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Frühsport

„Zeitungen austragen ist mein Frühsport“

Kißlegg / Lesedauer: 2 min

Seit Kindestagen stellt Walter Gomm in Immenried die Zeitung zu
Veröffentlicht:12.09.2012, 15:40

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Er ist dann unterwegs, wenn alle anderen noch schlafen: Walter Gomm stellt seit über 60 Jahren die Schwäbische Zeitung in Immenried zu. „Anfangs habe ich meine Mutter unterstützt,“ erinnert sich der heutige 71-Jährige. „Damals mussten die Zeitungen noch vom Bahnhof Kißlegg abgeholt werden.“ Bei Wind und Wetter, teilweise auch zu Fuß, „wenn man im Winter wegen der schlechten Witterungsverhältnisse nicht Autofahren konnte“ machte sich Walter Gomm als Junge auf den Weg zum Kißlegger Bahnhof, holte dort die Zeitungen ab und trug sie gemeinsam mit seiner Mutter Rosa aus. Früher stellte Gomm erst mit dem Rad, dann mit dem Moped und zuletzt mit dem Motorrad Exemplare der Schwäbischen Zeitung zu. „Erst 1961 bekamen wir ein Auto,“ erinnert sich Gomm.

Jahrzehntelang ging der ehemalige Maurer vor Arbeitsbeginn frühmorgens auf seine Runde. „Bei Wind und Wetter,“ sagt der heutige Rentner. Knapp 100 Exemplare sind es, die er morgendlich 2,5 Stunden lang austrägt.

Thermometer entscheidet über Zustellfahrzeug

Gomms erster Blick fällt morgens aufs Thermometer. „Bei zwei Grad Celsius nehme ich das Auto, sonst das Rad. Das ist sonst zu gefährlich.“ Wenn das Auto versagt, ruft Gomm nachts um 3 Uhr seinen Sohn Wolfgang in Aulendorf an und bittet ihn, zu ihm zu kommen. „Begeistert ist der nicht, da er selber eine Familie hat und arbeiten muss. Dabei geht es zu zweit viel schneller.“

In der Einsamkeit triff er niemanden

Gomm steht nachts um zwei Uhr auf. Um diese Zeit ist es einsam. „Mir ist es lieber, wenn ich niemanden treffe,“ sagt der rüstige Rentner. Fünf Berge muss er erklimmen, um auf Höfen zuzustellen. „Das schaffe ich nicht mehr mit dem Rad, da muss ich absteigen. Das kostet Zeit.“ Wenn der Tag beginnt, will der Rentner wieder zu Hause sein. Seine Frau Annemarie macht gegen 5.30 Uhr Frühstück. „Ich bin froh, wenn ich die Runde geschafft habe und freue mich auf die erste Tasse Kaffee.“ Nach dem Mittagessen legt er sich meistens kurz hin und geht gegen 21.30 Uhr zu Bett, um pünktlich in der Nacht aufzustehen. „Ich bin's einfach gewohnt, die Zeitung auszutragen,“ antwortet der Rentner auf die Frage, warum er schon so lange dabei ist. „Früher, als ich noch Maurer war, hatte ich immer Zeitdruck. Jetzt ist es egal, ob ich eine Viertelstunde später fertig bin. Außerdem habe ich Übergewicht, da rät der Arzt mir zum Sporttreiben. Zeitungsaustragen ist mein Frühsport.“