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Brisanz

VfB Stuttgart und Karlsruher SC hoffen auf friedliches Derby

Sport / Lesedauer: 4 min

Stuttgarts Trainer Hannes Wolf setzt im Derby in Karlsruhe auf Kevin Großkreutz und hofft wie alle, dass es friedlich bleibt – Polizei in Alarmbereitschaft
Veröffentlicht:28.10.2016, 19:39

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Wer wie Hannes Wolf im Pott geboren ist, auf Asche gespielt und die letzten Jahre bei Borussia Dortmund gearbeitet hat, dem muss man über den Reiz und die Brisanz von Derbys nichts mehr erzählen.

Wer regelmäßig die Mutter aller Derbys zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 er- und überlebt hat, den kann das Getöse im Vorfeld des Baden-Württemberg-Derbys am Sonntag (13.30/Sky) zwischen dem Karlsruher SC und dem von Wolf trainierten VfB Stuttgart nicht mehr schocken. Oder, Hannes Wolf? „Ich verstehe die Rivalität der Fanlager, aber unser Fokus liegt auf dem Fußball. Diese Spiele haben Brisanz und bedeuten den Menschen sehr viel. Das ist gut. Ich hoffe, dass es friedlich bleibt“, sagte er. Von „Ortskämpfen“ zu sprechen, gehe ihm aber zu weit, „das ist ja wie im Mittelalter“.

Da hat er sicher recht. Allerdings geht es vor dem witzigerweise auch an diesem Wochenende stattfindenden Revierderby fast schon harmonisch zu zwischen Dortmundern und Schalkern. Zumindest im Vergleich zu dem, was sich Teile der Fanlager der Karlsruher und Stuttgarter schon seit Wochen liefern, zumindest im Vergleich zu dem auf was sich die Polizei in Karlsruhe vorbereitet. Mehr als 1000 Beamte der Landespolizei, so viele wie nie, werden am Sonntag rund um das Derby im Einsatz sein, dazu kommen einige Hundertschaften Bundespolizisten, die vor allem die Bahnhöfe sichern sollen. Natürlich wurde für das Spiel die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen, im und rund um das Stadion und auch an den Karlsruher Bahnhöfen und am Schlossplatz drohen Krawalle. Die Behörden setzen auf eine strikte Trennung der Fanlager. Die 900 mit einem Sonderzug nach Karlsruhe anreisenden VfB-Fans sollen von Durlach mit Shuttlebussen zum Stadion gebracht werden. Wer über den Hauptbahnhof anreist, dem droht ein langer Spaziergang in den Wildpark, begleitet von berittenen Beamten des SEK und USK. Insgesamt 3000 Anhänger des VfB werden in Karlsruhe erwartet, darunter 300 Gewaltbereite. 200 Chaoten sollen es auf Seiten des KSC sein. Vorsorglich wurden zusätzliche Haftzellen in Stadionnähe eingerichtet, die bis zu 150 Personen aufnehmen können.

Ein gewisses Gewaltpotential gab es beim Baden-Württemberg-Derby schon immer, seit jeher wird es missbraucht als eine Art Stellvertreterkrieg im Kultur- und Ideologiekampf zwischen Gelbfüßlern und Sauschwobe doch zuletzt scheinen die Konflikte rund ums Derby alles Humorvolle und Folkloristische verloren zu haben. „Die Rivalität zwischen beiden Vereinen ist seit Jahrzehnten gewachsen“, hat auch KSC-Manager Jens Todt festgestellt. Nun kommt erschwerend hinzu, dass das letzte Derby mehr als sieben Jahre her ist, im März 2009 besiegte der VfB den Rivalen in Karlsruhe in der Bundesliga mit 2:0, bei der Anfahrt wurde der Mannschaftsbus beschädigt. Im Vorjahr wurden Leuchtraketen aufs Spielfeld geschossen, die Partie stand kurz vor dem Abbruch. Vor einigen Wochen tauchten in der Karlsruher Innenstadt Plakate auf mit den Aufschriften „Tod dem VfB“, „Schwaben jagen, Schwaben schlagen“ und anderen geschmacklosen Aufrufen. KSC-Präsident Ingo Wellenreuther verurteilte das aufs Schärfste. Die Polizei erhöhte die Alarmbereitschaft.

Thomas Oral nicht unumstritten

Fußball gespielt werden soll am Sonntag aber natürlich auch. Beim KSC ist Trainer Thomas Oral nicht ganz unumstritten. Schon nach dem siebten Spieltag dröhnten „Trainer-Raus“-Rufe durch den Wildpark. Der KSC war damals nach dem großen Umbruch im Sommer noch sieglos, mittlerweile steht er mit elf Punkten auf Rang zwölf, die Fans sind einigermaßen versöhnt. „Die Mentalität stimmt in der Truppe“, sagt Todt. Oral versprach, dass seine Spieler „ein würdiges Spiel abliefern und die Vereinsfarben ehrenvoll vertreten“ würden. „Das sind die Dinge, die in so einem Derby wichtig sind und dafür werden wir die Mannschaft auch sensibilisieren.“ Karlsruhe befinde sich in einer guten Phase, meint auch Wolf. „Sie haben Qualitäten, die wir total ernst nehmen“, betonte er. Der VfB wolle sich aber mit einem Sieg endgültig „oben festbeißen“. Wolf setzt in Karlsruhe dabei auf einen, der sich in Sachen Derbys wohl noch besser auskennt als er selbst: Kevin Großkreutz, den Weltmeister und kickenden BVB-Ultra in Diensten des VfB, der beim 0:2 im Pokal gegen Mönchengladbach lange auf der Bank schmoren musste. „Kevin lebt diese Spiele, sein Training war top, normalerweise muss er in dem Spiel auf den Platz“, sagte Wolf. Der in Gladbach ebenfalls geschonte Stürmer Daniel Ginczek und sein verletzt ausgefallener Kollege Simon Terodde kehren wohl in den Kader zurück.