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TSG Hoffenheim bei seiner Premiere in der Champions League: Zweimal jubeln ist einmal zu wenig

Charkiw / Lesedauer: 4 min

Die TSG Hoffenheim schafft beim Debüt in der Champions League trotz zweimaliger Führung ein 2:2 bei Donezk – Trainer Julian Nagelsmann überzeugt auch mit der Wahl seines Outfits.
Veröffentlicht:19.09.2018, 21:39

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Die erste großer Frage des Abends, nämlich jene, ob sich in Julian Nagelsmanns Koffer ein königsklassentaugliches Outfit befand, beantwortete der modebewusste Trainer der TSG Hoffenheim mit einem souveränen und klaren: Aber natürlich! In dunkler Hose, weißem Hemd, schwarzer Krawatte und ärmelloser Weste – eine Kombination, die Englands Nationaltrainer Gareth Southgate bei der WM salonfähig gemacht hatte – verfolgte der 31-Jährige das allererste Spiel seiner TSG Hoffenheim in der Champions League beim ukrainischen Meister Schachtjor Donezk.

Die drängendste Frage des Abends, nämlich die, ob die Kraichgauer Champions League können, mussten Nagelsmann und die Seinen nach dem 2:2 (2:1) eher mit einem klaren „im Prinzip schon, aber ...“ beantworten. Trotz zweimaliger Führung schafften die Hoffenheimer nicht gleich bei der Premiere den Sieg. Vor allem, weil die TSG in der Schlussphase die Spielkontrolle verlor und Donezk zu Chancen einlud. Maycon glich so in der 81. Minute noch aus. Zuvor hatten die Hoffenheimer Florian Grillitsch (6.) und Havard Nordtveit (38.) und für Donezk Ismaily (27.), wie Maycon Brasilianer, getroffen.

„Das Ergebnis geht aufgrund der letzten Viertelstunde in Ordnung. Wir haben bewusst tief verteidigt, um zu kontern. Das erste Tor war sehr gut von uns gespielt, aber wir hätten auch höher führen können“, sagte Nagelsmann, „in der zweiten Hälfte hätten wir das Spiel entscheiden können, doch hinten raus hat uns der Zugriff gefehlt.“ Zudem sei den Seinen „am Ende ein bissschen die Luft“ ausgegangen. „Wir haben nicht mehr so gut verteidigen können. Dann kam leider der Gegner auf.“ Insgesamt hätten die Zuschauer „ein sehr rassiges, ordentliches Fußballspiel gesehen, und ich bin nicht unzufrieden mit unserem Auftritt.“

Ihr nächstes Spiel gegen den englischen Meister Manchester City mit seinem Startrainer Pep Guardiola (2. Oktober) können die Hoffenheimer dennoch selbstbewusst in Angriff nehmen. Dritter Gegner in Gruppe F ist Olympique Lyon.

Nagelsmann, der jüngste Trainer in der Geschichte der Champions League, hatte sich vor der Partie besorgt gezeigt – bezüglich der Kleiderwahl. „Es war immer mein Traum, mal im Anzug am Spielfeldrand zu stehen“, hatte Nagelsmann dem „kicker“ gesagt. Jedoch: „Ich schwitze einfach unfassbar stark. Da habe ich Probleme mit einem Anzug“. Darum habe er „relativ viele“ Klamotten in die Ukraine mitgenommen und wollte dann kurzfristig über seine Wahl entscheiden.

Als das Spiel losgegangen war, konnte er bereits nach sechs Minuten jubeln. Leonardo Bittencourt legte perfekt auf, Grillitsch chippte den Ball clever ins Netz. Im Vergleich zum 1:2 am Samstag in der Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf änderte Nagelsmann seine Startformation nicht. Hoffenheim , mit 3200 Einwohnern der kleinste Ort unter allen Startern im wichtigsten europäischen Club-Wettbewerb, war von Beginn an präsent und aggressiv. Angetrieben von Bittencourt und Nationalspieler Nico Schulz verpasste es die TSG jedoch, schnell nachzulegen. Adam Szalai hätte aus kurzer Distanz früh zum 2:0 treffen können (16.).

Donezk am Ende stärker

Stattdessen nutzte Donezk die erste Chance zum Ausgleich. Nordtveit agierte zu passiv, Ismaily hatte auf der linken Seite viel Platz und traf gegen den überraschten Torwart Oliver Baumann. Noch vor der Pause machte Nordtveit seinen Fehler wieder gut und köpfte Bittencourts Eckball zur erneuten Führung ins Tor. Die Zuschauer im Metalist-Stadion von Charkiw sahen eine temporeiche erste Halbzeit mit vielen Möglichkeiten. Dass Schachtjor nicht mehr in der heimischen Arena sondern im EM-Stadion von 2012 spielt, liegt am Ostukraine-Konflikt.

Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Kraichgauer weiter gefährlich. Andrej Kramaric scheiterte von der Strafraumgrenze (50.), ehe auch Donezk wieder mehr Spielanteile hatte. Erst der eingewechselte Maycon war neun Minuten vor dem Ende erfolgreich. Hoffenheim geriet in der Schlussphase mächtig unter Druck, Torjäger Júnior Moraes vergab sogar noch die Chance zum Sieg.