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Der Wolf bleibt Streitthema im Südwesten

Stuttgart / Lesedauer: 4 min

Landtag debattiert über den Umgang mit dem Raubtier
Veröffentlicht:21.11.2018, 19:48

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Der Wolf beschäftigt den Landtag von Baden-Württemberg: Zum sechsten Mal seit 2017 haben die Parlamentarier am Mittwoch über das Raubtier debattiert. Argumente und Positionen im Überblick.

Muss der Wolf so streng geschützt werden?

Nach geltendem Recht ja, er gilt als stark gefährdet. Festgelegt ist das in der FFH-Richtlinie der Europäischen Union sowie in internationalen Abkommen. Diskussionen entzünden sich daran, ob das so bleiben muss. In Deutschland leben rund 60 Rudel, die Population wächst stark. In Baden-Württemberg ist ein Wolf im Schwarzwald sesshaft. In ganz Europa zählt man bis zu 20 000 Tiere. CDU, FDP und AfD fordern daher, die EU müsse den Wolf weniger stark schützen. Grüne und SPD halten das für unrealistisch. Hintergrund: Erst vor Kurzem prüfte die EU die FFH-Richtlinie mit Bürgern und Experten. Den Wolf anders einzustufen als bisher, lehnte die Kommission danach ab. „Der Wolf ist, ob es mir passt oder nicht, streng geschützt“, sagt Umweltminister Franz Untersteller (Grüne).

Wann darf man Wölfe töten?

Obwohl die Tiere geschützt sind, ist das in bestimmten Fällen erlaubt. Nämlich dann, wenn sich die Tiere auffällig verhalten. Wenn sie sich wiederholt Menschen nähern oder mehrfach Schutzzäune überwinden, um Schafe zu reißen, können Behörden den Abschuss erlauben. Bislang gab es zwei solcher Fälle in Deutschland. Minister Untersteller legt die entsprechenden EU-Vorgaben noch weiter aus. Er hat dabei geschützte Landschaften im Blick wie die Heiden auf der Schwäbischen Alb oder Steilhänge im Schwarzwald. Dort ist es oft schwierig, Zäune zum Herdenschutz zu errichten. Unterstellers Argumente: In solchen Landschaften gefährde der Wolf die Existenz der Tierhalter. Die wiederum braucht es aber, um die geschützten Landschaften zu erhalten. Untersteller hat die EU um eine rechtliche Stellungnahme gebeten. Gibt die EU ihm Recht, könnten Wölfe in bestimmten Gebieten leichter erlegt werden.

Soll der Wolf ins Jagdrecht?

CDU , AfD und FDP fordern dies, Grüne und SPD lehnen es ab. Zunächst einmal würde diese Maßnahmen nicht viel verändern. Der Wolf bleibe geschützt und dürfte nur mit Genehmigung erschossen werden. Allerdings wäre dann das CDU-geführte Agrarministerium zuständig, nicht mehr das Umweltministerium. Befürworter sagen, man könne die Jäger dann besser in die Überwachung der Bestände mit einbeziehen.

Was tun andere Staaten?

Länder wie Schweden oder Frankreich lassen die Jagd auf Wölfe unter Auflagen zu. Leben dort mehr Wölfe als aus Sicht der Politik nötig, um die Art zu erhalten, dürfen diese erschossen werden. Ähnliches forderten am Mittwoch FDP und AfD für Deutschland. Die Grünen weisen das zurück. Auch der CDU-Abgeordnete Raimund Haser sagte zu diesen Forderungen, die Situation in Schweden oder Frankreich sei nicht mit jener in Deutschland zu vergleichen. Möglich wird das Vorgehen dieser Staaten, weil sie sich mehr Freiheit nehmen bei der Frage, wann der Wolf gefährdet ist und wann nicht.

Wie gefährlich sind Wölfe?

„Wir haben in den letzten Jahrzehnten in ganz Mitteleuropa nicht erlebt, dass es einen Angriff von Wölfen auf Menschen gegeben hätte“, sagte Untersteller am Mittwoch. Es gab einzelne Berichte über mögliche Wolfs-attacken, zuletzt in Polen und Griechenland. Ob es sich um Hunde, Wolfs-Hund-Mischlinge oder Wölfe handelte, blieb umstritten. Experten betonen, dass ein gesunder Wolf scheu sei und Menschen aus dem Weg gehe. Der CDU-Mann Haser äußerte Zweifel, ob das auch im dicht besiedelten Südwesten gelte. Großen Schaden können Wölfe in Tierherden anrichten. In Baden-Württemberg rissen durchziehende Tiere und der eine heimische Wolf etwa 100 Schafe und Ziegen.

Ist das Land gut vorbereitet?

Ja sagen die regierenden Grünen wenig überraschend. Wo ein Wolf sesshaft wird, bekommen Viehhalter 90 Prozent der Kosten für Zäune zum Schutz vor dem Wolf ersetzt. Die Fördersätze sollen auf 100 Prozent steigen. Auch die Haltung von Herdenschutzhunden wird gefördert. Das Land prüft außerdem, ob sie Schäfern auch die zusätzliche Arbeit zahlen kann, die diese in Schutzmaßnahmen stecken. Wer seine Herden schützt, hat Anspruch auf Schadenersatz, wenn der Wolf Tiere tötet. Die Opposition und die mitregierende CDU fordern dagegen noch mehr. Die FDP will eine Wolfsverordnung, die etwa den Ablauf bei Problemwölfen genau regelt. Die CDU will, dass Weidetierhaltern alle Kosten ersetzt werden, die diese zum Herdenschutz aufwenden. Die AfD fordert, dass der Wolf sich erst gar nicht ansiedelt.