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Bummelbahn

Bummelbahn statt Tempo 250 in Bayerisch-Schwaben

Baden-Württemberg / Lesedauer: 2 min

Ausbau zwischen Neu-Ulm und Augsburg nicht in Sicht – Streit in der Politik
Veröffentlicht:05.08.2015, 18:50

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Stuttgart und Ulm rücken zusammen: Nur noch 22 Minuten wird ein ICE ab 2021 benötigen, um von der Landeshauptstadt in die Donaustadt zu fahren. 30 Minuten brauchen die Züge von Augsburg nach München, seitdem die Strecke ausgebaut wurde. Tempo 250 wird zum Standard, da die süddeutsche Trasse zum deutschen und damit zum europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz gehört. Nur zwischen Neu-Ulm und Augsburg fährt die Bahn auf absehbare Zeit weiter Tempo 100, 120 und stellenweise auch 200: In 44 Minuten bummeln die ICE die 86 kurvenreichen Kilometer ab. Auf einer Neu-bau- oder Ausbaustrecke wären sie 30 oder 35 Minuten unterwegs.

Zwei Möglichkeiten stehen im Raum, um auch zwischen Günzburg und Augsburg schneller fahren zu können: Der Ausbau der bestehenden Strecke zwischen Augsburg und Dinkelscherben mit einem dritten Gleis oder eine komplett neue Trasse entlang der Autobahn 8 zwischen Augsburg und Burgau.

Der Ausbau zwischen Neu-Ulm und Neuoffingen war schon beschlossen, ist aber auch wieder offen.

Denn das Projekt, eingebunden in die Magistrale Paris – Stuttgart – München –Wien – Budapest, ist zum Zankapfel der Landes- und Kommunalpolitiker in Bayern geworden. Die Bürgermeister entlang der bestehenden Strecke von Dinkelscherben bis Augsburg wünschen sich den dreigleisigen Ausbau statt der Neubaustrecke: „Die ganze Region lehnt die neue Trasse völlig ab“, sagt der Diedorfer Altbürgermeister Otto Völk. Auf einer Konferenz vor zwei Wochen verdeutlichten die Kommunalpolitiker, dass sie im Ausbau viele weitere Vorteile sehen – vor allem für die eigenen Kommunen: Die Region werde ins Hochgeschwindigkeitsnetz eingebunden, die maroden Bahnhöfe würden auf Kosten der Bahn saniert, Lärmschutzwände könnten die Belastungen für die Bevölkerung erträglich machen. Außerdem dauere es viel zu lange, bis eine Neubautrasse gebaut werden könne. Schon ist vom Jahr 2030 die Rede, in dem die bayerisch-schwäbische Bummelbahn Gas geben kann.

Bei der Bahn sieht man das Thema nüchtern und wirtschaftlich. Es geht um deutlich dreistellige Millionensummen. Im neuen Bundesverkehrswegeplan, der in den nächsten Monaten diskutiert wird, seien die beiden Varianten angemeldet. Ob Neubaustrecke an der A8 oder Ausbau der Bestandsstrecke mit drittem Gleis: Der Bund müsse bewerten und entscheiden, sagt eine Sprecherin.

Während sich die Politiker in Bayern noch streiten, wollen die Wirtschaftsverbände und die Passagiere vor allem eins: „Tempo, Tempo, Tempo“, wie Jörg Lange vom Fahrgastverband Pro Bahn formuliert. Matthias Proske von der IHK Ulm sagt: „Wir sind daran interessiert, dass der Flaschenhals entfernt wird und die Wirtschaftsräume Ulm und Augsburg schneller per Bahn erreichbar sind.“