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Versorgungsstruktur

Wie sieht eine zukunftsweisende ambulante Versorgungsstruktur für Bad Waldsee aus?

Bad Waldsee / Lesedauer: 5 min

Stadtspitze, Landrat und die neue OSK-Geschäftsführung wollen gemeinsam an Lösung arbeiten
Veröffentlicht:02.11.2022, 15:35

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Wie sieht die medizinische Versorgung in Bad Waldsee angesichts der beschlossenen Schließung des Waldseer Krankenhauses ab September 2023 künftig aus? Diese Frage stellen sich die Bürger der Kurstadt zunehmend, zumal es diesbezüglich bislang vor allem viele Fragezeichen gibt.

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D75_6393 (Foto: Stadt Bad Waldsee/Privat)

Laut Kreistagsbeschluss vom 31. Mai 2022 soll ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) des Landkreises entstehen. Um eine „zukunftsweisende ambulante Versorgungsstruktur für Bad Waldsee“ ging es nun bei einem Treffen zwischen Stadtspitze, Landrat und der neuen OSK-Geschäftsführung: Geschäftsführer Franz Huber und der Ärztliche Direktor Oliver Rentzsch versprachen, dass die OSK nach Kräften daran mitarbeiten und auch ihren eigenen Beitrag dazu leisten werde. Das teilte die Stadtverwaltung am Mittwoch in einem Presseschreiben mit.

Ziel: Medizinisches Versorgungszentrum und Primärversorgungszentrum

Landrat Harald Sievers, der gemeinsam mit Oberbürgermeister Matthias Henne zu dem Termin eingeladen hatte, betonte nach Angaben der Stadtverwaltung, wie wichtig es für die geplanten neuen medizinischen Angebote in Bad Waldsee sei, dass alle Partner untereinander regelmäßig im Gespräch seien und dass sich alle Beteiligten hinter das gemeinsame Ziel eines ambulanten Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) stellen.

Sievers soll bei dem Termin deutlich gemacht haben, dass sich um dieses MVZ herum durch das Hinzukommen anderer privater Akteure ein Primärversorgungszentrum (PVZ) entwickeln könne.

Erste Strukturen für ein Primärversorgungszentrum geschaffen

Für die Steuerung dieses Prozesses seien nach Angaben von Henne unter der Federführung der Stadt Bad Waldsee im Rahmen des vom Land geförderten Projekts zur Bildung eines Primärversorgungszentrums bereits die Strukturen geschaffen worden.

In einem kleinen Kernarbeitskreis würden sich regelmäßig Stadt, Landkreis und OSK austauschen. In einem größeren Kreis werde eine Vielzahl örtlicher Einrichtungen eingebunden. Zudem gebe es regelmäßig Informationen an die Kommunalpolitiker aus Kreistag und Gemeinderat.

 Antrittsbesuch der neuen OSK-Geschäftsführung in Bad Waldsee (von links nach rechts): Matthias Felger, Geschäftsführer der Diomedes GmbH, Landrat Harald Sievers, Bürgermeister Monika Ludy, Oberbürgermeister Matthias Henne, Ärztlicher Direktor Oli
Antrittsbesuch der neuen OSK-Geschäftsführung in Bad Waldsee (von links nach rechts): Matthias Felger, Geschäftsführer der Diomedes GmbH, Landrat Harald Sievers, Bürgermeister Monika Ludy, Oberbürgermeister Matthias Henne, Ärztlicher Direktor Oli (Foto: Stadt Bad Waldsee/Schwäbische.de)

Beim Aufbau eines Primärversorgungszentrums (PVZ) beziehungsweise Primärversorgungsnetzwerks wird die Stadt laut Pressemitteilung durch die Firma Diomedes GmbH aus Melsungen mit dem Geschäftsführer Martin Felger unterstützt. Diomedes beschäftige sich seit vielen Jahren intensiv speziell mit dem Thema „ambulante Gesundheitsversorgung“ und sei bereits für zahlreiche Kommunen in Baden-Württemberg tätig.

Diomedes GmbH mit Entwicklung eines PVZ beauftragt

„Ich will im ersten Schritt möglichst viele Akteure von dem Projekt begeistern“, wird Diomedes-Geschäftsführer Martin Felger in der Mitteilung zitiert. Im Falle der OSK könne er bereits gewiss sein, dass sie mit im Boot ist. In Bad Waldsee sei die OSK mit dem geplanten MVZ ein wichtiger Partner für ein PVZ.

OSK: Zulassungsantrag für ein MVZ in Arbeit

Die OSK arbeite seit dem Sommer an der Einrichtung ihres MVZ in Bad Waldsee, berichtete Jörg Hempel, Geschäftsführer der MVZs der OSK, laut Pressemitteilung bei dem Gespräch. Gespräche würden intensiv geführt, der erforderliche Zulassungsantrag sei in Arbeit. Ein PVZ werde über ein MVZ hinausgehen und neben Ärzten verschiedener Fachrichtungen auch weitere Anbieter aus dem Gesundheitswesen einbinden.

Bürgermeisterin betont Synergien zwischen Rehakliniken und OSK-Häusern

Bürgermeisterin Monika Ludy sprach nach weiteren Angaben der Stadt die seit Jahrzehnten gepflegte enge Zusammenarbeit zwischen den Bad Waldseer Rehabilitationskliniken und den Akuthäusern der OSK an. Auch wenn in Bad Waldsee keine Hüften oder Knie mehr operiert werden, sollte diese Tradition nicht abreißen, so Ludy.

Bei Franz Huber und Oliver Rentzsch habe Ludy damit offene Türen eingerannt, wie die Stadt in ihrer Mitteilung betont. Der neuen Geschäftsleitung der OSK sei es ein Anliegen, dass die unfallchirurgischen und orthopädischen Kliniken der OSK weiterhin gut mit den Rehabilitationskliniken in Bad Waldsee kooperieren werden, wie bei dem Antrittsbesuch deutlich geworden sei.

Was versteht man unter einem MVZ?

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind Einrichtungen, in denen mehrere ambulant tätige Ärzte/Ärztinnen kooperativ zusammenarbeiten. Dabei kann es sich um Ärzte/Ärztinnen einer oder mehrerer Fachrichtungen handeln. Im Gegensatz zur klassischen Einzelpraxis oder Berufsausübungsgemeinschaft, bei denen der oder die Inhaber immer auch persönlich mitarbeiten, erlaubt der Gesetzgeber beim MVZ die Trennung der Inhaberschaft von der ärztlichen Behandlungstätigkeit, teilt die Stadt weiter mit. So können neben Ärzten beispielsweise auch Krankenhäuser oder Kommunen Inhaber oder Mitinhaber eines MVZ sein.

Was ist der Unterschied zu einem PVZ?

Ein Primärversorgungszentrum (PVZ) geht über das Konzept eines MVZ hinaus und bündelt nicht nur unterschiedliche ärztliche, sondern auch pflegerische und andere gesundheitliche Fachdisziplinen und Leistungsangebote, sodass Patienten vor Ort aus einer Hand versorgt werden können, wie die Stadt in dem Presseschreiben erläutert.

Wie sehen die weiteren Schritte aus?

Aufgabe wird es nach Angaben der Stadtverwaltung insbesondere sein, herauszuarbeiten, wie eine Verzahnung des vom Landkreis installierten MVZ, eines PVZ und weiteren gesundheitlichen Leistungsangeboten aussehen kann. Grundlage für die Erstellung einer Konzeption sei eine Bestandsaufnahme und Analyse. Zur Ermittlung der medizinischen und pflegerischen Bedarfe der Bevölkerung und anderer Akteure im Gesundheits- und Pflegebereich werden laut Stadt zunächst mit allen für Bad Waldsee relevanten Leistungserbringern Gespräche geführt.

Landeszuschuss

Für die Erarbeitung eines Konzepts zur Verzahnung der stationären und ambulanten Versorgung in Bad Waldsee erhält die Stadt Bad Waldsee eine Zuwendung des Landes Baden-Württemberg im Rahmen des Förderaufrufs „Zukunftsland BW – Stärker aus der Krise“ in Höhe von 200.000 Euro (Schwäbische.de berichtete).

Der Landkreis hat laut Pressemitteilung der Stadt darüber hinaus einen Landeszuschuss in Höhe von 198.000 Euro für ein „Digitales Primärversorgungsnetzwerk“ erhalten (Schwäbische.de berichtete). „Damit soll ein digitales Netzwerk aufgebaut werden, um die Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten vor Ort zu verbessern und somit auch die künftige Gesundheitsversorgung in Bad Waldsee zu digitalisieren“, so die Stadt abschließend.