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Jubelschrei

VfB: Ein Schritt dank Altintop-Effekt

Nürnberg / Lesedauer: 4 min

Gedämpfte Euphorie – Sieg in Nürnberg soll für den VfB Stuttgart dennoch Startschuss sein
Veröffentlicht:11.11.2018, 21:18

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Egal wie lang ein Weg auch sein mag, alles beginnt mit einem ersten Schritt. Und so schallten nach dem so befreienden 2:0 (0:0)-Sieg des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Nürnberg zwar die Jubelschreie über den Rasen, sangen die Fans sogar ironiefrei „Oh, wie ist das schön“, doch war den Verantwortlichen und Spielern auch klar, wie sie den Erfolg einzuschätzen haben: „Es ist klar, dass wir noch lange nichts erreicht haben. Dass wir immer noch Letzter sind, das sieht jeder. Es wird noch lange dauern, bis man diese Phase aus den ersten Monaten wieder gut macht“, sagte Trainer Markus Weinzierl einordnend.

Passender hätten die gebeutelden Fans den Gesangs-Evergreen also nicht wählen können, immerhin heißt es darin weiter: „so was hat man lange nicht gesehn, so schön“. Und Angemerkt: hier wurde nicht etwa die Meisterschaft gefeiert, sondern ein Bundesligasieg gegen Nürnberg und das mit einer nicht gerade überwältigenden Leistung. Dass die Fans also jenes Lied anstimmten, lässt erahnen, mit wie wenig die Anhänger derzeit schon zufrieden sind und auch wie ernst die Lage weiterhin ist: Mit nur acht Toren in elf Ligaspielen bleibt der VfB das schlechteste Offensivteam der Liga. Weil neben dem VfB auch Düsseldorf und Hannover gewannen, ist Stuttgart zudem weiter Schlusslicht. Kleiner Trost: Immerhin ist Nürnberg auf dem ersten Nicht-Abstiegsrang nur noch zwei Punkte entfernt – und der wiedergefundene Kampfgeist nach vier Pleiten und 1:14 Toren machen ebenfalls Mut für den Jahresausklang.

Und die Stuttgarter setzen zurecht gut daran, den Sieg nicht zu hoch zu hängen. Zwar stand die Abwehr mit Andreas Beck und Startelfdebütant Marc-Oliver Kempf, der Holger Badstuber (Wadenprobleme) ersetzte, recht sicher. Doch vor allem gelang offensiv bis zu den Toren durch Timo Baumgartl (68. Minute) und Erik Thommy (82.) wenig, auch wenn die Mannschaft eine Leistungs- und vor allem Mentalitätssteigerung zu den vergangenen Wochen zeigte. Und dann war da noch der Aufsteiger aus Nürnberg, der keine Großchance hatte und sicher auch kein Gradmesser für die Wochen sein kann, in denen VfB-Kapitän Christian Gentner „Druck ausüben“ will. „Es war ein kleiner Schritt. Wir müssen vorsichtig sein, wie wir das jetzt bewerten“, meinte Gentner und rechnete nüchtern: „Mit acht Punkten steigt man nach wie vor ab.“

Geschlossene Verteidigung

Dass beide Treffer Standardsituationen entsprangen, die davor zehn Spiele lang nichts zählbares einbrachten, war ein kleiner Lichtblick. Kurios dabei: Erst am Dienstag hatte Weinzierl mit dem Ex-Profi Halil Altintop einen weiteren Individualtrainer in sein Trainerteam geholt. Seine explizite Aufgabe bis Weihnachten: sich um die Stuttgarter Standards zu kümmern. Torwart Ron-Robert Zieler sprach deshalb etwas amüsiert vom „Altintop-Effekt“. Auch Gentner wollte dem nicht widersprechen: „Das lass ich einfach mal so stehen.“ Dabei ist Altintop kein Wunderdoktor. „Halil hat reichlich Erfahrung, dreht an Kleinigkeiten. Er bringt Ruhe rein und weiß, was wir brauchen – individuell und als Mannschaft“, erklärte Torschütze Erik Thommy, der mit dem 35-Jährigen noch in Augsburg zusammenspielte und gleich noch hinterherschob: „Er wird uns auch in den nächsten Wochen noch einiges beibringen.“

Die Stimmung in der Länderspielpause dürfte also etwas weniger angespannt sein und auch der Druck auf Sportchef Michael Reschke etwas nachlassen. „Durch diesen Sieg fällt jede Menge Ballast ab“, sagte Thommy. Und auch Baumgartl meinte nach seinem ersten Bundesliga-Treffer: „Die drei Punkte heute waren für uns und den Verein extrem überlebenswichtig.“ So müsse es nun weitergehen. Vor allem, da der VfB die Tugenden reaktiviert hat, die ihn in der vergangenen, so überragenden Rückrunde auszeichneten: „Von Ron (Zieler) bis Mario (Gomez) haben heute alle verteidigt. So muss es sein, das hat uns auch letztes Jahr so stark gemacht,“ sagte Baumgartl, der eine klare Ansage Richtung Teamkollegen und kommende Gegner richtete: „Wir haben noch sechs überlebenswichtige Spiele, um uns für die Rückrunde eine gute Ausgangslage zu sichern. Das war heute nur der erste Schritt aus der Krise.“ Der Anfang des Weges ist zumindest gegangen.