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Markenzeichen

Wenn ihre Schüler Freundschaft schließen, toppt das jeden Quick-Step

Laupheim / Lesedauer: 3 min

Seit 25 Jahren gibt Lore Gutzmann in Laupheim Tanzunterricht
Veröffentlicht:12.10.2012, 16:20

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Ihr Markenzeichen ist der leuchtend rote Schopf: Lore Gutzmann, seit 25 Jahren Tanzlehrerin in Laupheim . Vergleiche mit einem kleinen Kobold liegen ihr aber fern, der Grund für die auffällige Haarfarbe ist ein ganz prosaischer: „Ich habe sehr früh weiße Haare bekommen. Im Lauf der Zeit habe ich viele Farben ausprobiert und bin irgendwann bei kurz und rot gelandet“, erzählt sie. Hinter der dynamischen Farbe steckt freilich auch ein kreativer Kopf, der mit viel Idealismus immer wieder neue Ideen rund ums Tanzen entwickelt und umsetzt.

Gezeigt hat sich Lore Gutzmanns Tanzbegeisterung schon früh: Bereits mit vier Jahren bekam sie Ballettunterricht und nahm später auch als Eiskunstläuferin an Wettkämpfen teil. Die Ausbildung zur Tanzlehrerin absolvierte die gebürtige Bremerin an der renommierten Tanzschule Hädrich-Hörmann-Hesse in Hamburg-Harburg. „Die Ausbildung ist richtig hart“, sagt sie. „Außer Tanzen lernt man auch Dinge wie Psychologie und Betriebswirtschaft.“ Die Psychologie spiele in ihrem Beruf eine große Rolle. Ein Beispiel: „Männer, die von ihren Frauen zum Tanzkurs überredet werden, haben Angst, dass das in Stress ausartet. Dann versuchen wir ihnen das Tanzen als Entspannung vom Alltag zu vermitteln.“

Immer öfter wird Lore Gutzmann als „Institution“ bezeichnet, was etwas angestaubt klingen mag, aber auf keinen Fall ist. Sie sieht es so: „Eltern, die bei mir den Tanzkurs absolviert haben, schicken oft auch ihre Kinder hierher.“ So hat sie sich mit den Jahren zu einer festen Größe in Laupheim entwickelt. Manches hat sich dabei verändert. „Ich komme ja aus der Siez-Generation, aber alle Jungen duzen mich mittlerweile. Das finde ich nett“, freut sie sich. Verändert habe sich auch die Musik, obwohl die Tänze an sich die gleichen geblieben sind. Im Tanzlehrer-Verband würden neue Methodiken entwickelt, um die Kurse im Vergleich zu früher lockerer zu gestalten.

Bis zu 70 Stunden pro Woche arbeitet Lore Gutzmann in ihrer Tanzschule. Gibt es da Raum für andere Interessen? Sie überlegt lange. „Ja“, sagt sie schließlich, „ich lese sehr gerne, aber eben nur im Urlaub. Der ist meist kurz, weil ich ständig choreografiere.“ Schon ist sie wieder beim Tanzen. „Ich höre Musik und tanze ein paar Schritte. Das kommt aus dem Bauch, ähnlich wie bei einem guten Musiker beim Komponieren.“ Anregen lässt sie sich von Musicals, die sie sehr liebt, wie auch das Reisen. Mehr Zeit hätte sie gern für ihren Mann Hans-Joachim, die Töchter leben in Berlin und in Laupheim. Ihr Sohn ist vor einigen Jahren tödlich verunglückt.

„Meine Familie ist mir schon sehr wichtig“, sagt die Tochter eines Arztes. Ihr Mann hat sie neben seinem Beruf als Techniker zehn Jahre lang bei der Leitung der Tanzschule unterstützt. Noch heute baut er Dekorationselemente für die aufwendigen Gala-Bälle. Nicht ohne Stolz zeigt sie den Metallreif, der die Stoffbahnen für das Zirkuszelt des Jubiläumsballs am heutigen Samstag tragen wird. „Das ist eine richtig ausgefeilte Konstruktion“, erklärt sie und eilt flugs zum nächsten Karton, um die Tier-kostüme für die Kleinsten hervorzukramen. Die Begeisterung, mit der sie die Dekoration präsentiert und den Ablauf des Balls skizziert, zeigt, dass sie mit Leib und Seele bei der Sache ist: „Die Bälle sind mein Hobby.“

An ihrem Beruf mag sie das Kreative und die Arbeit mit den Menschen. „Es kommen so unterschiedliche Menschen bei mir zusammen, die sich oft miteinander befreunden. Das freut mich viel mehr, als wenn sie einen perfekten Quick-Step hinlegen.“ Kann sie sich ein Leben ohne Tanzschule vorstellen? „Sagen wir so: Solange ich fit bin und solange mich die Jugendlichen nicht albern finden, mache ich weiter.“