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Polizeischule

Meßstetten bekommt wohl Industriegebiet statt Polizeischule

Meßstetten / Lesedauer: 4 min

Planungen für ehemalige Zollernalb-Kaserne in Meßstetten gehen voran
Veröffentlicht:18.02.2018, 19:10

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„Wir hatten das Loblied noch im Kopf, das auf uns gesungen wurde. Umso enttäuschender war dann die Entscheidung des Innenministeriums.“ Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft (CDU) war sauer, als er die Entscheidung aus der Presse erfuhr: Die Polizeischule kommt nach Wertheim (Main-Tauber-Kreis), nicht in die ehemalige Zollernalb-Kaserne, die noch bis Ende September 2017 als Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge diente. Jetzt ist es ruhig, eine Nachnutzung noch offen.

Schroft erzählt im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, wie dankbar sich Innenminister Thomas Strobl (CDU) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gegenüber der Stadt Meßstetten gezeigt hatten. Die Stadt habe dem Land aus großer Not geholfen. „Wir hatten außerdem auch keine Probleme wie Sigmaringen beispielsweise“, sagt er. Rein rechtlich, das wisse er auch, habe die Stadt keinen Anspruch auf das Gelände der ehemaligen Kaserne.

Auch das Land nicht, denn die Fläche gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). „Aber wo hätte das Land leichter unterstützen können, als bei landeseigenen Dingen wie der Polizei “, so der Bürgermeister. Die Regierung habe schließlich von Anfang an zugesichert, Meßstetten bei einer Nachnutzung zu unterstützen. „Die Entscheidung hat nichts mit der Förderung des ländlichen Raums zu tun“, kritisiert Schroft. Die Regionen, die jetzt profitieren, würden besser dastehen als die Stadt auf der Schwäbischen Alb.

Hilfestellung versprochen

Das Innenministerium Baden-Württemberg will sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Hilfestellung wolle das Land nach wie vor geben, sichert ein Sprecher zu. Wie die genau aussieht, sagt er aber nicht. Nur so viel: Gesprächsprozesse sollen Überlegungen für eine Nachnutzung konkret machen.

Auch bei den Gründen, die gegen Meßstetten als Standort einer Polizeischule gesprochen haben, bleibt das Ministerium oberflächlich. „Die Standorte wurden anhand sachlicher Kriterien, wie zum Beispiel der vorhandenen Kapazität, dem baulichen Zustand, den für die Sanierung benötigten Zeitläufen und unter Wirtschaftlichkeitsaspekten geprüft“, so die Antwort.

Laut Schroft verhandelt die Stadt zurzeit mit der Bundesanstalt Bima, um eventuell Teile des Geländes zu kaufen. Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Reutlingen (IHK) jongliert die Stadt mit einer Idee: ein von acht Kommunen getragenes interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet. Das Interesse sei da, mit der Fläche viel anzufangen, so der Bereichsleiter Standortpolitik Markus Nawroth von der IHK in Reutlingen. Solch große und zusammenhängende Produktionsflächen seien selten. Interessant sei sie vor allem durch die starke Struktur im Südwesten, die aus Zulieferern und Unternehmen bestehe. „Der industrielle Umbruch braucht neue Flächen. Und wer die anbieten kann, kommt zum Zug bei neuen Arbeitsplätzen“, erklärt er.

Laut ihm ist die Fläche aber nicht nur für Neugründungen und große Standorte interessant: „Es ist auch für kleine Unternehmen ein Thema, die drumherum siedeln können. Als Erweiterungsfläche zudem für diejenigen von Interesse, die an ihren jetzigen Standorten nicht mehr wachsen können“, sagt Nawroth. Durch Industrie würden außerdem auch Dienstleistungsarbeitsplätze entstehen. Für die angeschlagene Alb-Region, was Kaufkraft angeht, eine große Chance.

Bescheidene Infrastruktur

Doch wer die Gegend kennt, der weiß auch, dass die Anbindung an die über 900 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Stadt schlecht ist. „Das stimmt, die Infrastruktur ist ein Problem. Aber besser so, als in andere Bundesländer zu fahren“, sagt Nawroth aus Unternehmersicht. „Die Fläche hat so viel Potenzial. Da spricht mehr dafür, als dagegen“, so seine Einschätzung.

Entscheidend für die Überlegungen ist dabei der südliche Bereich der alten Kaserne, der zum größten Teil unbebaut ist. „Wir sind aber noch ganz am Anfang der Planungsphase“, sagt Christoph Dickmanns, der das Projekt für Meßstetten betreut. Rund 30 Hektar Bruttofläche würden für das Gelände infrage kommen – etwa 42 Fußballfelder. Mehrfach habe er bereits über eine Analyse den Bedarf ermittelt. „Sicher ist, dass Bedarf für Fläche da ist“, sagt er weiter. Bei einer erfolgreichen Umsetzung wäre es das größte zusammenhängende Industriegebiet des Zollernalbkreises.