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Schwierige Ermittlungen bei Giftköder-Verdacht

Baden-Württemberg / Lesedauer: 3 min

Immer wieder sorgen Warnungen vor Giftködern für Aufregung: Doch ob es sich wirklich um Angriffe auf Hunde, Katzen oder andere Haustiere handelt, ist in vielen Fällen unklar.
Veröffentlicht:26.02.2018, 09:26

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Immer wieder sorgen Warnungen vor Giftködern für Aufregung - vor allem in Sozialen Netzwerken. Doch ob es sich wirklich um Angriffe auf Hunde, Katzen oder andere Haustiere handelt, ist in vielen Fällen unklar. Die Polizei spricht von schwierigen Ermittlungen.

Wenn Hunde nach dem Spaziergang anfangen zu zittern oder sich komisch verhalten, klingeln bei vielen Hundebesitzern mittlerweile die Alarmglocken. Zu viele Meldungen gibt es seit Jahren über mit Nadeln gespickte Fleischbällchen oder mit Rattengift versetze Leckerlis. Auch in den vergangenen Wochen meldeten Polizeipräsidien im Südwesten entsprechende Funde. Zuletzt hatten Giftköder-Verdachtsfälle im Bad Waldseer Ortsteil Haisterkirch , im Landkreis Sigmaringen , in Freudenstadt und Horb am Neckar Hundebesitzer beunruhigt. Bei Freudenstadt erbrach kürzlich ein Hund nach dem Spaziergang Blut, ein Horber Artgenosse starb gar , nachdem er einen Köder gefressen hatte.

Doch ob die Symptome tatsächlich Folgen eines mutwillig ausgelegten Giftköders sind, ist laut Polizei in vielen Fällen unklar. Selbst wenn ein Hund oder eine Katze etwa ausgelegtes Rattengift fresse, müsse dahinter nicht der Vorsatz eines Tierquälers stecken. Vielmehr handele es sich in vielen Fällen um gedankenlos verteiltes Schädlings- oder Unkrautbekämpfungsmittel, wie auch Tierschützer auf Anfrage von Schwäbische.de bestätigen.

Mitunter kommt es jedoch auch vor, dass Tierhasser absichtlich mit Gift präparierte Köder auslegen. Die Ermittlungen der Polizei in Verdachtsfällen sind oft schwierig - auch, weil die Symptome einer Vergiftung oft erst nach Stunden oder Tagen auftreten. „Meistens ist die Örtlichkeit ein Ansatzpunkt für Ermittlungen“, erklärt ein Sprecher des Stuttgarter Polizeipräsidiums der Nachrichtenagentur dpa.

Auch die Art des Köders spiele eine Rolle. Blut- und Speichelproben der Tiere können zudem Hinweise liefern - in extremen Fällen sogar eine Obduktion. „Manchmal gehen wir auch einzelnen Verdachtsanzeigen gegen bestimmte Personen nach. Hier fehlen jedoch oft die Nachweise“, ergänzt ein Sprecher der Karlsruher Polizei.

Nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) habe die Zahl der Giftköderangriffe in den vergangenen Jahren nachgelassen. Sie richteten sich vornehmlich gegen Hunde. Nachdem die Verstöße gegen das Natur- und Tierschutzgesetz 2015 mit 97 Fällen ihren Höhepunkt erreicht hatten, sank die Zahl auf 62 Vorfälle in 2016. Im vergangenen Jahr blieb der Wert beinahe gleich.

Tierschützer sehen das anders. „Wir können leider nicht bestätigen, dass die Zahl der Giftköder-Vorfälle sinkt. Die Vorfälle wechseln nur regional sehr stark“, sagt Stefan Hitzler, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes Baden-Württemberg. Dies komme vermutlich daher, dass es sich meist um gezielte Angriffe handle. „Wir beobachten, dass sich diejenigen, die Giftköder auslegen, stark auf ein bestimmtes Tier fokussieren, das sie gerade stört“, erzählt Hitzler. Was von den Tätern oft nicht bedacht werde: Durch ihr Handeln wird ein Lebewesen auf schmerzvolle und langsame Weise sterben - im schlimmsten Fall ein spielendes Kind.

Umso wachsamer sollten Haustierbesitzer bleiben, sagt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes auf Anfrage von Schwäbische.de. „Sie sollten das Tier beim Gassigehen nicht aus den Augen lassen und gegebenenfalls eingreifen, falls es versucht, etwas zu fressen.“ Sollte es dafür schon zu spät sein, sei es sinnvoll, eine Probe des Gefressenen zu sichern und den Zeitpunkt des Vorfalls zu notieren. Verdächtige Fundstücke sollten zudem den Behörden gemeldet werden, rät Schmitz. Wenn Vergiftungs-Symptome wie Zittern oder Erbrechen auftreten, hilft nur noch der Gang zum Tierarzt.