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Verkehr: Riesenbrummis unerwünscht

Stuttgart / Lesedauer: 3 min

Verkehrsminister will „Gigaliner“ nicht von der Autobahn lassen
Veröffentlicht:21.08.2011, 13:50

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Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) will den Feldversuch des Bundes mit den sogenannten Gigalinern boykottieren und die Riesen-Lastwagen nicht über Land fahren lassen. Hermann warnte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) davor, den Widerstand einiger Länder gegen dieses Modellprojekt zu missachten und eine Ausnahmeverordnung zu erlassen. „Wenn Bundesverkehrsminister Ramsauer das macht, muss er wissen, dass seine Gigaliner nicht von der Autobahn runterkommen“, sagte der Grünen-Politiker in Stuttgart.

Wenn die bis zu 44 Tonnen schweren Lkw doch die Bundesautobahn verlassen wollten, müssten sie wohl oder übel vorher zerlegt werden. Ramsauer könne auch noch eine Ausnahmegenehmigung für Umleitungen erlassen. „Aber ins Land rein kommen die Riesen-Lkw nicht. Das sind sozusagen gefangene Gigaliner auf der Autobahn, also Transitliner“, sagte Hermann. Es sei ungewöhnlich, dass ein Bundesverkehrsminister so vehement Lobbyinteressen eines kleines Teils des Spediteurgewerbes vertrete. Der Lkw-Hersteller Daimler sei hier ein „Treiber“. Zudem stünden die Paketdienste dahinter, weil sie das große Fassungsvermögen der Gigaliner bräuchten. „Der Großteil der anderen Fuhrunternehmer sieht das übrigens skeptisch“, sagte Hermann. Im Protest gegen die Gigaliner bildeten sich ungewöhnliche Allianzen. „Der ADAC und Winfried Hermann ziehen an einem Strang. Auch der ADAC hält die Gigaliner für gefährlich.“

Die langen Lkw seien für viele Pkw-Fahrer eine Bedrohung. Hinzu komme: „Unsere Infrastruktur ist einfach nicht geschaffen für solche Fahrzeuge.“ Außerdem seien die Riesen-Lkw eine Konkurrenz für die Schiene. „So große Lastzüge gehören auf die Schiene.“ Damit die Gigaliner fahren könnten, müssten Industriegebiete umgebaut, Brücken stärker befestigt und Kreisverkehre vergrößert werden.

„So wird das betriebswirtschaftliche Optimum der Spezialtransporteure dazu führen, dass die öffentliche Hand anschließend die Folgekosten bei der Infrastruktur haben wird. Und das sehe ich nicht ein“, sagte der Grünen-Politiker. „Ich habe nichts gegen Gigaliner per se auf dieser Welt. Quer durch Australien, wo es gerade Autobahnen gibt und keine Schienenstrecke in Sicht ist, da leuchtet mir das ein. Aber in einem hochverdichteten Raum wie hier nicht.“

Während die Länge von Lastwagen in Deutschland bislang auf 18,75 Meter begrenzt ist, soll die Obergrenze für einen Zeitraum von fünf Jahren auf 25,25 Meter steigen. Weil die Gigaliner mehr Waren transportieren können, rechnen die Befürworter mit weniger Lastwagen auf der Straße und dadurch mit weniger Abgasen und einem geringeren Benzinverbrauch. Allerdings dürfen die Gigaliner nur in sieben Bundesländern rollen.