StartseiteRegionalBaden-WürttembergLockdown-Verlängerung mit Lockerung: Das sind die Beschlüsse des Corona-Gipfels

Infektionszahl

Lockdown-Verlängerung mit Lockerung: Das sind die Beschlüsse des Corona-Gipfels

Baden-Württemberg / Lesedauer: 6 min

Bund und Länder haben sich am Mittwoch bis spät in die Nacht beraten. Der frühere Inzidenzwert für Lockerungen ist gekippt. So sieht der Stufenplan aus.
Veröffentlicht:03.03.2021, 19:30

Artikel teilen:

Der Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Deutschland wird angesichts weiter hoher Infektionszahlen grundsätzlich bis zum 28. März verlängert. Allerdings soll es je nach Infektionslage viele Öffnungsmöglichkeiten geben. Das haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länder-Ministerpräsidenten am Mittwoch in Berlin in stundenlangen Verhandlungen beschlossen.

Vereinbart wurde eine stufenweise Öffnungsstrategie mit eingebauter Notbremse : Führen einzelne Lockerungen zu einem starken Anstieg der Infektionszahlen in einer Region, werden automatisch alle schon erfolgten Erleichterungen wieder gestrichen.

2

Zwei Haushalte ab Montag, drei Haushalte bei Inzidenz unter 35

Schon vom kommenden Montag an sollen demnach die stark beschränkten privaten Kontaktmöglichkeiten gelockert werden. Dann werden wieder private Zusammenkünfte des eigenen Haushalts mit einem weiteren Haushalt möglich sein, jedoch beschränkt auf maximal fünf Personen .

In Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 neuen Infektionen pro Woche können es auch Treffen des eigenen Haushalts mit zwei weiteren Haushalten mit zusammen maximal zehn Personen sein. Kinder bis 14 Jahre sind hiervon jeweils ausgenommen. Bisher darf sich ein Hausstand mit maximal einer Person eines anderen Hausstandes treffen.

Nach den schon vorgenommenen ersten Öffnungen bei Schulen und Friseuren sollen nun in einem zweiten Schritt Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte folgen. In einzelnen Ländern sind diese bereits offen, jetzt sollen sie nach dem Beschluss der Bund-Länder-Runde bundesweit einheitlich dem Einzelhandel des täglichen Bedarfs zugerechnet werden. Voraussetzung ist, dass Hygienekonzepte und eine Kundenbegrenzung eingehalten werden. Auch Fahr- und Flugschulen können den Betrieb unter Auflagen wieder aufnehmen.

Einzelhandel mit Terminbuchung, Museen und Zoos bei Inzidenz unter 100

Weitere eingeschränkte Öffnungen kann es schon in Regionen geben, in denen lediglich die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner unterschritten wird. Neben Terminshopping-Angeboten im Einzelhandel können dann Museen, Galerien, Zoos, botanische Gärten und Gedenkstätten für Besucher mit Terminbuchung öffnen.

Erlaubt sein soll dann auch Individualsport alleine oder zu zweit sowie Sport in Gruppen von bis zu zehn Kindern bis 14 Jahren im Außenbereic h. Bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 fallen die Auflagen weg oder werden abgeschwächt . Dann soll auch kontaktfreier Sport in kleinen Gruppen im Freien wieder möglich sein.

Außengastronomie, Theater, Kino und Sport im Freien

Die nächsten Öffnungsschritte werden dem Beschluss zufolge davon abhängig gemacht, dass die vorherige Stufe 14 Tage lang nicht zu einer Verschlechterung der Sieben-Tage-Inzidenz geführt hat . Dann geht es zunächst um die Öffnung der Außengastronomie, von Kinos, Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie um kontaktfreien Sport im Innenbereich und um Kontaktsport im Außenbereich.

Im nächsten Schritt sind weitere Sportmöglichkeiten und Freizeitveranstaltungen dran. Auch hier gilt: Bis zu einer 100er Inzidenz soll es höhere Auflagen wie tagesaktuelle Tests oder einen Buchungszwang geben, die bei einer Sieben-Tage-Inzidenz bis 50 Neuinfektionen wegfallen.

Wichtige Elemente für weitere Öffnungen sollen Impfen und Testen sein.

Zur Beschleunigung der schleppend laufenden Corona-Impfungen sollen Haus- und Fachärzte daran spätestens Anfang April umfassender als bisher beteiligt werden. Kostenlose Corona-Schnelltests für alle Bürger sollen voraussichtlich von nächster Woche an möglich werden. Der Bund will ab dann die Kosten dafür übernehmen. Pro Woche soll mindestens ein Schnelltest möglich sein , den geschultes Personal etwa in Testzentren oder Praxen abnimmt.

Müller sieht Deutschland „in sensibelster Phase“ der Pandemiebekämpfung

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sieht Deutschland derzeit in der „sensibelsten Phase der Pandemiebekämpfung“. Es gehe nicht mehr um das „Aufmachen oder Zumachen“, sondern darum, „wie besonnen wir damit umgehen, wenn die Zahlen leicht steigen oder bestenfalls stagnieren“, sagte Müller am Mittwoch nach dem Bund-Länder-Spitzengespräch in Berlin.

Es gehe darum, „Hoffnung und Perspektive“ zu vermitteln. Es müsse dabei genau abgewogen werden, was „wir uns zutrauen“. Es dürfe nicht übers Ziel hinausgeschossen werden, mahnte Müller.

Er widersprach zugleich Berichten, dass in den Bundesländern Impfstoff in großen Mengen nicht verimpft würde. Es sei „keinesfalls so, als ob Millionen von Impfdosen irgendwo rumliegen und nicht verimpft werden“. Vielmehr würden die Länder in der Regel Impfstoff als Puffer für eine Woche zurückhalten, um etwa bei verzögerten Lieferungen nahtlos weiterimpfen zu können.

Wichtig sei jetzt, weitere Impfkapazitäten aufzubauen, weil die Impfzentren demnächst an ihre Grenzen stießen. Deshalb müssten die niedergelassenen Ärzte in die Impfungen einbezogen werden, sagte Müller. Das Impfen in den Praxen soll demnach zum Monatswechsel starten.

dpa_5FA4C600F96AB98B

Söder: März wird im Corona-Kampf ein Übergangsmonat

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat den Monat März im Kampf gegen die Corona-Pandemie als Übergangsmonat bezeichnet. „Es kann sich zum Guten, aber auch zum Schlechten entwickeln“, sagte Söder in der Nacht zum Donnerstag nach der Bund-Länder-Runde zu den Anti-Corona-Maßnahmen.

Wir hoffen sehr, dass der März ein Chancen-Monat wird.

Markus Söder

„Wir geben den Menschen ein großes Stück Vertrauen und Freiheit zurück“, sagte Söder mit Blick auf den von den Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel beschlossenen Stufenplan für Lockerungen. Es gelte jedoch, weiterhin genau auf Inzidenzen zu achten.

Söder warnte vor zu hastigen Öffnungsschritten. „Das Herz sagt uns: So viel öffnen wie möglich! Der Verstand mahnt aber eindeutig zur Vorsicht“, sagte Söder. „Wahr ist, was hier beschlossen wurde, sind schon sehr große Schritte“, sagte er. „Wir haben kein schlechtes Gewissen dabei, aber wir haben schon Sorgen und Bedenken.“ Es gelte aufzupassen, nicht in den nächsten Lockdown zu schlittern, möglicherweise schon zu Ostern.

Laschet sieht Paradigmenwechsel in der Pandemiebekämpfung

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet ( CDU ) sieht einen Perspektivwechsel in der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Die Strategie heiße jetzt: Weg vom dauerhaften Schließen hin zu kontrollierter Sicherheit, sagte er am frühen Donnerstagmorgen nach den Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Krise in Düsseldorf.

Bei ihren Beratungen über die Corona-Maßnahmen hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderregierungschefs in einer Videokonferenz vereinbart, den Lockdown grundsätzlich bis zum 28. März zu verlängern. Allerdings soll es, je nach Infektionslage, viele Öffnungsmöglichkeiten geben. Vereinbart wurde eine stufenweise Öffnungsstrategie mit eingebauter Notbremse: Führen einzelne Lockerungen zu einem starken Anstieg der Infektionszahlen in einer Region, werden automatisch alle schon erfolgten Erleichterungen wieder gestrichen.