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Ehrensache

Der große Brandauer hat einen großen Film im Gepäck

Biberach / Lesedauer: 2 min

„Manipulation“ beeindruckt das Biberacher Publikum
Veröffentlicht:02.11.2012, 19:50

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Wenn Adrian Kutter ruft, ist es für seinen alten Freund Klaus Maria Brandauer Ehrensache, den Biberacher Filmfestspielen einen Besuch abzustatten. So war das auch am Freitag: Im Kinofoyer warteten bereits jede Menge Fans, Autogrammjäger und Journalisten auf den Weltstar. Die erste innige Umarmung galt allerdings seinem Freund Adrian.

Im Gepäck hatte Brandauer die Schweizer Produktion „Manipulation“, ein bedrückendes Stück Zeitgeschichte aus den Jahren des Kalten Kriegs, als die Schweiz in ihrer Furcht vor den Sowjets versuchte, selbst Atommacht zu werden und rund 600 000 ihrer Bürger ausspionieren ließ.

Brandauer spielt Urs Rappold , einen Ermittler in der Antispionage-Abteilung. Ein Star-Reporter, den er als vermeintlichen Spion enttarnt, nimmt sich vor seinen Augen das Leben. Rappold bekommt Selbstzweifel, ob er sich auf eine falsche Fährte hat locken lassen. Er sieht sich plötzlich einem Konflikt gegenüber, zwischen dem, was er als Wahrheit ermittelt hat und dem, was seine Vorgesetzten gerne als Wahrheit sehen würden. Am Ende ist der knallharte Spezialagent selbst das getriebene Opfer in einem unwürdigen Spiel.

„Manipulation“ ist kein typischer Action-Agentenstreifen, sondern ein handwerklich glänzend gemachter Film, der vor allem durch seine Dialoge besticht. Brandauer scheint die Rolle des Urs Rappold geradezu auf den Leib geschrieben.

Er habe diese Rolle auch gerne angenommen, weil er zur Schweiz eine ganz besondere Beziehung habe, verriet Klaus Maria Brandauer dem Biberacher Publikum. Seine Familie lebte einige Zeit in Grenzach, wo sein Vater beim Zoll beschäftigt war. „Mein Vater liebte die Schweiz, und noch ehe ich zehn Jahre alt war, kannte ich dort alle Alpenpässe“, sagte Brandauer. Die Schweiz sei für ihn in dieser Zeit eine Art Paradies gewesen. Das Drehbuch des Films habe ihm gezeigt, dass es da auch eine andere Seite gegeben habe. „Allerdings ist ,Manipulation’ nicht nur ein Film über die Schweiz allein, sondern über Zustände, wie sie überall auf der Welt vorkommen“, so Brandauer.

Umso bitterer muss es für das Team sein, dass es auf dem deutschen Markt keinen Verleiher gibt, der den Film in die Kinos bringen will. „Alle loben seine hohe Qualität, sagen uns aber auch, dass es wirtschaftlich ein zu hohes Risiko sei“, so Produzent Alex Martin. Einen Trost für alle, die ihn in Biberach nicht gesehen haben, gibt es dennoch: Ab 6. Dezember ist „Manipulation“ in Deutschland auf DVD erhältlich.