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Blasmusik

Otti Fischer grantelt „gnadenlos grandios“

Fischbach / Lesedauer: 2 min

Aus einer einmaligen literarisch-musikalischen Idee ist ein Programm geworden
Veröffentlicht:07.11.2011, 15:15

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„Überall liegt Blasmusik in der Luft und überall wird angezapft – und wer’s unter drei Schlägen schafft, kann Bürgermeister werden.“ Er kennt die Bayern samt seinen Grantlern und das bajuwarische Land wie wenige, der Ottfried Fischer . Am Sonntagabend kam er mit einem Quartett Musiker in den Fischbacher Bahnhof, die weit mehr als „Weltblechmusik“ können.

In einer kabarettistischen Lesung zitierte er aus alten und neuen Texten der zurückliegenden 20 Jahre, aus früheren Programmen – und er improvisierte. Manchem vielleicht zu speziell, denn nicht jeder kam aus der Pause wieder zurück (obwohl Otti nicht umsetzte, was er eingangs angedroht hatte: „Nachher verkauf‘ ich Heizdecken“).

Während er sich eingangs noch überlegte, „was mer heid dann“, brillierten seine vier Musiker, die da sind: der Münchener Musikhochschulprofessor und WeltklassseTrompeter Claus Reichstaller, der Passauer Tubabläser und Gmelchtest-Erfinder Leopold Gmelch, der Kemptener Akkordeonist Christian Ludwig Mayer und der Leiter der einzigen südamerikanischen Percussion-School Cesar Granados aus Panama. Hochprofessionell griffen sie spontan ein, wenn Otti einen Hänger hatte, untermalten sie dessen Vorträge mit viel Einfühlungsvermögen, vor allem der „Reinhold Messner der Alemanen“ am Akkordeon aus dem nahen Kempten.

Von Jazz bis zum Defiliermarsch

Seit dem Frühjahr 2009, als die Idee zu dieser zunächst einmalig angedachten literarisch-musikalisch angehauchten Formation geboren wurde, sind die Fünf immer wieder einmal unterwegs, um Geschichten zu erzählen und Anekdoten wiederzugeben. „All that Jazz bis zum bayerischen Defiliermarsch“ inbegriffen, „gnadenlos grandios“, wie „Pfarrer Braun“ alias „Bulle von Tölz“ nicht zu Unrecht klassifizierte. Fischer selbst berichtete vom bayerischen Papst und der CSU und machte zu Letzterer eine gesungene Anleihe bei der SED („die Partei hat immer recht“). Er fragte nach der konfessionellen Verteilung in Fischbach und meinte: „Altötting ist wie Mekka – nur mit Bier“. Grauenvoll nannte er die Designertrachten auf dem Münchner Oktoberfest mit Dirndln, die mit deren Ursprünglichkeit nichts zu tun haben, rechnete aus, wie viel Bier dort nach jedem „Suffa“ läuft, hofft, dass die „Preiss’n“ auf Besuch in Bayern genug Heimweh mitbringen, um wieder zu gehen, und empfiehlt den Stuttgartern, ihre Stadt einfach höher zu legen, dann hätten sie ihren Bahnhof unten.

Wenn Bayern grantelten, sei das lediglich eine reine Schutzfunktion, denn so halten sie sich unliebsame Kontakte vom Leibe. All das weiß Otti Fischer, den der EHEC-Skandal darin bestätigte, was er immer schon gewusst hat, nämlich nie eine Turnhalle zu betreten, nachdem dort selbst die Sprossenwände befallen seien.