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Land streitet um Rektoren-Lohn

Stuttgart / Lesedauer: 3 min

SPD befürchtet durch den Vorschlag von Kultusministerin Eisenmann Schulschließungen „durch die Hintertür“
Veröffentlicht:23.01.2019, 18:27

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Mehr als 200 Schulen im Land müssen derzeit ohne Rektor auskommen. Mit 132 freien Stellen sind die Grundschulen besonders betroffen – das ist jede 20. Grundschule im Südwesten. Einig sind sich die grün-schwarzen Koalitionspartner darüber, dass der Führungsposten attraktiver werden muss. Es gibt aber Streit darum, welche Rektoren besser bezahlt werden sollen.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) möchte Schulleiter mit einem umfangreichen Konzept stärken. Rektoren sollen etwa mehr Unterstützung bekommen und weniger unterrichten müssen, um mehr Zeit für ihre Leitungsaufgaben zu haben. Zudem setzt Eisenmann auf höhere Löhne für die Leiter kleinerer Grundschulen. Bislang sind diejenigen mit mindestens 81 Schülern in der Tarifgruppe A13 eingruppiert. Dabei verdienen sie etwa 450 Euro mehr als Rektoren von Grundschulen mit 80 oder weniger Schülern. Diese bekommen mit A12 als Einstiegsgehalt 3630 Euro – wie ihre Lehrerkollegen – und eine monatliche Zulage von 175 Euro brutto. Nun schlägt Eisenmann vor, die Schülergrenze zu halbieren. Wer mindestens 41 Schüler hat, soll nach A13 bezahlt werden.

Der CDU geht der Weg ihrer Kultusministerin nicht weit genug. Sie fordert, alle Schulleiter nach A13 zu bezahlen – zumal es lediglich 111 Grundschulen im Land sind, die 40 oder weniger Schüler besuchen. Deren Rektoren besser zu bezahlen, würde 500 000 Euro mehr kosten. Die Summe ist vergleichsweise gering bei Gesamtkosten für das Konzept, die das Ministerium mit 100 Millionen Euro beziffert. Niemand werde auf Dauer für knapp 200 Euro mehr den Lehrerstuhl gegen den des Rektors tauschen, betonte der Wangener CDU-Abgeordnete Raimund Haser am Mittwoch im Landtag. „Deshalb lehnen wir den Vorschlag ab“, so Haser. „Das ist die falsche Botschaft in einem Land, das die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse von Stadt und Land zum Ziel hat.“

Standorte zusammenlegen

Die Grünen sehen das anders. „Der Grundsatz ,kurze Beine, kurze Wege‘ gilt nach wie vor“, betonte Jürgen Walter. An welcher Schülerzahl er den Gehaltssprung von A12 plus Zulage auf A13 festmachen will, sagte er nicht. Vielmehr regte er an, Strukturen zu verändern. „Muss wirklich jede Schule eigenständig sein?“, fragte er. In der Diskussion um kleine Grundschulen gibt es immer wieder die Idee, mehrere Standorte organisatorisch durch ein Rektorat zusammenzulegen. Laut Kultusministerin Eisenmann gibt es 137 Gemeinden mit mehreren Grundschulen, die weniger als 100 Schüler haben.

Die SPD, auf deren Antrag Eisenmanns Vorschlag im Landtag debattiert wurde, sieht darin „nichts anderes als ein großes Schließungsprogramm durch die Hintertür“, wie Stefan Fulst-Blei sagte. „Zu was soll das denn sonst führen als zu einem langsamen Sterben kleiner Grundschulen“, wollte er vor allem von den Grünen wissen. Auch die AfD lehnt die 40-Schüler-Grenze bei der Besoldung der Rektoren ab. Stephan Brauer (FDP) sieht in Eisenmanns Konzept ein indirektes Schließprogramm, durch das Lehrerstellen eingespart würden. „Es wäre ehrlicher, Schulen einfach zu schließen als auszutrocknen“, sagte Brauer.

Die Bildungsverbände sehen das ähnlich. „Das ist eine ärmliche und mutlose Bildungspolitik“, so Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. „Entweder es gilt der Grundsatz der wohnortnahen Schule, oder Grüne und CDU müssten seriöse Konzepte zur Schulentwicklungsplanung sowie zur Schließung von Grundschulen vorlegen.“

Eisenmann wehrte sich gegen die Vorwürfe. „Mit mir als Kultusministerin wird es kein Schließkonzept für kleine Grundschulen geben“, betonte sie. Es gehe darum, dort nachzubessern, wo die Not am größten sei.