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Schmähbrief

Tiroler verteilt Schmähbriefe an deutsche Gäste

Weißenbach am Lech / Lesedauer: 3 min

Beleidigende Briefe an deutschen Autos - besonders aus dem Allgäu - sorgen derzeit für Wirbel in Weißenbach in Tirol. Jetzt ermittelt die Polizei auch wegen Sachbeschädigung.
Veröffentlicht:24.09.2018, 11:56
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"Piefke bleib zu Hause" und "Wir mögen euch wirklich nicht. Kapiert das doch endlich" - das steht auf Zetteln, die seit Monaten für Wirbel im kleinen Ort Weißenbach am Lech in Tirol sorgen. Immer wieder klemmen diese Zettel an Windschutzscheiben von Autos mit deutschen Kennzeichen, die in dem Ort nahe der Grenze zu Bayern geparkt wurden.

"Wir brauchen und wollen euch Deutsche in Tirol/Österreich nicht!! Merkt ihr das nicht!? Ihr verursacht bei uns im Land nur Lärm, Staus, Müll, Dreck und schlechte Laune", schreibt der wütende Tiroler weiter. Außerdem stört es ihn, dass die deutschen Nachbarn während ihrer Ausflüge nach Österreich nicht genug konsumieren: "Ihr habt eh kein Geld zum Ausgeben und bringt nur billige und ungesunde Lidl-Brotzeit mit", steht auf den Zetteln.

Ein Fall für die Polizei

Mittlerweile sind die "Piefke-Briefe" nicht mehr das einzige, was an den deutschen Autos zurückgelassen wurde. Bei mehreren Autos wurde die Luft aus den Reifen gelassen, bei einem sogar die Türen zerkratzt. "In allen Fällen geht es um Autos mit deutschem Kennzeichen", sagt Egon Lorenz, Bezirkspolizeikommandant des zuständigen Bezirks Reutte. Die Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung.

Die Wut des Autors richtet sich wohl besonders gegen Allgäuer, denn die besuchten Weißenbach in diesem Sommer besonders oft. Da der Forggensee in Füssen dieses Jahr kein Wasser hatte, wichen viele Allgäuer auf den Baggersee in Weißenbach aus.

"Es soll Ruhe einkehren"

Johann Dreier, Bürgermeister der Gemeinde Weißenbach, hat genug von dem Rummel um die Flugblätter. Er möchte er nichts mehr zu diesem Thema sagen. Auf Anfrage der "Schwäbischen Zeitung" erklärt er nur: "Ich wünsche mir, dass da endlich einmal Ruhe einkehrt." Auch der ansässige Tourismusverband möchte nicht über das "Piefke-Papier" sprechen.

Der Weißenbacher Wirt Franz Leiss äußert sich dazu, und zwar deutlich. "Diese Zettel sind schlimm. Das ist ein Gehirnkranker, der diese Zettel verteilt, und das schadet uns allen", sagt er. In seinem Restaurant "Sommer 3" bekomme er immer wieder mit, wie Gäste darüber mutmaßen, wer die Flugblätter verteile, erzählt Leiss.

Weißenbacher sind genervt

"Die meisten Einheimischen regen sich über das Schreiben auf. Das hat unsere Gemeinde in ein komplett falsches Licht gerückt und vertritt überhaupt nicht die allgemeine Meinung", sagt er. Seit Wochen gebe es in der Gemeinde kein anderes Gesprächsthema mehr. Leiss ist besonders wichtig zu betonen, dass die Zettel nur die Meinung eines Einzelnen ausdrücken: "Wir sind alles andere als ausländerfeindlich. Wir mögen die Allgäuer sehr gerne und freuen uns, wenn sie zu uns kommen". sagt er. Und das ein beweist der Tiroler Wirt selbst: Er ist nämlich mit einer Allgäuerin verheiratet.