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Begeisterung und Bedauern im Südwesten über Wahl von Kramp-Karrenbauer

Stuttgart / Lesedauer: 3 min

Annegret Kramp-Karrenbauer gibt in der CDU künftig den Ton an. Die Südwest-Frauen in der Union finden das gut. Doch konservative Kreise tun sich schwer mit AKK.
Veröffentlicht:08.12.2018, 12:00

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Von Begeisterung bis Bedauern - die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur CDU-Bundesvorsitzenden ist im Südwesten auf unterschiedliches Echo gestoßen. So begrüßte die Frauenunion (FU) Baden-Württemberg das Votum der Delegierten beim Bundesparteitag in Hamburg. „Sie war die stärkere Kandidatin, hatte bessere Vorstellungen und bereits viel Einsatz für die Partei gezeigt“, betonte FU-Landeschefin Inge Gräßle. Die WerteUnion hingegen — ein Zusammenschluss Konservativer in der CDU — sieht in der Niederlage des früheren Fraktionsvorsitzenden der Union, Friedrich Merz, eine vertane Chance für die Erneuerung der Partei.

Die FU-Chefin betonte jedoch, die Nachfolgerin von Kanzlerin Angela Merkel an der CDU-Spitze habe die breitere Erfahrung als ihre unterlegenen Mitbewerber und könne Brücken bauen und zusammenführen. „Jetzt geht es darum, geschlossen und gemeinsam die Partei in den Europawahlkampf und den Kommunalwahlkampf zu führen.“ Dazu sei die FU bereit, sagte Gräßle. Die FU hat knapp 18 000 Mitglieder im Südwesten.

Jetzt geht es darum, geschlossen und gemeinsam die Partei in den Europawahlkampf und den Kommunalwahlkampf zu führen.

FU-Landeschefin Inge Gräßle

Die Delegierten des Parteitages in Hamburg hatten die bisherige CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer am Freitag in Hamburg mit knapp 52 Prozent der Stimmen an die Bundesspitze gewählt. Ihr Konkurrent Merz unterlag in der Stichwahl knapp. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war im ersten Wahlgang ausgeschieden.

Die Grünen wünschten der neuen CDU-Bundesvorsitzenden die notwendige Kraft für die Aufgabe, die CDU zu einen. Kramp-Karrenbauer müsse jetzt beweisen, dass sie den versprochenen pro-europäischen, ausgleichenden Politikstil in der CDU durchsetzen könne, sagt Landeschefin Sandra Detzer. „Wenn es um Fragen wie das Selbstbestimmungsrecht von Frauen, das Grundrecht auf Asyl oder konsequenten Klimaschutz geht, werden wir ein genaues Auge auf sie und die CDU haben.“

Wenn es um Fragen wie das Selbstbestimmungsrecht von Frauen, das Grundrecht auf Asyl oder konsequenten Klimaschutz geht, werden wir ein genaues Auge auf sie und die CDU haben.

Sandra Detzer

Der in seinem Amt bestätigte Bundes-Vize Thomas Strobl bewertete die Debatte um die Merkel-Nachfolge als eine „Sternstunde der innerparteilichen Demokratie“. Mit Kramp-Karrenbauer als Bundesparteichefin und Kanzlerin Merkel werde die CDU überzeugende Antworten auf die existenziellen Herausforderungen in Deutschland, Europa und der Welt geben.

In der fünfköpfigen Riege der Stellvertreter der neuen Bundeschefin erreichte Strobl, der auch baden-württembergischer Innenminister ist, das zweitschlechteste Ergebnis: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bekam mit 57,47 Prozent die geringste Stimmenzahl. Strobl landete mit 59,34 Prozent knapp davor. Am besten schnitt Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier mit 90,04 Prozent Zustimmung ab.

Die WerteUnion zeigte sich enttäuscht über den Sieg der früheren saarländischen Ministerpräsidentin. „Wir hätten uns Merz als Gewinner gewünscht“, sagte Sprecher Stefan Koch. Nun müsse Kramp-Karrenbauer ihre Versprechen wahr machen, alle Flügel einzubinden und einiges anders zu machen als Merkel. „Nun müssen den Worten Taten folgen.“

Das Ergebnis des Parteitages entspricht seiner Überzeugung nach nicht der Stimmung an der Basis, die mehrheitlich hinter Merz gestanden habe. Dessen Absage an eine Wahl ins Präsidium der Partei sei bedauerlich. Das schlechte Ergebnis für Bundes-Vize Strobl wertete Koch als Retourkutsche der Delegierten für die Parteinahme des Landesverbands Baden-Württemberg für Merz.