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G-8-Abi soll mit Förderung wieder möglich sein

München / Lesedauer: 3 min

Bildungsminister möchte Schülern das Überspringen der 11. Klasse ermöglichen
Veröffentlicht:12.12.2018, 20:14

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Kaum ist das achtjährige Gymnasium in Bayern nicht zuletzt auf Druck der Freien Wähler ( FW ) abgeschafft, kommt es unter dem neuen Kultusminister Michael Piazolo auch schon wieder zurück. Ab 2021 können Gymnasiasten, die normalerweise wieder neun Jahre lang die Oberschulbänke drücken müssten, die 11.Jahrgangsklasse überspringen. Aber alles völlig freiwillig, versicherte Piazolo am Mittwoch in München.

Das „G 8 neu im G 9 neu“ ist nach den Worten Piazolos eine weitere Differenzierung im Schulsystem Bayerns und richtet sich an Schüler, denen auch zwölf Schuljahre bis zum Abitur ausreichen. Für sie entfällt auf Wunsch die 11. Jahrgangsstufe. Damit sie den Sprung von der 10. in die 12. Klasse auch schaffen, sollen sie in den Jahrgangsstufen 9 und 10 sogenannte Zusatzmodule in den Kernfächern, Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache besuchen. Dahinter verbergen sich wöchentlich zwei nachmittägliche Zusatzstunden in einem dieser Kernfächer.

Damit allein sei es aber nicht getan, warnte Piazolo. Die „Überholer“ müssten sich darüber hinaus auf zusätzliche Studierstunden einrichten. Dafür könnten sie das frei werdende Schuljahr für Auslandsaufenthalte, ehrenamtliche oder sportliche Tätigkeiten nutzen oder einfach das Abitur um ein Jahr vorziehen.

Eltern können entscheiden

Es werde zwar Empfehlungen der Lehrer geben, aber grundsätzlich sollen die Eltern frei sein, ob sie ihrem Kind eine solche Lernzeitverkürzung ermöglichen. Die Weichen dafür sollten sinnvollerweise zu Beginn der 8. Klasse gestellt werden. Ob die 11. Klasse ausfällt, wird dann Ende der 10. Klasse endgültig entschieden. Auf der „Überholspur“ solle sich aber kein „Einsitzer-Rennwagen, sondern eher ein Bus bewegen, in welchen man ein- und auch wieder aussteigen könne“, erklärte Michael Schwägler, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands.

Wie viele Schüler von der „Überholspur“ Gebrauch machen, ist völlig offen. „Es gibt keine Zahlenvorstellung“, sagte Minister Piazolo. Der zusätzliche Aufwand durch die „Zusatzmodule“ könne personell ge-stemmt werden. Außerdem ist vorgesehen, dass sich jeder Überholer unter den Lehrern einen Mentor für die beiden Jahre vor der 11. Klasse aussuchen kann. Bei dem Coaching werde es nicht um Noten und Prüfungen gehen, versicherte Walter Baier, Vorsitzender der Vereinigung der Direktoren an den bayerischen Gymnasien: „Es ist kein Druck da.“

Das Konzept sei „bewältigbar für die Schüler, begleitbar für die Eltern, durchführbar für die Lehrer“ und auch noch vereinbar mit der Beschlusslage der Kultusministerkonferenz, hob Piazolo hervor. Mit der gymnasialen Überholspur nehme Bayern eine Vorreiterrolle unter den deutschen Bundesländern ein. Die bisherigen Möglichkeiten zum Überspringen einer Klasse würden von diesem Konzept der individuellen Lernzeitverkürzung nicht berührt.

Kritik von der Opposition

„Die Billigversion des früheren CSU-G-8 ist ein ganz schwacher Aufschlag des FW-Kultusministers“, kommentierte der bildungspolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Thomas Gehring. Mit nur zwei Wochenstunden in den Klassen 9 und 10 könnten die 34 Wochenstunden und die besonderen Inhalte der 11. Klasse nicht kompensiert werden. „Bei diesem einseitigen Blick auf die Kernfächer bleiben die breite gymnasiale Bildung, der gehaltvolle Unterricht und wichtige Inhalte wie Sozialkunde, Berufsorientierung und Naturwissenschaften auf der Strecke“, so Gehring. „Das ist überdies ein Schlag ins Gesicht für alle Schülerinnen und Schüler, die in der Vergangenheit in acht Jahren das Abitur gemacht haben und ein Vielfaches an Fächern und Stunden zu absolvieren hatten."

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Simone Strohmayr, begrüßte das Konzept grundsätzlich, äußerte aber ebenfalls Zweifel, ob die vorgesehenen zwei Zusatzstunden in der 9. und 10. Klasse tatsächlich ausreichend seien, um ohne Qualitätsverlust die 11. Klasse auszulassen. Erstaunlich sei, dass Piazolo „als Vorkämpfer für das G 9 jetzt doch ein Mini-G-8 einführt“.