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CSU und Freie Wähler ringen um das Amt des Jagdpräsidenten in Bayern

München / Lesedauer: 3 min

CSU und Freie Wähler ringen um die Besetzung des obersten Waidmanns im Freistaat – die Grünen sprechen von „brachialen Brunftkämpfen“.
Veröffentlicht:14.12.2019, 12:00

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Die Ämter des Bundeskanzlers, des Ministerpräsidenten oder des EU-Kommissionspräsidenten mögen wichtig sein. In Bayern aber kann ein anderer Posten es an Bedeutung spielend mit diesen Positionen aufnehmen – ein Posten, der derzeit neu zu besetzen ist. Der 49000 Mitglieder zählende Bayerische Jagdverband (BJV) sucht einen neuen Präsidenten. Der bisherige Amtsinhaber musste seinen Hut nehmen. Nun tobt hinter den Kulissen offenbar ein Machtkampf zwischen CSU und Freien Wählern – jeder der Koalitionspartner beansprucht den Posten des obersten Platzhirschen für sich.

Jahrzehntelang hatte die CSU den Chefposten in der Männergesellschaft fest im Griff. Zuletzt bekleidete der frühere CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Vocke das prestigeträchtige Amt, das im Freistaat auch kurz als „Jagdpräsident“ bezeichnet wird. Doch dann kam es für den Finanzrichter außer Dienst knüppeldick. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Untreue und Unterschlagung. Unter anderem löste die monatliche Aufwandsentschädigung von 5000 Euro und der Umgang mit dem Dienstwagen auch unter den Jagdkameraden kritische Fragen aus. Seit Oktober lässt Vocke sein Amt ruhen. Im kommenden März soll auf dem Landesjägertag in Lindau ein Nachfolger bestimmt werden.

Früher hätte die CSU die Besetzung des Präsidentenpostens unter sich ausgemacht, doch jetzt wollen die Freien Wähler mitmischen. Denn der stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ist nicht nur FW-Vorsitzender, sondern auch passionierter Jäger. Als solcher äußert sich Aiwanger auch unter großzügiger Hintanstellung der Zuständigkeit von CSU-Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gerne und plakativ zu Jagd-Themen. So ärgerte er sich, dass die Gemsen als „Knospenfresser“ abgewertet würden, forderte das Abschießen von Wölfen und verdächtigte Naturschützer, verzweifelt auf den Waldböden herumzurutschen, um vom Wild angefressene Pflanzen zu finden.

Selbst kann Aiwanger nicht als Jagdpräsident kandidieren – aber er kann seinen Staatssekretär Roland Weigert (Freie Wähler) ins Rennen schicken. Und das plant er offensichtlich auch. Der ehemalige Neuburger Landrat Weigert taktiert vorsichtig: „Ich lehne das nicht ab, das ehrt mich.“ Die Gefahr eines Abgleitens des mächtigen Verbands in das Umfeld der Freien Wähler alarmierte die CSU – sie will Gerüchten zufolge ihren Staatssekretär Gerhard Eck aus Unterfranken ins Rennen schicken. Eck äußerte sich noch vorsichtiger als sein Kabinettskollege Weigert: „Ich habe weder Ja noch Nein gesagt.“

Die naheliegende Lösung wäre, den bisherigen BJV-Vize Thomas Schreder zum Chef zu machen. Auch der Oberpfälzer CSU-Landtagsabgeordnete Alexander Flierl stünde wohl zur Verfügung, doch beide gehörten in der Vergangenheit dem BJV-Präsidium an und gelten in den Augen etlicher Jäger als mitbelastet in der Causa Vocke. Gemunkelt wird auch noch über einen „Mister X“, der als unabhängiger Kompromisskandidat das Amt übernehmen könnte.

Im Gerangel um den obersten Jägermeister des Freistaats hat der jagdpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Hans Urban , jetzt sogar ein Machtwort von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gefordert: „Der Platzhirsch muss die weithin vernehmbaren, brachialen Brunftkämpfe im bayerischen Kabinett endlich beenden.“

Besonders ärgert sich der Grünen-Politiker über die Rolle von Wirtschaftsminister Aiwanger. Der habe „die Jagdpolitik voll ins Visier genommen“ und betätige sich als Lobbyist entweder in eigener Sache oder für seinen Staatssekretär. Dass Aiwangers eigentliche Aufgabe, die Förderung der bayerischen Wirtschaft in schwierigen Zeiten, darunter leiden muss, steht für Urban außer Frage: „Wir haben zwei Staatssekretäre und einen Minister, die gedanklich mehr auf dem Hochsitz als auf dem Kabinettsstuhl sitzen. Es wird Zeit, dass Markus Söder die Jagd abbläst.“