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Opernhaus

Sanierung des Stuttgarter Opernhauses erfordert einen langen Atem

Stuttgart / Lesedauer: 4 min

Mit dem Umbau der Interimsspielstätte Paketpostamt soll zur Jahreswende 2021/22 die „Jahrhundertaufgabe“ angegangen werden. Die Modernisierung des historischen Gebäudes kann nicht vor 2023 beginnen...
Veröffentlicht:16.03.2018, 19:36

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Die Landeshauptstadt macht sich fit für die Zukunft, und dabei geht es nicht nur um den umstrittenen Tiefbahnhof. Auch gegenüber vom Hauptbahnhof wird Stuttgart ein Jahrhundertprojekt in Angriff nehmen: die Sanierung des Opernhauses. Die Quintessenz eines Pressetermins, bei dem am Freitagmittag Stadt und Land im Staatstheater noch einmal ihren Willen zur Sanierung des Opernhauses bekundet haben: Gut Ding will Weile haben. Gisela Splett, Staatssekretärin im Ministerium für Finanzen, erklärte, dass der Baubeginn im Interimsquartier Paketpostamt frühestens zur Jahreswende 2021/22 möglich sei, sodass die eigentliche Sanierung des Opernhauses frühestens 2023/24 beginnen könne.

Im Malsaal, dem „Maschinenraum“ des denkmalgeschützten historischen Gebäudes, in dem die Bühnendekorationen hergestellt werden, demonstrierten Ministerpräsident Winfried Kretschmann , der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn und die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer, allesamt Grüne, den Schulterschluss für die „Jahrhundertaufgabe“ (Kretschmann). Schon seit 2014 ist das Projekt in der Diskussion, Ende 2015 war eine Stuttgarter Delegation aus Mitgliedern des Verwaltungsrats, Vertretern der Ministerien für Kunst- und Wissenschaft sowie für Wirtschaft und Finanzen und der Staatstheater nach Kopenhagen und London gereist, um sich zu informieren, was ein modernes Opernhaus heutzutage ausmacht. Überholte Bühnentechnik, ein unzureichender Gastronomiebetrieb, fensterlose Übungskämmerchen, mangelhafter Brandschutz oder prekäre Sanitäranlagen wie in Stuttgart zählen nicht dazu.

Welche Kosten das „Jahrhundertprojekt“ verursachen wird, ist noch unklar. Konkrete Angaben wollte noch niemand machen. Der Ministerpräsident sprach vom „Fluch der ersten Zahl. Wenn die nicht stimmt und eine Maßnahme wesentlich teurer wird, gibt’s Debatten und Kritik. Das untergräbt das Vertrauen in die Politik.“ Deswegen plane man sorgfältig. Falls es doch teurer werde als geplant, müsse man das zumindest begründen können, sagte Kretsch-mann. Klar ist, dass es sich um einen dreistelligen Millionenbetrag handeln wird, schon 2014 war von 340 Millionen Euro die Rede. Billiger ist es in der Zwischenzeit vermutlich nicht geworden. Kretschmann: „Es wird eine echte Großinvestition, die wir hier stemmen müssen.“

Der Ministerpräsident stellte die Bedeutung heraus, die der „schwer in die Jahre gekommene“ Kulturtempel für Stuttgart hat. Das Opernhaus stehe für weltweit gefeierte Opern und Ballettproduktionen. Er selbst zähle zu jenen 350 000 Menschen, die sich jährlich an den Aufführungen erfreuten. Die Stuttgarter Oper sei wiederholt zur „Oper des Jahres“ gewählt worden, die Ballettcom-pagnie ohnehin als eine der besten der Welt bekannt. „Baden-Württemberg ist nicht nur Industrie, sondern auch exzellenter Kulturstandort. Das gehört zusammen. Das Opernhaus ist ein ebenso wichtiges Aushängeschild für das Land wie der Stern von Daimler“, sagte Kretschmann. Diesen Ruf gelte es zu wahren.

OB Kuhn schloss sich dieser Einschätzung an. Ballett, Oper und Schauspiel seien „der Stolz des Bürgertums“. Das lässt sich auch die Stadt etwas kosten, sie will die eine Hälfte der Kosten tragen. Zehn Millionen Euro wurden bereits in den Haushalt eingestellt. „Wir wollen die Oper und die Ballettspielstätte so wieder aufstellen, dass sie die nächsten 50 Jahre gut untergebracht sind“, sagte Kuhn. Der jetzige Arbeitsplatz von mehr als 1000 Menschen sei nicht mehr zumutbar. Zur Frage der noch ausstehenden Entscheidung des Gemeinderats sagt Kuhn: „Man kann davon ausgehen, dass die große Mehrheit die Sanierung will. Wir wären ja vom Affen gebissen, wenn wir die Oper nicht sanieren würden.“

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sagte, die Sanierung sei kein Fall von „nice to have“, sondern absolut notwendig. Man habe auch eine Verantwortung der nächsten Generation gegenüber. „Wir müssen rauskommen aus dem Modus der Trippelschritte und zu einem wirklichen Qualitätssprung ansetzen.“ Dafür hat das Land schon mal rund 143 Millionen Euro für die Sanierung von Kulturliegenschaften zurückgelegt, wie Finanzstaatssekretärin Splett sagte. Nächste Schritte: Verwaltungsratssitzung im Mai, Ausschreibung der Wettbewerbe.