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Dürbheimer Rathaus ist nicht länger verwaist

Dürbheim / Lesedauer: 4 min

Dürbheimer Rathaus ist nicht länger verwaist
Veröffentlicht:29.10.2013, 16:09

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Im Fall des seit Anfang Juli krankgeschriebenen Dürbheimer Bürgermeisters Alfred Pradel ist keine schnelle Lösung in Sicht. „Wir warten auf das amtsärztliche Ergebnis aus seinem Heimatort Schwäbisch Gmünd“, sagt Sarah Honold, Sprecherin des Landratsamts. Bis Ende Oktober ist Pradel, der sich in psychotherapeutischer Behandlung befindet, krankgeschrieben. Er wohnt wieder bei seinen Eltern, derweil das Dürbheimer Rathaus seit fast vier Monaten verwaist ist.

Die Geschichte kann sich hinziehen: „Wenn der Amtsarzt unsicher ist, kann er ein fachärztliches Gutachten einholen“, erläutert Honold. Der Amtsarzt müsse die Frage klären, ob Pradel in den kommenden sechs Monaten wieder dienstfähig sei. „Wenn die Prognose negativ ist, kann das Landratsamt ein Zurruhesetzungsverfahren einleiten.“ Pradel selbst kann „derzeit nicht richtig an eine Rückkehr glauben“. Und auch in Dürbheim können das nur wenige. „Es gibt kein Vertrauensverhältnis mehr“, sagt der zweite Bürgermeisterstellvertreter Alfons Zepf. „Ich halte eine weitere Zusammenarbeit mit Herrn Pradel für ausgeschlossen.“

Weil die Arbeit im Dürbheimer Rathaus über Monate liegen geblieben ist, soll eine nicht alltägliche Lösung für Abhilfe sorgen. Seit diesem Monat unterstützen vier hochrangige Mitarbeiter der Spaichinger Stadtverwaltung die insgesamt fünf weiblichen Verwaltungskräfte in Dürbheim. Kämmerer Otmar Hagen, Hauptamtsleiter Winfried Kapp , Stadtkassenleiter Andreas Häse und Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher, der derzeit Urlaub hat, sind an drei bis vier Tagen die Woche stundenweise im Wechsel dort.

„Der stellvertretende Bürgermeister Anton Keller und ich können die Arbeit nur ehrenamtlich abends machen – das ist kein Dauerzustand“, sagt Zepf, im Hauptberuf Handwerker. Die Gemeinde habe zwei Alternativen gehabt – die erste sei gewesen, einen Ruhestandsbeamten einzusetzen. „Aber den muss man erst mal finden und er würde sich in Dürbheim nicht auskennen.“

Deshalb sei die Verwaltungsgemeinschaft (VG) die „erste Adresse“ gewesen. Spaichingen sei als „erfüllende Gemeinde“ der VG zwecks Amtshilfe angefragt worden, Bürgermeister Schuhmacher habe grünes Licht gegeben. „Die Ortskenntnisse sind vorhanden und mit den Vieren haben wir eine breite Basis, die alle Fragen abdecken können“, betont Zepf. Andreas Häse und Winfried Kapp wohnen beide in Dürbheim.

„Wir können Dürbheim nicht allein lassen“, sagt der Spaichinger Hauptamtsleiter Kapp, der dort seit 61 Jahren lebt. In den vergangenen Wochen seien viele Rückstände abzuarbeiten gewesen. „Die Akten haben sich angehäuft – das ist klar, wenn eine Verwaltung über Monate nicht besetzt war.“ Ratssitzungen müssten vorbereitet, Vorlagen erstellt werden. „Wir wollen in Dürbheim nicht hineinregieren, sondern den Bürgermeisterstellvertretern zuarbeiten“, betont Kapp. „Wir machen Vorschläge, die entscheiden.“

Auch Dürbheims Vize-Bürgermeister Anton Keller, der bei Aesculap schafft, betont, dass das Spaichinger Stadtoberhaupt keinerlei Amtsführung übernehme. „Bürgermeister Schuhmacher trifft keine Entscheidungen, dies tut ausschließlich die Gemeinde – er unterstützt Dürbheim lediglich.“

Laut Sarah Honold vom Landratsamt ist die Amtshilfe für Dürbheim als Teil der Verwaltungsgemeinschaft „rechtlich kein Problem“. Die Gemeinde habe die aktuelle Regelung „in einer ungewöhnlichen Situation getroffen“. Die Amtsgeschäfte lägen weiter „vollumfänglich“ auf Dürbheimer Seite. „Gegenseitige Hilfe ist etwas Positives, die Gemeinde ist dankbar für die Unterstützung.“

Die ist laut Zepf für Dürbheim kostenlos. „Es ist der Sinn einer Verwaltungsgemeinschaft, dass eine große Gemeinde Tätigkeiten leistet, die eine kleine nicht leisten kann.“ Er sieht dies auch als „Nagelprobe“ für die VG, an der man sehen könne, „dass es funktioniert“. Spaichingens Hauptamtsleiter Kapp betont, dass die VG finanziell nicht belastet werde. „Den umliegenden Gemeinden entstehen keine zusätzlichen Kosten, die Amtshilfe wird nicht über den Haushalt der VG abgerechnet.“

Im Spaichinger Rathaus bleibe wegen der Hilfe für Dürbheim keine Arbeit liegen, versichert Kapp. „Wir kommen weiter unseren hiesigen Aufgaben nach und sind in Spaichingen verstärkt gefordert.“

Die Termine für die Spaichinger Amtshilfe in Dürbheim sind laut Hauptamtsleiter Winfried Kapp vorerst bis zum Jahresende festgelegt. Wie es dann weitergeht, ist offen. „Momentan befinden wir uns im spekulativen Bereich“, sagt Sarah Honold, Sprecherin des Landratsamts. „Wir können nur warten, bis Bürgermeister Pradel wieder gesund wird.“ Dürbheims zweiter stellvertretender Bürgermeister Alfons Zepf bringt die Möglichkeit eines Amtsverwesers ins Spiel: Ein solcher könnte die Geschicke der Gemeinde ab Januar „wie ein Bürgermeister“ leiten. „Am liebsten wäre uns, wenn er vom Spaichinger Rathaus gestellt würde“, sagt Zepf. Dürbheim wäre auch „gerne bereit dazu, für einen Amtsverweser zu zahlen“.