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Metallpoller

Schwäbische Metallpoller sollen gegen Terror schützen

Leonberg / Lesedauer: 3 min

Barriere-System aus Leonberg soll Berliner Weihnachtsmarkt vor LKW-Anschlägen schützen.
Veröffentlicht:20.11.2018, 21:42

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Zwei Jahre nach dem Terror-Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt wollen die Verantwortlichen kein Risiko mehr eingehen. Die neuen mobilen Schwerlast-Metallpoller, mit denen man den Breitscheidplatz vor Lkw-Anschlägen schützen will, wurden in Baden-Württemberg gefertigt.

Noch sind ist es nur Holzbretter, die rund um die Gedächtniskirche ausgeladen werden. Während die Standbesitzer ihre Buden zusammenzimmern, treffen Bauarbeiter in den Straßen rund um Berlins berühmten Platz letzte vorbereitende Maßnahmen für das neue Sicherheitskonzept. In der Nacht zu Mittwoch sollen die ersten Superpoller aufgebaut werden. Sie kommen aus einer Fabrik der Firma Truckbloc aus Leonberg in der Nähe von Stuttgart und wurden gemeinsam mit Experten von Polizei, Feuerwehr und Technikern extra für den Berliner Breitscheidplatz konstruiert.

Sperren für die Formel 1

Zielvorgabe sei es gewesen, eine mobile und multifunktionale Hochleistungsbarriere zu entwickeln, die den islamistischen Lkw-Anschlag mit zwölf Toten und über 60 Verletzten hätte abwehren können, adhoc einsetzbar ist und den neuesten Stand der Technik widerspiegelt, erklärt Vertriebsleiter Wolfgang Funk. Normalerweise vertreibt er Metallzäune, die verhindern, dass große Felsbrocken auf Straßen und Täler krachen. Auch die Formel 1 hat schon bei ihm Sperren geordert, die absichern sollen, dass Rennautos, wenn sie aus der Kurve fliegen, nicht in den Zuschauern landen.

Poller schützen vor Trümmerteilen

Die neuen mobilen Stahlpoller gegen Lkw-Angriffe stehen dagegen selbst auf einer Art Rampe und lenken quasi die Energie des Angreifers gegen ihn selbst um. Auf einem Video der Firma Truckbloc ist zu sehen, wie beim Crashtest ein 18 Tonnen schwerer Laster mit Tempo 80 gegen einen der Stahlpoller fährt. Das Führerhaus bricht ab, kippt vorne über auf den Boden und bleibt auf der Windschutzscheibe liegen. „Anders als Betonquader, die wie Billardkugeln in die Besucher schießen können, schützen die neuen Barrieren im Falle des Falles das Publikum nicht nur vor dem angreifenden Lkw, sondern auch vor umherfliegenden Trümmerteilen sowie der Ladung“, erklärt Funk . So könnten die Poller selbst Sattelschlepper in Höchstgeschwindigkeit stoppen, ohne dabei Zugänge zu beeinträchtigen oder Flucht- und Rettungswege zu blockieren.

Am Breitscheidplatz sollen sie aber mit anderen Sperren kombiniert werden. „Es gibt nicht den einen goldenen Weg zum Schutz von öffentlichen Plätzen. Wir müssen kontinuierlich lernen und Erfahrungen sammeln. Dafür ist es wichtig, verschiedene Sperrmaßnahmen zu testen“, sagt Innensenator Andreas Geisel (SPD) zu dem Pilotprojekt.

In Baden-Württemberg schon im Einsatz

Die mobilen Schwerlast-Metallpoller werden dabei nicht im Boden verankert, was am Breitscheidplatz wegen der U-Bahn auch nicht möglich wäre. Sie können nach dem Weihnachtsmarkt eingelagert und jederzeit woanders genutzt werden.

In Baden-Württemberg waren sie sogar schon im Einsatz. Stuttgart sicherte damit Anfang Oktober ein Tennisturnier ab und Winnenden mietete die Super-Poller im Sommer für das Stadtfest.