StartseiteThemenAufgegabeltTafeln wie die adligen Herrschaften: So speist es sich im Schwarzen Adler

Restaurantserie „Aufgegabelt“

Tafeln wie die adligen Herrschaften: So speist es sich im Schwarzen Adler

Bad Saulgau / Lesedauer: 3 min

Hier setzt der ehemalige Privatkoch von Carl Herzog von Württemberg die Maßstäbe. Was Gäste im renovierten Adler von Roman Gebhart erwarten können.
Veröffentlicht:18.11.2023, 05:00

Von:
  • Erich Nyffenegger
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‐ Für eine Kleinstadt hat Bad Saulgau ein paar bemerkenswert gute Restaurants. Neben der Kleber-Post zählt das Haus am Markt dazu. Und um die Ecke steht eine weitere Traditionswirtschaft, der Schwarze Adler. Dieser hat in den vergangenen Jahren einige Pächter-Wandel erlebt ‐ nicht zuletzt der Corona-Turbulenzen wegen.

Bis im Sommer des Vorjahres Roman Gebhart den Kochlöffel in die Hand genommen ‐ und das ganze Haus samt Gästezimmer stilecht renoviert hat. Für das Ambiente bedeutet das, dass Fachwerk, offenes Gebälk, Eichenholz und Textilien in Grau zu einem runden Ganzen verschmelzen.

An einem normalen Dienstagmittag ist der Schwarze Adler voll. Vielleicht hat sich herumgesprochen, dass Gebhart mal als Privatkoch von Carl Herzog von Württemberg hinterm Herd stand. Und was dem Adel mundet, kann Normalsterblichen kaum schlechter schmecken.

Schwäbische Leibspeisen und ein paar Besonderheiten

Eine saisonal inspirierte Karte ergänzt das Standardangebot schwäbische Leibspeisen. Eine weitere Komponente bilden die frischen Forellen aus Wagenhausen. Oft ist das Wort „hausgemacht“ auf der Karte zu lesen. Ob das nur Sprüche sind, entlarvt in der Regel schon die Suppe. Doch die Brühe im Schwarzen Adler ist da über jeden Zweifel erhaben.

Die Fleischsuppe schmeckt so, wie sie heißt ‐ schmackige Scheiben einer Maultasche veredeln die Vorspeise.

Eine Fleischbrühe, wie sie im Buche steht, meint unser Restaurantkritiker. (Foto: Erich Nyffenegger)

Etwas merkwürdig beim Salat: Während ein gut würziger und mustergültig schlotziger Kartoffelsalat überzeugt, sind die restlichen Gemüse und Blattsalate nicht jeweils für sich angemacht, sondern allesamt mit dem Honig-Senf-Hausdressing versehen.

An dem gibt’s zwar nichts auszusetzen, dennoch ist das Fehlen der aromatischen Diversifikation, wie sie sonst Rettich, Karotte, Kraut und Gurke zuteil wird, wenigstens ungewöhnlich.

Hirschrücken und Kalbsbäckchen

Der Hauptgang: saftig-rosa gebratener Hirschrücken mit knusprig angebratenen Semmelknödelscheiben, gebettet auf süßlichem Kürbis-Püree. Viel gibt’s da nicht zu sagen, ohne ins Schwärmen zu geraten. Aber das sollte man sich für die drei Stück Kalbsbäckchen aufheben, die in aller Zartheit unter dem Druck der Gabel zerfallen.

Hirschrücken mit knusprig angebratenen Semmelknödelscheiben. Im Hintergrund die Kalbsbäckchen. Roman Gebhart hat ein Händchen für die gute Küche. (Foto: Erich Nyffenegger)

Pure und konzentrierte Fleischaromen spielen am Gaumen. Spätzle, mittelbissfest, Gemüse und eine mit Madeira verfeinerte Bratensoße komplettieren das tolle Ensemble. Was auffällt: Gebhart geht sparsam mit Salz um ‐ an mancher Stelle vielleicht ein bisschen zu sehr.

Zum süßen Ende wird eine gehaltvolle Crème brûlée höchstens noch vom halbgefrorenen Toblerone-Parfait übertroffen, das die Besonderheit der Schweizer Schokolade mit Honig und Mandeln ausgesprochen gut und mit eisigem Schmelz abbildet.

Das Menü lädt zum Verweilen ein. (Foto: Erich Nyffenegger)

Die gesamte Mahlzeit schmeckt nach dem Menü von einem, der lange bleiben möchte. Zum Glück.


Info

Gasthof Schwarzer Adler

  • Hauptstraße 41
  • 88348 Bad Saulgau
  • Telefon: 07581/7330

Geöffnet täglich von 11.30‐14 Uhr und ab 17 Uhr.

Hauptgerichte 11,50‐25 Euro, Mittagstisch ab 10,50 Euro.

Weitere Informationen gibt es Hier.