Alltagsmythen im Check

„Schtimmt dees?‟: Zwillinge überspringen immer eine Generation?

Wissen / Lesedauer: 2 min

Wir blicken auf Alltagsfragen und checken die Mythen. Diesmal: „Schtimmt dees…‟, dass Zwillinge gebären vererbbar ist und immer eine Generation überspringt?
Veröffentlicht:18.05.2023, 08:00

Von:
  • Author ImageOlivia Schaar
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Ein Kind zu bekommen, ist immer ein kleines Wunder. Ein Wunder im Doppelpack ist es jedoch, wenn nicht ein, sondern gleich zwei Babys unterwegs sind. Um die Wahrscheinlichkeit, Zwillinge zu bekommen, sammeln sich viele Behauptungen. Eine davon: „Zwillinge gebären ist vererbbar und wird eine Generation übersprungen.‟ Doch… „Schtimmt dees‟?

Unterscheidung zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen wichtig

Ist es wahr, dass die Geburt von Zwillingen eine genetische Sache ist, die weitervererbt werden kann? Die Antwort lautet: Ja, das ist sie – solange es sich nicht um eineiige Zwillinge handelt.

Eineiige Zwillinge entstehen aus einer einzigen befruchteten Eizelle, die sich innerhalb weniger Tage in zwei teilt. Dass das passiert, ist laut aktueller Wissenslage reiner Zufall und hängt nicht von den Genen ab. Nur etwa jedes vierte Zwillingspärchen eineiig.

Anders gestaltet sich die Sachlage bei zweieiigen Zwillingen: Die gleichzeitige Reifung von zwei Eizellen wird tatsächlich von den Genen der Mutter beeinflusst und vererbt. Aus diesem Grund sind zweieiige Zwillinge in einigen Familien häufiger. Das bedeutet: Eine Frau, die selbst Zwilling ist oder in deren Familie Zwillinge vorkommen, bekommt mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst Zwillinge.

Forscher konnten inzwischen sogar die dafür verantwortlichen Genvarianten identifizieren. Die erste Genvariante befindet sich nahe des Gens FSHB, das eine Rolle bei der Produktion des follikelstimulierenden Hormons (FSH) spielt. Die FSH-Konzentration schwankt, während die Eizellen der Frau heranreifen. Bleibt sie dauerhaft erhöht, verlassen mehrere Zellen gleichzeitig die Eierstöcke, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass auch zwei Eizellen befruchtet werden.

Die zweite Genvariante betrifft das Gen SMAD3, von dem vermutet wird, dass es Einfluss darauf nimmt, wie die Eierstöcke auf das follikelstimulierende Hormon reagieren.

Trägt eine Frau je eine Kopie dieser Genvarianten, steigt laut dem Forschungsteam die Wahrscheinlichkeit, zweieiige Zwillinge zu gebären, um etwa 30 Prozent.

Wird nun immer eine Generation übersprungen - oder nicht?

Auch Männer haben vererbbaren Einfluss auf die Zwillingschance, jedoch eher indirekt. Denn: Ein Zwillings-Mann hat selbst keine höhere Wahrscheinlichkeit, Zwillinge zu zeugen, da er auf die Ovulation seiner Partnerin keinen Einfluss nehmen kann. Er kann lediglich die genetische Neigung an seine Tochter – also die Enkelin seiner Mutter – weitergeben. Aus diesem Grund kann es dann auch sein, dass die Zwillingswahrscheinlichkeit eine Generation überspringt.

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„Schtimmt dees…‟, dass Zwillinge gebären vererbbar ist und immer eine Generation überspringt? (Foto: David Weinert)