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Kunstrasenplatz

Zur Premiere zwei Touchdowns

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Nathan Willis kam durch einen Blitztransfer aus Serbien zu den Ravensburg Razorbacks
Veröffentlicht:19.06.2018, 14:48

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Er schlendert am Kunstrasenplatz des TSB Ravensburg entlang, freut sich auf ein Konsolenduell später am Tag gegen seine Teamkollegen und ist ansonsten einfach nur froh, in Deutschland angekommen zu sein. Besser gesagt in Ravensburg . Bei den Razorbacks. Dem Tabellenführer der German Football League 2 Süd. Nathan Willis ist zwar erst 19 Jahre alt, hat aber schon eine Menge gesehen und ist seinem Ziel, der ersten Liga in Deutschland, einen Schritt näher gekommen.

Danach sah es in den vergangenen Wochen eigentlich nicht aus. Nathan Willis stand bei den Belgrade Blue Dragons unter Vertrag. Richtig Spaß machte ihm das Footballspielen in Serbien allerdings nicht. Und das lag nicht daran, dass er mit 19 Jahren weit weg von zu Hause war. „Das spielerische Niveau war nicht das, was ich erwartet hatte“, meint Willis. Er macht dabei den Anschein, als wäre das seine diplomatische Antwort. Willis wollte also weg aus Belgrad – und im 1100 Kilometer entfernten Ravensburg waren die Razorbacks auf der Suche nach einem neuen Spieler für die Defensive.

„Die Verletzungen auf der Position des Defense Back haben uns gezeigt, dass wir da noch was tun sollten“, sagt Frank Kienzle , Abteilungsleiter der Razorbacks. „Wir haben in diesem Jahr bewusst auf einen kleineren Kader gesetzt, brauchten jetzt aber einen neuen Spieler.“ Bei europlayers.com, einer Internetplattform für American Footballer, die sich in Europa den Vereinen anbieten möchten, fand Razorbacks-Trainer John Gilligan den Namen Nathan Willis. Es folgte ein Telefonat. „Er hat mich sehr überzeugt“, sagt Willis über das erste Gespräch mit Gilligan.

Nicht nur die Razorbacks hatten sich um Nathan Willis bemüht. Auch Ligakonkurrent Straubing. Denn der 19-Jährige hat als potenzieller Zugang während der laufenden Saison einen großen Pluspunkt. Willis ist Engländer und belastet damit nicht das Ausländerkontingent der Vereine. „Das ist das erste Mal in der Geschichte der Razorbacks, dass wir einen Europäer verpflichten“, sagt Kienzle. In Quarterback Garrett Dellechiaie, Running Back Malik Norman, Defense Back Jevonte Alexander und Tyler Clifton aus der D-Line haben die Ravensburger vier Importspieler im Kader – nur zwei dürfen parallel auf dem Spielfeld stehen.

Wie ein Basketballspiel

Willis dürfte quasi immer auf dem Feld stehen. Und er tat das in seinem Debüt für den ungeschlagenen Tabellenführer der GFL 2 Süd auch häufig. Zwei Touchdowns gelangen dem 19-Jährigen, dazu die entscheidende Interception wenige Sekunden vor dem Ende. „Das war ein guter Start für mich“, sagt Willis. Seine Premierenpartie für die Razorbacks wird er aber aus einem ganz anderen Grund in Erinnerung behalten. 78:70 gewann Ravensburg gegen die Nürnberg Rams – so viele Punkte hatte es bis dahin in einer Partie der GFL 2 noch nie gegeben. „Das war wie ein Basketballspiel“, meint Willis schmunzelnd. „Das war ein Spiel zweier guter Offensiven.“ Weil 70 Punkte aber definitiv zu viel sind, wenn man um die Meisterschaft mitspielen möchte, soll Willis in den kommenden Partien auch mithelfen, die Defensive der Razorbacks zu stabilisieren. Von seinem neuen Team ist der Engländer bereits überzeugt. „Wir können Meister werden, das muss auch unser Anspruch sein.“

Während seiner Zeit bei den Razorbacks wohnt Willis beim Offensivtrainer Grey Levy. Und wenn nicht trainiert wird, geht er entweder ins Fitnessstudio – oder duelliert sich mit Dellechiaie und Co. an der Spielekonsole. „Ich versuche, sie bei Fifa zu besiegen“, sagt Willis und lacht. Heimweh kennt der 19-Jährige laut eigener Aussage nicht. „Ich bin es gewohnt, unabhängig zu sein.“ Auf einen Besuch seiner Familie in Ravensburg freut sich Willis dennoch schon. „Hier herrscht eine nette Atmosphäre, es ist eine schöne Stadt.“ Und eine, in der er seinem Ziel GFL viel schneller näherkommen kann, als er es sich vor wenigen Wochen in Serbien erträumt hat.