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Malerhaus

Gemeinde will ins Malerhaus ziehen

Pfullendorf / Lesedauer: 3 min

Mitglieder der syrisch-orthodoxen Kirche verlassen ihre bisherige Begegnungsstätte an der Adolf-Kolping-Straße
Veröffentlicht:04.12.2013, 19:30

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Als die Gaststätte Malerhaus am Äußeren Mühlweg vor 13 Jahren seine Türen Schloss, ging eine Ära zu Ende: Nach exakt 130 Jahren Gastronomiebetrieb war Schluss. Inzwischen wohnt der ehemalige Betreiber Paul Schoch allein mit seiner Tochter in dem großen Haus. Doch schon bald könnte dort wieder mehr Leben einziehen: Die syrisch-orthodoxe Gemeinde will ihre Begegnungsstätte an der Adolf-Kolping-Straße aufgeben und verhandelt mit Schoch und der Stadt über eine Nutzung der ehemaligen Gaststätte. „Es ist zwar nicht die perfekte Lösung, aber eine gute Abhilfe für die kommenden Jahre“, sagt Gemeindemitglied Johannes Tanzi . „Uns würde es freuen, wenn es klappt.“

Als das bisherige Grundstück an der Adolf-Kolping-Straße im September 2012 zwangsversteigert wurde, erhielt der Pfullendorfer Unternehmer Gilbert El-Haj den Zuschlag. Dieser habe der syrisch-orthodoxen Gemeinde drei Vorschläge unterbreitet, sagt Johannes Tanzi. Die Gemeinde könne das gesamte Grundstück samt Gebäuden kaufen, mieten oder ganz aufgeben. „Weil die beiden anderen Optionen zu teuer sind, haben wir uns dazu entschlossen, eine neue Unterkunft zu suchen“, sagt Tanzi. Dabei sei die Gemeinde auf das Haus von Paul Schoch aufmerksam geworden.

Mit dem ehemaligen Gaststättenbereich im Erdgeschoss stünden den Gemeindemitgliedern rund 130 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Die oberen Räume zusammengefasst kämen weitere 150 Quadratmeter hinzu. „Allerdings müssten wir die Aufteilung ein wenig verändern“, sagt Johannes Tanzi. Die Gemeinde brauche nicht nur einen großen Raum für Veranstaltungen, sondern auch Platz für ihren Sprachunterricht: Weil Aramäisch die Gebetssprache der Mitglieder ist, bietet die Gemeinde entsprechenden Unterricht an. „Außerdem hätten wir gerne einen Treffpunkt, an dem man zusammensitzen oder Karten spielen kann und an dem Bibelstunden abgehalten werden können“, sagt Tanzi. Die Kellerräume der ehemaligen Gaststätte könnten gegebenenfalls die jugendlichen Gemeindemitglieder nutzen.

Eigentlich habe die syrisch-orthodoxe Gemeinde wegen des großen Platzbedarfs etwas Größeres gesucht. „Das lässt die Gegend in Pfullendorf allerdings nicht immer zu“, sagt Tanzi. Von daher sei die ehemalige Gaststätte als vorübergehender Treffpunkt durchaus geeignet. „Wir müssten nur ein bisschen renovieren und umbauen.“ Für größere Veranstaltungen wolle die Gemeinde dann weiterhin die Stadthalle nutzen. Ob und wann die Gemeinde einziehen könne, sei allerdings noch offen. „Die Familie Schoch soll auf jeden Fall die Möglichkeit bekommen, nicht gestresst aus dem Haus auszuziehen“, sagt Tanzi. „Die sollen für sich in Ruhe etwas Neues suchen können. Wir machen ihnen da keinen Druck.“

Bevor er sich eine neue Bleibe sucht, will Paul Schoch erst einmal den Verkauf seines Hauses unter Dach und Fach bringen. „Interesse, das Haus zu verkaufen, haben wir schon seit Ende des Gaststättenbetriebs“, sagt Schoch. Ein geeigneter Käufer habe sich bislang allerdings nicht bei ihm gemeldet. Einen Verkauf an die syrisch-orthodoxe Gemeinde könne er sich hingegen gut vorstellen. „Ich denke, dass das etwas werden könnte“, sagt Schoch. „Mit 79 Jahren will man sich eigentlich nicht mehr gern verändern, aber für meine Tochter und mich ist das Haus einfach zu groß.“

Über den Preis seien sich er und die Gemeinde bereits einig geworden, sagt Paul Schoch. Nun warten beide Parteien auf ein Signal der Stadt, ob diese ihr Einverständnis mit der neuen Nutzung erklärt. Wann sie damit rechnen können, ist laut Bürgermeister Thomas Kugler noch offen. „Rettungswege und Parkplätze sind wichtige Themen, die wir noch besprechen müssen“, sagt Kugler. „Außerdem sollte uns die Gemeinde ihr Nutzungskonzept noch etwas genauer vorstellen.“ Generell unterstütze die Stadtverwaltung den geplanten Umzug. „Wir würden uns mit der Gemeinde freuen, wenn sie dann wieder eine gesicherte Heimat hätte“, sagt Thomas Kugler.