StartseiteRegionalBayernGebirgsschützen boykottieren Kirche

Waffenverbot

Gebirgsschützen boykottieren Kirche

Bad Reichenhall / Lesedauer: 2 min

Stadtpfarrer provoziert Traditionsverband und will keine Waffen beim Gottesdienst sehen
Veröffentlicht:30.05.2013, 17:15

Artikel teilen:

Ein priesterliches Waffenverbot in Bad Reichenhall hat einen heftigen Krach zwischen den Gebirgsschützen und der örtlichen katholischen Kirche ausgelöst. Weil der Stadtpfarrer Gewehre in den Kirchen strikt ablehnt, hat die Reichenhaller Gebirgsschützenkompanie ihre Teilnahme an der Fronleichnams-Prozession abgesagt – und will auch vorerst alle weiteren kirchlichen Feiern boykottieren, bei denen die Gebirgsschützen normalerweise präsent sind.

Kompaniehauptmann Karl-Heinz Schmitt bestätigte am Mittwoch einen Bericht des Reichenhaller Tagblatts. „Wir dürfen in keine Kirche mehr, wenn wir unsere historischen Waffen mitführen“, sagte Schmitt. „Für den Pfarrer sind Liturgie und Eucharistiefeier waffenfreie Zone.“

Die Gebirgsschützen sind darüber so verärgert, dass sie nun ihrerseits nicht mehr an den kirchlichen Feiern in Reichenhall teilnehmen wollen. Denn eigentlich sind die Beziehungen der Schützen zur Kirche mehr als eng: Der frühere Papst Benedikt XVI. ist Ehrenmitglied der Kompanie Tegernsee, die Gebirgsschützen reisten in seiner Amtszeit mehrfach nach Rom. Benedikt hatte 2006 die Gebirgsschützen als „Hüter und Verteidiger bayerischer Volkskultur“ geehrt.

Selbst Ex-Papst ist informiert

In Rom waren die Karabiner seinerzeit zwar ebenfalls unerwünscht – aber nicht weil der Vatikan Einspruch erhoben hätte, sondern weil die italienischen Vorschriften die Einfuhr von Waffen verbieten. Nach Angaben von Kompaniehauptmann Schmitt ist der frühere Pontifex inzwischen über den Reichenhaller Streit informiert: „Sogar unser ehemaliger Papst weiß Bescheid.“

Der CSU-Landtagsabgeordnete Philipp Lerchenfeld spendete Zuspruch: „Ich halte diese Entscheidung der Kameraden in Reichenhall für absolut richtig! Wie kann man so mit treuesten Anhängern unserer katholischen Kirche umgehen?“ schrieb Lerchenfeld nun auf Facebook.

Das Erzbischöfliche Ordinariat in München ist auf dem Laufenden, will dem Pfarrer aber keine Vorschriften machen. In der Seelsorgeregion Süd habe es ein Gespräch mit dem Pfarrer gegeben, sagte eine Sprecherin. „Es gibt keine grundsätzliche Haltung bei uns im Ordinariat: mit oder ohne Waffen.“ Jeder Pfarrer sei für seine Gemeinde und Gottesdienste selbst verantwortlich.

Als Gebirgsschützen bezeichnen sich spezielle traditionelle bayerische Schützenvereinigungen (Kompanien) in Oberbayern, vor allem in den sechs oberbayerischen Landkreisen entlang der Alpenkette. Über 12000 Schützen sind in Kompanien organisiert. Jede der 47 bayerischen Kompanien hat eine eigene Tracht.