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Adelsfamilie

Konstanz stellt für Zeppelin die Uhr auf 1838

Konstanz / Lesedauer: 3 min

Ab 12. Juli zeigt das Rosgartenmuseum den Luftschiffer von seiner familiären Seite
Veröffentlicht:10.07.2013, 19:25

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Mit der Ausstellung „Die Zeppelins – Eine Adelsfamilie am Bodensee “ gedenkt die Geburtsstadt von Graf Ferdinand von Zeppelin seines 175. Geburtstags. Zu sehen ist die kleine, aber feine Schau ab 12. Juli im Rosgartenmuseum. Im Gegensatz zu der Ausstellung im Zeppelin Museum Friedrichshafen, die den Offizier, Luftschiffer und Unternehmer in den Mittelpunkt rückt und Bezüge zur örtlichen Industriegeschichte herstellt, beleuchtet das Rosgartenmuseum das familiäre Umfeld.

„Wir haben die Uhr auf 1838 gestellt und versucht, das Leben eines Mannes zu erzählen, der neben Kaiser Wilhelm II. der berühmteste Deutsche seiner Zeit war“, sagt Museumsdirektor Tobias Engelsing. Ein äußerst spannendes Unterfangen, das ganz neue Aspekte zu Tage fördert und den Eroberer des Luftraumes, die Ikone des Nationalstolzes und den Urvater der Rüstungsindustrie am Bodensee in einem menschlichen, sozialen Horizont erscheinen lässt.

„Auch Helden haben Mütter“

Engelsing hat all seine Beziehungen zu den Nachfahren Zeppelins genutzt und ganz bemerkenswerte Exponate zusammengetragen. An erster Stelle sei ein Familienbucht genannt, das der Vater des Luftschiffers, Graf Friedrich von Zeppelin (1806-1886) zusammengestellt hat und in dem unter anderem auch Tapetenstücke aus dem Schlafzimmer Marie Antoinettes, der Frau Ludwigs XVI., zu sehen sind. In Vitrinen finden sich reizende Zeugnisse aus dem Alltag der Zeppelins und ihrer Schweizer Verwandtschaft wie Schlittschuhe, ein Hörrohr, Zirkel, Schmuck und sogar das Taufhäuble von Ferdi. Das Holzkreuz, das Graf Zeppelin immer auf seinem Schreibtisch stehen hatte, ist neben dem äußerst üppig ausgestatteten Beauty-Case seines Schwagers Baron Heinrich von Wolff, zu bewundern. Die Generalsuniform des Grafen kommt aus einem Ratsatter Museum. Dass die erste Zeppelintorte vom Konstanzer Konditor Danner (Café Antik) stammt, dürfen auch Häfler wissen. Die weiße Weste Zeppelins sowie die Ehrenbürgerbriefe des Grafen (1908) und seiner Tochter Hella (1925) sind ebenfalls ausgestellt.

Engelsing will in der Ausstellung keine Heldengeschichte erzählen, sondern den Mikrokosmos erschließen, in dem Zeppelin groß wurde. „Auch Helden haben ein familiäres Umfeld, haben Mütter, Väter, Geschwister und Ehefrauen“, sagt der Museumschef legt die familiären Wurzeln frei. Sein Großvater, Ferdinand Ludwig von Zeppelin kam als mittelloser mecklenburgischer Adelsspross in württembergische Militärdienste, arbeitete sich hoch brachte es unter König Friedrich bis zum Außenminister. Das Paar hatte sechs Kinder. Der älteste, Friedrich, studierte Jura und wurde Hofmarschall im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. Er heiratete Amélie Macaire, die Tochter eines schwerreichen Textilfabrikanten aus Konstanz, der auch Hausbankier der Napoleons war und weit gespannte Netzwerke in ganz Europa unterhielt. Bei ihm, im ehemaligen Dominikanerkloster (heute Inselhotel), wo Macaire eine Färberei betrieb, kam das junge Paar unter., und hier wurde am 8. Juli 1838 ihr erster Sohn Ferdinand geboren.

1840 zog die Familie in das nahe Kreuzlingen gelegene Landschloss Girsberg, das der Schwiegervater dem Paar schenkte. Man führte dort ein standesgemäßes, aber ruhiges Leben und pflegte Kontakte zu Adelshäusern in ganz Europa. Die Kinder Ferdinand, Eberhard und Eugenie wurden von einem Pfarrer als Hauslehrer unterrichtet und kamen dabei in den Genuss einer protestantischen Erziehung, die Glaube, Wille, Fließ und gottgefällige Werke hoch hielt. Das Familienidyll war dahin, als die Mutter mit 36 Jahren starb. Der Vater brach seine Zelte am Bodensee ab und zog mit den Kindern nach Stuttgart. Dort begann für den 17-jährigen Ferdinand die militärische Laufbahn, die ihn letztlich zur Luftfahrt führte und die nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst sein Lebensinhalt wurde.

Die Ausstellung „Die Zeppelins – Eine Adelsfamilie am Bodensee“ ist bis 29. Dezember im Rosgartenmuseum zu sehen. Für Kinder und Jugendliche gibt es ein Begleitprogramm mit Bastel-, Mal-und Spielangeboten sowie einem Fotowettbewerb. Unter dem Titel „Die Zeppelins – Lebensgeschichten einer Adelsfamilie“ ist ein edel ausgestattetes, reich bebildertes Begleitbuch erschienen, das wir in unserer historischen Reihe „Der Graf“ am 13. Juli vorstellen werden.