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„1899“: Geheimnisse auf hoher See von den „Dark“-Machern

Kultur / Lesedauer: 3 min

„1899“: Geheimnisse auf hoher See von den „Dark“-Machern
Veröffentlicht:17.11.2022, 00:18

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Schon die ersten Vorzeichen sind dunkel: Ein seit vier Monaten verschollenes Schiff taucht plötzlich aus dem Nebel auf und treibt geisterhaft über das Meer. Wo ist die «Prometheus» gewesen? Und wo sind all ihre Passagiere? Die «Dark»-Macher Jantje Friese und Baran bo Odar lassen bereits in den ersten Minuten ihrer neuen Netflix-Serie keine Zweifel daran, dass sie sich mit «1899» wieder in geheimnisvolles und mysteriöses Terrain begeben.

Diesmal lauert das Albtraumhafte nicht in dunklen Wäldern, sondern in tiefen Gewässern und den verschlungenen Gängen und Ebenen eines Auswandererschiffs. Ab dem kommenden Mittwoch (17. November) wird die deutsche Produktion bei Netflix zu sehen sein.

In acht Episoden erzählt «1899» von den mysteriösen Geschehnissen während der Fahrt der «Kerberos» von London nach New York gegen Ende des 19. Jahrhunderts. An Bord befindet sich eine bunt gemischte Gruppe von Passagieren mit unterschiedlichen Nationalitäten, persönlichen Geschichten und grundverschiedenen gesellschaftlichen Stellungen. Es wird schnell klar: Alle haben eine belastende Vergangenheit oder Geheimnisse und hoffen aus ganz eigenen Beweggründen, dass das Schiff sie in Richtung Freiheit geleitet.

Unerwartete Wendung

Doch als die Crew auf offenem Meer die verschollene «Prometheus» entdeckt, nimmt die Reise eine unerwartete, dunkle Wendung. Unter der Leitung von Kapitän Eyk Larsen ( Andreas Pietschmann ) schippert «1899» anstatt Amerika einem albtraumhaften Rätsel entgegen.

Pietschmann, der bereits in «Dark» eine Hauptrolle gespielt hat, dreht das Ruder der «Kerberos» Richtung Geisterschiff und versucht zusammen mit der Passagierin Maura Franklin (Emily Beecham), Sinn in das Unverständliche zu bringen.

Dass sie von ihrer eigenen schmerzhaften Vergangenheit gejagt werden, schweißt den Kapitän und Maura auf eine dunkle Weise zusammen. Beide stecken voller Widersprüchlichkeiten. Beide tragen den gleichen gehetzten Blick in den Augen, der schockierende Geheimnisse erahnen lässt, die sich in «1899» bald in realistischen Alpträumen entladen.

Mit ihrer Mischung aus bedrückenden, schattenhaften Bildern, pochendem Sound und mysteriösen Zeichen, bewegen sich Friese und Odar in ihrem neuen Werk in vertrauten Gewässern. Wie in «Dark» spielt auch hier Symbolik eine große Rolle. Von Anfang an werden Gegenstände und Reliquien eingeführt, die mit den Figuren verbunden sind und deren Formen sich bisweilen in Teppichmustern, in Kleidern oder Accessoires widerspiegeln.

Während die unterschiedlichen Ebenen langsam ineinander verschwimmen, verweben sich auch die einzelnen Schicksale der Passagiere immer deutlicher. Dem starken internationalen Cast mit Schauspielern aus Spanien, Portugal, Dänemark oder Hongkong gelingt dabei die überzeugende Darstellung eines scheinbar wahllos zusammengewürfelten Pulks von Fremden - eine Formation, die nach und nach aber Sinn ergibt. Sind sie alle nur Teile eines dunklen Roulettes?

Friese und Odar spielen auch in «1899» gekonnt mit Ängsten und Ahnungen, Hoffnungen und Träumen, die sie punktgenau in die dunkelsten Abgründe navigieren. Den Zuschauer nehmen sie so mit auf eine Reise, die angetrieben von Fiktion, Realität und Alptraum durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleitet. Ziel: Unbekannt.

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