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Immer mehr Menschen im Südwesten mit FSME infiziert

Freiburg / Lesedauer: 3 min

Der Landkreis Ravensburg ist besonders betroffen. Experten fordern zum Impfen auf.
Veröffentlicht:21.01.2019, 19:11

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An der von Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind in Baden-Württemberg im Jahr 2018 deutlich mehr Menschen erkrankt als in den Vorjahren. Die Zahl der Infizierten habe den zweithöchsten Stand seit Beginn der Meldepflicht im Jahr 2001 erreicht, teilte die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Freiburg mit.

Baden-Württemberg und Bayern sind die Bundesländer mit den meisten FSME-Fällen in ganz Deutschland. Dies zeigen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI). Demnach wurden 2018 in Baden-Württemberg 271 Patienten gezählt und damit 90 Betroffene mehr als 2017. Nur im Jahr 2006 hatte es mit 281 Infizierten mehr Erkrankungen gegeben.

In Bayern ist die Zahl zwar leicht zurückgegangen, aber dennoch auf einem hohen Niveau. Hier gab es im Jahr 2017 insgesamt 234 Infizierte, im vergangenen Jahr waren es zehn weniger. Seit Beginn der Meldepflicht sind das die höchsten in Bayern festgestellten Werte.

Die Impfquote in Baden-Württemberg ist nach wie vor unzureichend.

Andreas Vogt , Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg

Der Anstieg der FSME-Fälle im vergangenen Jahr ist laut dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg unter anderem auf die Hitze zurückzuführen. Das sommerliche und heiße Wetter habe zu mehr Zecken geführt. Zudem seien zu wenige Menschen geimpft. Die Behörde und die Krankenkasse riefen dazu auf, sich impfen zu lassen.

„Da die Impfquote in Baden-Württemberg nach wie vor unzureichend ist, haben wir durch den Supersommer 2018 eine sehr hohe Fallzahl, weil die ökologisch-klimatischen Faktoren dafür günstig waren“, sagte der Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg, Andreas Vogt. Bei den Schuleingangsuntersuchungen 2016 seien nur 21,6 Prozent der Kinder in Baden-Württemberg gegen FSME geimpft gewesen. In Bayern habe diese Impfquote mit 33,9 Prozent deutlich höher gelegen.

Die Zahl der FSME-Fälle sei unter anderem abhängig von der Impfrate, der Verbreitung der Zecken im jeweiligen Jahr und der Anzahl der Tage, die Menschen wetterbedingt draußen verbringen können. „Jeder, der sich viel in der Natur aufhält, auch wenn es nur im Garten oder Park ist, sollte deshalb vorsorgen“, sagte Vogt.

Auch bundesweit ist die Zahl der FSME-Erkrankungen dem RKI zufolge gestiegen. Es wurden demnach 2018 deutschlandweit 584 Fälle gezählt (2017: 486). Damit ist für Deutschland der bisherige Höchstwert von 546 Erkrankungen im Jahr 2006 sogar übertroffen.

85 Prozent der Fälle wurden den Angaben zufolge aus Baden-Württemberg und Bayern gemeldet. In den beiden Bundesländern liegen 123 der 142 Landkreise in Deutschland, die aktuell als FSME-Risikogebiet ausgewiesen werden.

Viele Fälle in Ravensburg

Wie das Regierungspräsidium Stuttgart auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“ mitteilte, liegt der Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg bei der Zahl der Fälle auf Platz zwei. Bei 22 Menschen wurde in diesem Jahr die Erkrankung festgestellt. Mehr Fälle gab es nur im Ortenaukreis. Hier waren es 35 Infizierte. Vergleichsweise gering sind die Zahlen im Ostalbkreis (sechs Fälle) und im Kreis Sigmaringen (fünf Fälle). Im Kreis Tuttlingen wurden nur zwei FSME-Erkrankungen erfasst.

Ein Schutz sei in jedem Fall besonders sinnvoll, erklärte das Landesgesundheitsamt, denn das vergleichsweise hohe FSME-Risiko bleibe bestehen und gelte auch für dieses Jahr.

Die Impfung sollte rechtzeitig vor dem Frühsommer erfolgen, betonte die Techniker Krankenkasse . Nun sei die richtige Zeit dafür, denn zwischen den insgesamt drei Impfterminen müssen mehrere Wochen vergehen. Eine Grundimmunisierung bietet dem Landesgesundheitsamt zufolge einen zuverlässigen Schutz gegen FSME. Diese könne dann alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden.

Die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der Impfung – vor allem in Baden-Württemberg und Bayern, da eben beide Bundesländer fast flächendeckend FSME-Risikogebiete sind.