StartseiteRegionalBodenseeFriedrichshafenIrrfahrender Leuchtturm ist im Museum angekommen

Leuchtturm

Irrfahrender Leuchtturm ist im Museum angekommen

Friedrichshafen / Lesedauer: 2 min

ZF-Stipendiat Florian Graf eröffnet die Ausstellung „Ghost Light – Light House“ im Zeppelin Museum
Veröffentlicht:27.09.2012, 20:45

Artikel teilen:

Mit seinem Leuchtturm, der anders, ganz anders als richtige Leuchttürme über den See gezogen wird, der mal hier, mal dort vor dem Ufer auftaucht, des Nachts irrlichtert, hat der ZF-Stipendiat Florian Graf für Furore gesorgt. Seit seiner ersten Ausfahrt am 8. September war der weiße Turm unterwegs, jetzt ist er Gegenstand der Ausstellung „Ghost Light – Light House“ im Zeppelin Museum, die am Donnerstagabend eröffnet wurde.

Es ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden, die immense Kopfarbeit, die dahinter steckt, so umzusetzen, dass ein ausstellbares Ergebnis dabei herausschaut. So wurde denn der im Original knapp neun Meter hohe Leuchtturm im Maßstab 1:4 kopiert und das Modell in der Mitte des Grenzraumes platziert, den man durch eine Lichtschleuse betritt. Dunkel? Nicht ganz, nicht dauernd. Filmsequenzen laufen an den Wänden entlang, denn an der Stelle des Leuchtfeuers dreht sich hoch oben ein Beamer, mittels dem der Leuchtturm all die Erinnerungen preisgibt, die der große Bruder eingefangen hat. Ganz anders als ein echter, fest stehender Leuchtturm, dessen Licht den Schiffen Orientierung bietet und den Weg weist.

Nach drei Monaten im Turmatelier, nach drei Monaten faszinierter Blicke auf die blinkenden Lichter auf dem See und um den See, habe der Stipendiat die Idee gehabt, einen mobilen Leuchtturm zu konstruieren, der dem eigentlichen Sinn eines Leuchtturms entgegenläuft und damit zum Sinnbild, zum Kunstobjekt wird, erläuterte Regina Michel, Geschäftsführerin der ZF-Kunststiftung, vor der Vernissage.

Da die Kosten für diese Aktion das sonst übliche Limit deutlich überstiegen, mussten Sponsoren gesucht werden. Wie das Ergebnis zeigt, wurden sie gefunden. So kann der Besucher jetzt im abgedunkelten Raum stehen und den Bildern nachsinnen, die an den Wänden vorüberziehen. Dazu lassen sich trefflich Assoziationen finden, jeder seine eigenen. Angeklungen sind an diesem Abend die Gedanken an antike Vorbilder, an den Koloss von Rhodos, den Leuchtturm von Alexandria, an den Turmbau zu Babel, aber auch an das Geisterschiff des „Fliegenden Holländers“, an Geistererscheinungen überhaupt.

Draußen vor der Türe zeigen Vitrinen, wie das Geschehen während der Sommerzeit in der Presse wahrgenommen wurde, die den „Irrfahrten“ des Leuchtturms ihre Aufmerksamkeit schenkte.

Vor einem Jahr fragte die ZF-Stipendiatin Nevin Alada in ihrer Video-Installation „Border Sampling“ mit Wasserproben aus verschiedenen Tiefen nach der flüssigen Grenze im See, jetzt sind es Bilder, die der über den See wandernde Geister-Turm quasi eingefangen hat. Und wieder ist eigentlich der See zum Haupthelden der Installation geworden, unser aller Bodensee.