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Effet

Tischtennis goes München

Ochsenhausen / Lesedauer: 4 min

Borussia Düsseldorf erwartet Ochsenhausen zum Spitzenspiel im Audi Dome
Veröffentlicht:18.02.2019, 20:58

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Je kleiner und leichter ein Ball ist, umso schwieriger kann man seinen Effet einschätzen. Wenn Fußballer Tischtennis spielen, merken sie das. Thomas Müller etwa brachte kürzlich keinen der fünf Aufschläge von Rekord-Europameister Timo Boll zurück – obwohl der Nationalstürmer sich für einen talentierten Hobbyspieler hält –, Mats Hummels versemmelte selbst die höchsten Schmetterbälle. Das ungewöhnliche Stelldichein der Sportler, das per Video zu bestaunen ist, erfreute das Herz von Bolls Clubmanager Andreas Preuß. „Wir hatten sehr hohe Klickzahlen, marketingmäßig hatte das mehr Wert als vier Sportschau-Übertragungen zusammen.“

Eine perfekte Marketing-Aktion soll auch der Hauptakt werden, der diesen Samstag stattfindet: Im Audi Dome, wo sonst die Basketballer des FC Bayern spielen, trifft der Boll-Club Borussia Düsseldorf ab 18 Uhr auf den Pokalsieger TTF Liebherr Ochsenhausen. Preuß erhofft sich weit über 4000 Zuschauer, auch wenn der Allzeitrekord der Bundesliga, die 5492 Fans, die Düsseldorf einst in Hamburg anlockte, vermutlich verfehlt wird. „Wir verstehen uns als Traditionsclub und Botschafter unseres Sports, der das Profi-Tischtennis auch dahinbringen will, wo es sonst nicht stattfindet: In Großstädte, in die Tischtennis-Diaspora“, sagt Preuß. „Wir waren schon in Hamburg, Ost-Deutschland oder Münster, nun freuen wir uns auf München, das einst mit Milbertshofen ein wichtiger Standort im Tischtennis war. DTTB-Ehrenpräsident Hans-Wilhelm Gäb hat die Kontakte hergestellt, wir haben eine optimale Location gefunden und erhoffen uns ein Tischtennis-Fest mit den beiden besten Mannschaften Deutschlands, das für die beiden Clubs auch eine Standortbestimmung wird.“ Selbst wenn die große sportliche Brisanz fehlt – drei Spieltage vor Vorrundenende sind Tabellenführer Ochsenhausen und zu 99,9 Prozent auch Düsseldorf bereits für die Halbfinals qualifiziert und dürften sich im Mai im Finale in Frankfurt wiedersehen –, so geht es in München doch um die Vormachtstellung in Deutschland. Und die TTF-Stars Hugo Calderano und Simon Gauzy dürften darauf brennen, sich für ihre klaren Niederlagen im Finale 2018 gegen Boll in Frankfurt zu revanchieren.

Signal an die Fußballclubs?

„Es wird das Duell der jungen wilden Ochsen gegen uns alte Löwen“, sagt der 37-jährige Boll, der selbst massiv für die Partie warb – auch, weil er wie Müller und der FC Bayern Botschafter des Hilfswerk KiO ist, der Kinderhilfe Organtransplantation, die Gäb gründete und einen Großteil der Einnahmen des Spiels erhalten soll.

TTF-Chef Kristijan Pejinovic, der selbst in Oberschwaben mit diversen Spielorten experimentierte und gegen Düsseldorf des öfteren nach Ulm lud, freut sich auf das Duell. „In Großstädte zu gehen und mit professionellen Events für Tischtennis zu werben, das tut der ganzen Liga gut. Wir haben das noch unter Rainer Ihle mit der „Bundesliga on tour“ selbst initiiert. Vor allem für die Spieler wird die Kulisse großartig.“ Sportlich bleiben die TTF gelassen: „Simon und Hugo haben gegen Bremen beide große Rückstände wettgemacht, es gibt inzwischen immer mehr Spiele, bei denen ich innerlich ganz ruhig bin – weil ich spüre, dass wir sie gewinnen werden, ganz gleich, was kommt“, sagt Pejinovic, der die Vorrunde durchaus als Sieger beenden will. „Zwar hat es wenig Auswirkung, aber für den Kopf könnte ein Sieg von Vorteil sein –, auch, falls wir nochmal auf Düsseldorf treffen.“

Insgeheim hoffen die Tischtennis-Macher am Samstag auch auf eine Signalwirkung für die großen Fußballclubs. Preuß will den Traum, dass der FC Bayern (derzeit Viertliga-Erster) oder Borussia Dortmund (derzeit Zweitliga-Primus), im Tischtennis Ernst machen und mit ihren unendlichen Ressourcen die Bundesliga bereichern, noch nicht aufgeben. „Das wäre großartig und würde viel Aufmerksamkeit bringen. Der FC Bayern macht eine tolle Jugendarbeit im Tischtennis, konzentriert sich aber auf Basketball und Fußball. Beim BVB, mit dem wir auch eine Kooperation pflegen, ist die Wahrscheinlichkeit höher“, sagt Preuß. Vielleicht kann BVB-Spielleiter Sebastian Kehl darauf einwirken. Auch Kehl hat mit Timo Boll bereits ein paar Bälle geschlagen, ein paar kamen sogar zurück.