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Braunbär

Auffällige Wölfe dürfen in Bayern künftig abgeschossen werden

München / Lesedauer: 3 min

Aktionsplan der Landesregierung sieht vor, dass auffällige Tiere künftig abgeschossen werden dürfen
Veröffentlicht:17.04.2018, 18:36

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Noch gut in Erinnerung ist in Bayern die beispiellose Aufregung um den Braunbären Bruno, der vor zwölf Jahren vom Schad- zum Problembären mutierte und schließlich erschossen wurde. Bären bedrohen den Freistaat derzeit nicht, aber eine wachsende Zahl von Wölfen ist vor allem in Ostbayern unterwegs, die für Ängste und bei Landwirten für immer lautere Proteste sorgen. Jetzt will die neue bayerische Staatsregierung unter Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einen Ausgleich mit Hilfe eines „Aktionsplans Wolf“ schaffen.

Weder Hysterie noch Romantik seien bei dem Thema angesagt, sondern Pragmatismus, sagte Söder nach einer Kabinettssitzung in München. Dieser „Pragmatismus“ dürfte freilich bei den Natur- und Umweltschützern auf heftigen Protest stoßen, heißt es doch in der Presseerklärung der Staatskanzlei, dass durch den Aktionsplan „die Größe der Wolfspopulation auf das artenschutzrechtlich Erforderliche begrenzt werden“ solle.

Wie das bei den Naturschützern ankommt, formulierte der Umweltexperte der SPD im bayerischen Landtag, Florian von Brunn: „In Bayern soll der strenge europarechtliche Schutzstatus des Wolfs offenbar nicht mehr beachtet werden.“ Davon könne überhaupt keine Rede sein, versicherte Umweltminister Marcel Huber ( CSU ): „Wer jetzt einen Wolf über den Haufen schießt, begeht eine Straftat.“

Dennoch ist auch der Abschuss Bestandteil des „Aktionsplans Wolf“. Es kommt dabei ganz darauf an, wie gesetzestreu sich Isegrim verhält und ob er einen festen Wohnsitz hat, erläuterte Huber. Die Vokabeln Schad- und Problemwolf nahm Huber dabei zwar nicht in den Mund, aber es läuft auf Ähnliches hinaus. Wo die Raubtiere „verhaltensauffällig“ erschienen, könnten sie „entnommen“ werden, wie es im Artenschutzbeamtendeutsch heißt. Entnehmen bedeute aber nicht nur Abschießen, sondern auch „vergrämen“ oder wenn möglich lebend einfangen, erläuterte Huber, von Beruf Tierarzt.

Südwesten setzt auf Experten

Auch in Baden-Württemberg wird über das „Wolfsmanagement“ diskutiert. Hier sollen Expertenteams Wölfe überwachen und potenziell gefährliche Tiere notfalls töten dürfen. Laut Baden-Württembergs Umweltminister, Franz Untersteller (Grüne), sei dies der Fall, wenn sich ein Wolf wiederholt Menschen nähert, oder mehrfach Schafe reißt. Aber auch dann sei eine Ausnahme vom Tötungsverbot des Bundesnaturschutzgesetzes nötig, die vom Umweltministerium erteilt wird. Das Töten werde aber die absolute Ausnahme bleiben, so Untersteller. Baden-Württemberg möchte in Zukunft mit Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zusammenarbeiten, um Wölfe auch über Bundeslandgrenzen hinweg verfolgen zu können.

Die bayerische Staatsregierung will unterdes vor allem den Weidetierhaltern beistehen. Ihnen werde der Staat bei „Präventionsmaßnahmen“ wie Zäunen und Beschaffung von Hütehunden unter die Arme greifen, versprachen Söder und Huber.

Wo jedoch ein Wolfsschutz ohne unzumutbare Mehraufwendungen nicht möglich sei, wie etwa in den Alpen, sei zukünftig eine „Entnahme“ des Wolfs trotz Artenschutz erlaubt. Dabei komme es auch darauf an, ob die Gefahr für die Herdentiere von einem durchreisenden Wolf oder einem standortfesten Tier oder gar Rudel ausgehe. Die CSU missbrauche die tief verwurzelte Angst vor Gevatter Isegrim zu Wahlkampfzwecken, schimpfte von Brunn .

Die Beute des Wolfs bestehe zu 90 Prozent aus Schalenwild, vor allem Rehe. Der Wolf trage damit zu einem natürlichen Gleichgewicht bei. Seit 50 Jahren habe es in Europa keinen Angriff eines Wolfes auf einen Menschen mehr gegeben. Von der anderen Seite kritisierte der Freie Wähler Vorsitzende Hubert Aiwanger Hubers Bemerkung, es gebe in Bayern durchaus Gebiete, wo der Wolf Platz habe.

Bayern habe keinen geeigneten Lebensraum, um ein Wolfsrudel ohne massive Probleme für Landwirtschaft und Bevölkerung unterzubringen. Der Anschauungsunterricht in den neuen Bundesländern sollte genügen, um das zu erkennen, so der Landwirt und Jäger Aiwanger: „Wenn Herr Huber hofft, in Bayern einen Platz zu finden, wo Wolfsrudel willkommen sind, wird er Schiffbruch erleiden.“