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Skispringerin Seyfarth zeigt: Fliegen kann sie gut

Oberstdorf / Lesedauer: 3 min

Bei ihrem 100. Weltcup-Start brilliert die Wahl-Oberstdorferin aus Thüringen mit Sprüngen auf 132 und 135 Meter und wird Zweite. Überhaupt erlebt die 28-Jährige heuer eine konstant starke Saison – ihre bislang stärkste.
Veröffentlicht:17.02.2019, 21:36

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Ein langgezogenes „neeeee“, ein Lachen. 100 Weltcup-Einsätze? Juliane Seyfarth staunte. Über die Zahl, über sich selbst. 98 Wettkämpfe hatten die „Extended Data“-Statistiken des Weltverbandes FIS bis Oberstdorf für die Skispringerin des WSC 07 Ruhla ausgewiesen (plus drei im Team); am Schattenberg wurde Juliane Seyfarth am Samstag Sechste, am Sonntag nach einem höchst spektakulären Wettkampf Zweite. 98 + 2 = 100.

Eingebettet ist das Jubiläum in die mit Abstand stärkste Saison der bald 29-Jährigen; als Gesamtweltcup-Vierte wird sie zur Weltmeisterschaft nach Seefeld reisen. Und Team (26. Februar), Einzel (27. Februar) sowie eventuell Mixed-Team (2. März) angehen „wie sonst eigentlich auch jeden Weltcup: Ich versuch’ einfach, möglichst zwei gleichmäßig gute Sprünge zu machen.“

Selten diesen Winter ist es beim Versuch geblieben. Siebenmal fand Juliane Seyfarth sich bei einer Weltcup-Siegerehrung auf dem Podium, sieben weitere Springen beendete sie in den Top Ten. Stabilität auf solch hohem Niveau kommt nicht von ungefähr, sondern – so die Sportlerin – „einfach von der guten Arbeit von mir und meinen Trainern und Betreuern in der letzten Zeit“. Konkreter wird Bundestrainer Andreas Bauer : „Juliane ist ja eine sehr schmale und schmächtige Athletin, aber sie ist unheimlich athletisch geworden in diesem Jahr; sie hat akribisch dafür gearbeitet.“ Und so eine zweite Qualität veredelt: „Sie ist ja eher eine Fliegerin von ihrer Konstitution her. Fliegen kann sie gut.“

Seit jeher. Vielleicht eine Sache der Gene: Opa Georg und Vater Heiko sprangen Ski (Mutter Diana war Leichtathletin), Klein-Juliane stand erst auf Alpin-Latten, dann auf der Taekwondo-Matte, schließlich in der Loipe. Ihr Langlauftrainer Klaus Baacke betreute damals auch Ruhlas Nordische Kombinierer; „den hab’ ich dann so lange genervt, bis ich mal mit auf die Schanze durfte“. Neun war Juliane Seyfarth da; mit 15 gewann sie Gold bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2006 in Kranj – der ersten überhaupt im Frauenskispringen. Das, hat Juliane Seyfarth einmal gesagt, bleibe ihr immer, „daran denke ich gern. Aber sonst lebe ich im Jetzt.“

Lillehammer – ein Fest

Das „Jetzt“ begann, nach Platz zehn bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang, mit einem Sommer, in dem keine Krankheit, keine Verletzung bremsten. Schon auf der Porzellanspur zeigte Juliane Seyfarth Konstanz, Rang fünf in der Grand-Prix-Serie sollte ein Fingerzeig sein: auf Lillehammer, Schnee-Auftakt, Juliane Seyfarths 84. Weltcup. Ihren bislang besten – Sieg mit 12,6 Punkten Vorsprung vor Maren Lundby, mit 18,6 gar vor Sara Takanashi. Ein Fest fürs Selbstvertrauen? Ein Fest, gewiss! Selbstvertrauen allerdings, weiß Juliane Seyfarth, „ist sicher gut“, Flow allein jedoch trage nicht. „Ich muss mich schon auf jeden Wettkampf neu fokussieren, jeden Sprung von Neuem ansteuern.“

Das gelingt ihr, die seit 2012 in Oberstdorf lebt und trainiert und diesen Dienstag 29. Geburtstag feiert, im achten Weltcup-Jahr brillant. Drittälteste war Juliane Seyfarth am Wochenende, flog 132 und überragende 135 Meter weit am Sonntag. Mehr „Wirkung“ und Höhe hatten ihre Sprünge als tags zuvor. Alle Korrekturen umgesetzt. Und wie! Erfolg ist Erfahrungssache? Das Nein kommt schnell. „Ich glaub’ eher, dass es als Jüngere wesentlich leichter ist. Weil man sich einfach über noch nichts Gedanken macht. Das war bei mir damals auch so.“

Mit 100 Weltcup-Einsätzen reflektiert Frau ihr Tun häufiger. Früher landen lässt das nicht. Und eine Überlegung ist sowieso tabu – die vom Aufhören. 2021 heißt der WM-Gastgeber Oberstdorf, 2022 sieht Peking Olympia. Bis dahin plant Juliane Seyfarth. „Auf jeden Fall!“ Nach so einem Hundertsten irgendwie verständlich ...