Jahr 1889 noch recht abenteuerlich.

Aber auch in jüngerer Zeit riskierten Frauen viel. Die Engländerin Elspeth Beard musste bei ihrer Motorradfahrt von 1982 bis 1984 nicht nur gegen Wetterunbilden und technische Pannen aller Art ankämpfen, sondern sich auch noch häufig männlicher Übergriffe erwehren. Zu allem Überfluss wurde ihre herausragende Leistung bis in jüngster Zeit auch noch verkannt. Neben diesen wunderbaren Geschichten enthält das Buch auch viele kuriose Details. So brachte der Brite Ed Pratt das Kunststück zustande, die Welt in 40 Monaten mit einem Einrad zu umrunden. Und nicht etwa Asiaten, sondern zwei Deutsche absolvierten die mit über 37 000 Kilometern längste je registrierte Fahrt mit einem Tuk-Tuk! (dpa)